Was ist Scalp-Trading?

Was ist Scalp-Trading?

Anfänger
Veröffentlicht Aug 19, 2020Aktualisiert Jun 12, 2025
9m

Zusammenfassung:

  • Scalp-Trading oder Scalping bezeichnet eine kurzfristige Handelsstrategie, bei der Dutzende oder sogar Hunderte von Trades pro Tag getätigt werden, um aus minimalen Kursbewegungen schnelle Gewinne zu erzielen. 

  • Bei präziser und disziplinierter Vorgehensweise können sich kleine Gewinne im Laufe der Zeit zu relevanten Summen addieren. Entscheidend sind eine schnelle Orderausführung, fundierte technische Analysen und der Zugang zu Echtzeitdaten.

  • Scalp-Trading erfordert ständige Aufmerksamkeit, mentale Stärke und ein striktes Risikomanagement. Unerfahrenere Trader sollten ihre Strategien zunächst im Testnet oder Demokonto testen, bevor sie echtes Kapital einsetzen.

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Einführung

Starrst du ständig auf 1-Minuten-Charts? Steigst du gerne schneller in Trades ein und wieder aus, als ein Anleger einen Geschäftsbericht öffnen kann? Wenn ja, könnte Scalp-Trading etwas für dich sein.

Scalp-Trader bzw. Scalper versuchen, aus kleinen Kursbewegungen Profit zu schlagen. Ihr Ziel ist kein einzelner großer Gewinn, sondern immer wieder kleine Gewinne. Gelingt ihnen das konsequent, wächst das Guthaben auf ihrem Trading-Konto stetig an. Da Scalp-Trading jedoch sehr riskant ist, arbeiten Scalper häufig mit engen Stop-Losses. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die Handelsstrategie.

Was ist Scalp-Trading?

Scalp-Trading gehört zu den beliebtesten Day-Trading-Strategien. Scalp-Trader versuchen, aus kleinen Kursbewegungen Gewinne zu erzielen. Ihr Ziel sind nicht hohe Erträge aus einzelnen großen Trades, sondern viele kleine Gewinne durch zahlreiche kurzfristige Positionen.

Daher platzieren sie über kurze Zeiträume viele Trades, um kleine Kursausschläge und Marktineffizienzen auszunutzen. Die Idee: Durch die Anhäufung und Reinvestition dieser kleinen Gewinne entsteht im Laufe der Zeit eine beträchtliche Summe. 

Scalper sind an allen Märkten wie Aktien-, Devisen- und Kryptomärkten aktiv.

Risiken von Scalp-Trading

Scalping kann für erfahrene Trader profitabel sein, ist jedoch mit erheblichen Risiken verbunden, die du kennen solltest:

  1. Hohes Verlustrisiko: In kurzen Zeitrahmen können Kursbewegungen besonders abrupt und schwer vorhersehbar sein. Ein schlecht getimter Trade oder eine Serie kleiner Verluste kann schnell alle Gewinne zunichtemachen.

  2. Permanente Aufmerksamkeit nötig: Scalping erfordert volle Konzentration. Trader müssen den Markt häufig über Stunden hinweg genau beobachten.

  3. Stress: Das schnelle Tempo und der Druck, rasch entscheiden zu müssen, können psychisch stark belasten. Trader ohne ausgeprägte emotionale Kontrolle neigen zu Überreaktionen oder geben nach einigen Verlusten auf.

  4. Kosten: Häufiges Trading verursacht häufige Gebühren. Wenn du nicht eine Plattform mit niedrigen oder keinen Gebühren nutzt, werden deine Gewinne schnell aufgezehrt.

  5. Konkurrenz durch Bots: Viele Scalp-Trades werden inzwischen von Hochfrequenz-Algorithmen ausgeführt. Gegen Bots, die in Millisekunden reagieren, haben Menschen oft das Nachsehen.

So funktioniert Scalp-Trading

Scalping basiert auf Geschwindigkeit, Präzision und Wiederholung. Wegen der kurzen Zeitrahmen stützen sich Scalper meist auf die technische Analyse, um geeignete Einstiegszeitpunkte zu identifizieren. Nachrichten und fundamentale Ereignisse spielen nur dann eine Rolle, wenn sie kurzfristig für erhöhtes Handelsvolumen und Liquidität sorgen.

Scalp-Trader konzentrieren sich also auf kurzfristige Volatilitätsspitzen, nicht auf längerfristige Trends. Die Handelsstrategie ist nicht für jeden geeignet, da sie ein tiefes Marktverständnis und eine schnelle Entscheidungsfindung, oft unter hohem Druck, erfordert.

