Was ist die technische Analyse (TA)?
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Was ist die technische Analyse (TA)?

Was ist die technische Analyse (TA)?

Anfänger
Veröffentlicht Mar 14, 2019Aktualisiert Apr 14, 2025
7m

Zusammenfassung:

  • Die technische Analyse (TA) ist eine Methode zur Vorhersage der Marktentwicklung auf der Grundlage historischer Preisdaten und Handelsvolumina.

  • Die TA kann sich auf die Identifikation von Unterstützungs- und Widerstandsniveaus beschränken oder durch den Einsatz technischer Indikatoren wie gleitender Durchschnitte, des Relative-Stärke-Indexes, des MACD-Indikators oder der Bollinger-Bänder erweitert werden.

  • Technische Indikatoren können günstige Kauf- und Verkaufszeitpunkte anzeigen, liefern aber manchmal auch falsche Signale, insbesondere beim kurzfristigen Handel oder in weniger liquiden Märkten. 

  • Um das Risiko zu minimieren, ist es wichtig, ein konsequentes Risikomanagement zu betreiben und die TA mit anderen Analysemethoden zu kombinieren.

Einführung

Die technische Analyse (TA) ist eine Methode zur Vorhersage der Kursentwicklung von Vermögenswerten auf der Grundlage historischer Preisdaten und Handelsvolumina. Im Gegensatz zur fundamentalen Analyse, die eine Vielzahl von Markt- und Unternehmensdaten berücksichtigt, werden bei der TA nur Kursbewegungen und Chartmuster analysiert. Trader nutzen die TA, um Trends, Unterstützungs- und Widerstandsniveaus sowie potenzielle Einstiegs- und Ausstiegspunkte zu erkennen.​

Entstehung der TA

Die ersten rudimentären Formen der TA tauchten im 17. Jahrhundert in Amsterdam und im 18. Jahrhundert in Japan auf, aber die moderne TA kann vor allem auf Charles Dow zurückgeführt werden.

Der US-amerikanische Finanzjournalist und Gründer des Wall Street Journal erkannte als einer der ersten, dass sich Kurse und Märkte häufig in klaren Trends bewegen, die sich systematisch untersuchen lassen. Seine Beobachtungen führten zur Dow-Theorie und legten den Grundstein für die heutige TA.

Anfänglich arbeiteten Analysten mit handgezeichneten Charts und Rechenblättern. Mit dem Aufkommen leistungsfähiger Computer und spezialisierter Software fand die TA schnell weite Verbreitung und gehört heute zu den Standardinstrumenten vieler Trader und Anleger.

So funktioniert die TA

Die TA basiert auf der Annahme, dass alle verfügbaren Informationen im Preis eines Vermögenswerts widergespiegelt werden. Trader versuchen, zukünftige Kursbewegungen auf Basis ihrer Analyse der Kursmuster und Handelsvolumina vorauszusagen.​

Im Kern werden bei der TA die grundlegenden Kräfte des Markts analysiert: Angebot und Nachfrage. Diese bestimmen, ob der Kauf- oder Verkaufsdruck überwiegt – und damit, in welche Richtung sich der Preis bewegt. Die Marktkräfte werden stark von Emotionen wie Gier und Angst beeinflusst und spiegeln die allgemeine Stimmung unter den Marktteilnehmern wider. 

Die TA funktioniert besonders gut unter normalen Bedingungen, d. h. in hochliquiden Märkten mit hohen Handelsvolumina. Das Risiko von Kursmanipulationen oder atypischen externen Einflüssen, die zu falschen Signalen führen könnten, ist dort geringer.

Wichtige technische Indikatoren

Trader nutzen verschiedene technische Indikatoren, um Kursbewegungen zu analysieren und potenzielle Handelschancen zu identifizieren. Zu den am häufigsten verwendeten zählen:​

1. Gleitende Durchschnitte

  • Einfacher gleitender Durchschnitt: Der einfache gleitende Durchschnitt zeigt den Durchschnittspreis eines Vermögenswerts über einen festgelegten Zeitraum. Kurzfristige Preisschwankungen werden geglättet.​

  • Exponentieller gleitender Durchschnitt: Der exponentielle gleitende Durchschnitt gewichtet die jüngsten Preisdaten stärker, weshalb er schneller auf aktuelle Entwicklungen reagiert.​

Mit gleitenden Durchschnitten lassen sich Trends und potenzielle Unterstützungs- und Widerstandsniveau am Markt erkennen. Wenn sich etwa kurzfristige und langfristige Durchschnitte kreuzen, kann das auf eine bevorstehende Kauf- oder Verkaufschance hindeuten.​