Wie verdienen Scalp-Trader Geld?

Stell dir vor, du kaufst 1 BTC für 66.000 USD und verkaufst ihn Sekunden später für 66.050 USD. Die Differenz von 50 USD wirkt gering, aber wenn du 2 BTC handelst, ist das bereits ein Gewinn von 100 USD. Gelingt dir das mehrfach am Tag, summieren sich die Profite. Profis setzen zudem oft Hebel ein oder handeln mit größeren Volumina, sodass auch minimale Kursbewegungen beträchtliche Gewinne einbringen können.

Kurze Zeitrahmen

Scalper suchen kleine Gelegenheiten am Markt. Meist handeln sie in kurzen Zeitrahmen und verwenden Intraday-Charts wie 1-Stunden-, 15-Minuten-, 5-Minuten- oder 1-Minuten-Charts. Einige betrachten sogar Intervalle von weniger als einer Minute.

Wir bewegen uns hier jedoch in Richtung des Bot-gesteuerten Hochfrequenzhandels, der für Menschen schlicht zu schnell ist. Maschinen verarbeiten große Datenmengen in Windeseile, während die meisten Trader bereits mit 15-Sekunden-Charts überfordert sind.

Hier ist noch etwas zu bedenken: Handelssignale sind bei längeren Zeitrahmen in der Regel zuverlässiger als bei niedrigeren. Aus diesem Grund beginnen viele Scalper mit einer Analyse der übergeordneten Marktstruktur.

Sie untersuchen den längerfristigen Markttrend und identifizieren relevante Kursniveaus in höher aufgelösten Charts, bevor sie zu kürzeren Zeitrahmen wechseln. Dies zeigt, dass es sich auch bei kurzfristigen Strategien lohnt, das Gesamtbild des Markts stets im Auge zu behalten.

Scalp-Trader nutzen die technische Analyse (TA)

Wie bereits erwähnt, basieren Scalping-Strategien nahezu vollständig auf technischen Indikatoren und kurzfristiger Kursentwicklung. Während jeder Scalper seine eigene Methode hat, analysieren viele zum Beispiel das Handelsvolumen, die Kursbewegungen und die Unterstützungs- und Widerstandsniveaus. Zu den gängigen TA-Tools, die Scalper verwenden, gehören:

Viele Scalper analysieren zusätzlich das Orderbuch, Volumenprofile, Open Interest und weitere Indikatoren in Echtzeit. Einige entwickeln sogar eigene Kennzahlen, um ihrer Handelsstrategie einen Vorteil am Markt zu verschaffen.

Scalping an traditionellen Finanzmärkten und am Kryptomarkt

Im Gegensatz zur Börse, die feste Handelszeiten hat, ist der Kryptomarkt rund um die Uhr geöffnet und bietet somit mehr Möglichkeiten für Scalping. Gleichzeitig führt die höhere Verfügbarkeit zu mehr Wettbewerb und höherer Volatilität, weshalb Scalper unbedingt eine robuste Strategie und schnelle, zuverlässige Tools benötigen.

Im klassischen Börsenhandel findet Scalp-Trading meist in Zeiten höchster Liquidität statt, etwa in der ersten oder letzten Stunde des Handelstags. Am Kryptomarkt hingegen hängen diese aktiven Handelsphasen von der Marktstimmung, der Nachrichtenlage und der globalen Marktaktivität ab.

Scalping-Strategien

Jeder Trader „scalpt“ auf seine eigene Weise – feste Regeln gibt es kaum. Doch es gibt einige grundlegende Ansätze, an denen du dich orientieren kannst, wenn du deine eigene Scalping-Strategie entwickelst.

Diskretionäres und systematisches Scalping

Diskretionäre Trader treffen ihre Entscheidungen situativ, je nachdem, wie sich das Marktgeschehen entwickelt. Auch wenn sie möglicherweise spezifische Ein- und Ausstiegskriterien haben, orientieren sich bei ihren Entscheidungen jedoch in erster Linie an den jeweiligen Marktbedingungen. Mit anderen Worten: Diskretionäre Trader beziehen viele verschiedene Faktoren in ihre Handelsentscheidungen ein, folgen aber weniger starren Regeln und verlassen sich stärker auf Intuition und Bauchgefühl.

Systematische Trader hingegen implementieren ein System mit klar definierten Regeln, das automatisch Ein- und Ausstiege auslöst, sobald bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Dieser datengesteuerte Ansatz basiert weniger auf Intuition als vielmehr auf Algorithmen.

Die Einteilung in diskretionäres und systematisches Trading gilt grundsätzlich auch für andere Handelsansätze – bei kurzfristigen Strategien tritt der Unterschied jedoch besonders deutlich zutage. Über längere Zeiträume hinweg erweisen sich diskretionäre Methoden meist als weniger zuverlässig.

Range-Trading

Range-Trading ist eine Handelsstrategie, bei der der Scalper darauf wartet, dass sich eine Preisspanne etabliert, und dann innerhalb dieser Range handelt. Solange die Spanne Bestand hat, dient das untere Ende als Unterstützung und das obere als Widerstand. In Verbindung mit Stop-Losses und einem konsequentem Risikomanagement kann diese Vorgehensweise sehr effektiv sein, auch wenn es natürlich keine Erfolgsgarantie gibt.

Bid-Ask-Spread-Strategien

Manche Scalper versuchen, den Bid-Ask-Spread auszunutzen. Ist die Differenz zwischen dem höchsten Bid- und dem niedrigsten Ask-Preis groß, kann oft ein Gewinn erzielt werden. Solche Strategien sind jedoch eher für den quantitativen oder algorithmischen Handel geeignet, da Menschen Marktineffizienzen nicht so zuverlässig erkennen wie Bots.

Momentum-Trading

Bei Momentum-Trading wird versucht, von starken Kursbewegungen zu profitieren. Bricht beispielsweise Bitcoin bei hoher Handelsaktivität über einen wichtigen Widerstand aus, springt ein Momentum-Scalper zügig auf die Welle auf, um danach schnell wieder auszusteigen.

Mean-Reversion-Strategie

Scalper können auch nach überkauften oder überverkauften Marktzuständen suchen, um auf kurzfristige Gegenbewegungen zu setzen – ein Ansatz, der unter dem Begriff „Mean Reversion“ bekannt ist. Technische Indikatoren wie die Bollinger-Bänder oder der Relative-Stärke-Index (RSI) liefern Hinweise darauf, wann eine Rückkehr zum Mittelwert wahrscheinlich sein könnte. Steigt der Kurs von ETH beispielsweise stark an und durchbricht das obere Bollinger-Band, könnte ein Scalper einen schnellen Rücksetzer erwarten und entsprechend handeln.

Scalping ist an den meisten Finanzmärkten legal. Ob es profitabel ist, hängt von Strategie, Disziplin und Risikomanagement ab. Während einige Trader gut mit dem Tempo und Druck beim Scalping zurechtkommen, empfinden andere die Strategie als zu stressig. Ohne passende Tools und eine hohe mentale Belastbarkeit fällt es schwer, auf Dauer erfolgreich zu sein. 

Beachte, dass der kurzfristige Handel von Trading-Bots dominiert wird. Wer mithalten will, muss mit Algorithmen konkurrieren.

Sollte ich Scalp-Trading betreiben?

Das hängt ganz von deinem persönlichen Trading-Stil ab. Manche Trader möchten keine Positionen über Nacht halten und bevorzugen deshalb kurzfristige Strategien wie Day- oder Scalp-Trading.

Andere lassen Positionen über Tage, Wochen oder sogar Monate offen. Sie definieren ihre Gewinnziele, Einstiege und Stop-Losses im Voraus und überprüfen ihre Trades nur gelegentlich. Swing-Trader fallen in diese Kategorie.

Entscheide also, welcher Handelsstil zu deiner Persönlichkeit und deinem Risikoprofil passt.

Probiere verschiedene Strategien aus – etwa im Testnet von Binance Futures – und schaue was funktioniert, bevor du echtes Kapital einsetzt.

Fazit 

Scalping ist eine beliebte kurzfristige Handelsstrategie, bei der versucht wird, kleine Kursbewegungen für schnelle Gewinne auszunutzen. Sie erfordert Disziplin, eine tiefes Marktverständnis und schnelle Entscheidungsfähigkeit. 

Obwohl Scalping Chancen auf rasche Profite bietet, birgt es auch hohe Risiken. Eine sorgfältige Vorbereitung, eine klare Strategie und mentale Stärke sind unerlässlich.

Für Einsteiger sind meist langfristigere Ansätze wie Swing-Trading oder Buy-and-Hold besser geeignet. Mit wachsender Erfahrung kann auch Scalp-Trading in Betracht gezogen werden. Unabhängig von der gewählten Strategie gilt jedoch: Ein konsequentes Risikomanagement, einschließlich Stop-Loss-Orders und angemessener Positionsgrößen, ist entscheidend für den langfristigen Erfolg.

Weiterführende Lektüre

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