2. Relative-Stärke-Index (RSI)

Der Relative-Stärke-Index ist ein Momentum-Oszillator, der anzeigt, wie stark und schnell sich der Kurs auf einer Skala von 0 bis 100 verändert. Liegt der Wert über 70, gilt der Markt als überkauft, während ein Wert unter 30 auf einen überverkauften Zustand hinweist.​

3. Bollinger-Bänder (BB)

Bollinger-Bänder bestehen aus zwei Linien, die oberhalb und unterhalb eines gleitenden Durchschnitts verlaufen. Ihr Abstand zeigt die Volatilität am Markt an. Sie helfen dabei, potenziell überkaufte oder überverkaufte Bedingungen zu identifizieren.​

4. Moving Average Convergence Divergence (MACD)

MACD ist ein Momentum-Indikator zur Trendanalyse, der das Verhältnis zweier exponentieller gleitender Durchschnitte darstellt. Er besteht aus der MACD-Linie, der Signallinie und einem Histogramm und kann dabei helfen, mögliche Kauf- oder Verkaufssignale zu erkennen.​

Handelssignale

Technische Indikatoren sind nicht nur nützlich, um Trends zu identifizieren, sondern können auch potenzielle Ein- oder Ausstiegszeitpunkte signalisieren:​

  • Überkaufte und überverkaufte Bedingungen: Indikatoren wie der RSI können anzeigen, ob ein Vermögenswert überkauft (mögliches Verkaufssignal) oder überverkauft (mögliches Kaufsignal) ist.​

  • Kreuzungen von gleitenden Durchschnitten: Ein bullisches Signal liegt vor, wenn ein kurzfristiger gleitender Durchschnitt einen langfristigen von unten nach oben schneidet. Dies wird als goldenes Kreuz bezeichnet. Umgekehrt deutet eine Kreuzung von oben nach unten – ein sogenanntes Todeskreuz – auf einen möglichen Abwärtstrend hin.​

  • MACD-Signale: Wenn die MACD-Linie die Signallinie von unten nach oben kreuzt, entsteht ein Kaufsignal. Schneidet sie die Signallinie hingegen von oben nach unten, könnte ein Abwärtstrend bevorstehen.​

Es ist wichtig zu beachten, dass Handelssignale nicht immer zuverlässig sind. Besonders im kurzfristigen Handel können technische Indikatoren viel „Rauschen“ erzeugen – also falsche Signale, die zu Fehleinschätzungen führen können. Um das Risiko zu minimieren, sollten technische Indikatoren stets mit anderen Analysemethoden und einem soliden Risikomanagement kombiniert werden.​

Kritik

Die TA steht immer wieder in der Kritik – oft mit dem Argument, sie funktioniere nur als selbsterfüllende Prophezeiung, also weil so viele Trader dieselben Muster sehen und danach handeln.

Obwohl die TA äußerst beliebt ist, hat sie einige Schwächen:​

  • Selbsterfüllende Prophezeiung: Kritiker glauben, dass die TA nur deshalb funktioniert, weil viele Trader dieselben Indikatoren nutzen, was letztlich zu genau den erwarteten Kursbewegungen führt.​

  • Subjektivität: Die Interpretation von Charts und Mustern ist oft subjektiv, und verschiedene Trader kommen oft zu unterschiedlichen Schlüssen.​

  • Marktanomalien: In Phasen hoher Volatilität oder bei unvorhergesehenen Ereignissen kann die TA weniger zuverlässig sein.​

Trotz dieser Kritikpunkte ist die TA für viele Trader ein nützliches Instrument, insbesondere wenn sie mit anderen Methoden kombiniert wird.​ Befürworter argumentieren, dass jeder Charttechniker seine eigene Methode zur Analyse und Bewertung von Charts und Indikatoren hat. Es sei daher praktisch unmöglich, dass viele Trader genau dieselbe Strategie verfolgen.

Technische vs. fundamentale Analyse

Während die TA auf historischen Preisdaten und -mustern basiert, wird bei der fundamentalen Analyse (FA) der innere Wert eines Vermögenswerts anhand einer Vielzahl von Finanzkennzahlen, Wirtschaftsdaten und qualitativen Faktoren bewertet.​

  • Technische Analyse: Ideal für kurzfristige Strategien, weil sie hilft, günstige Zeitpunkte für Käufe und Verkäufe zu erkennen.​

  • Fundamentale Analyse: Besser geeignet für langfristige Anlageentscheidungen, da die Gesamtlage und das Potenzial eines Vermögenswerts bewertet werden.​

Viele Anleger kombinieren beide Ansätze, um fundierte Entscheidungen zu treffen und die jeweiligen Stärken beider Methoden zu nutzen.​

Fazit

Ungeachtet der Kritik und der Debatte darüber, welche Methode die bessere ist, kombinieren viele Anleger beide Ansätze. Während die FA vor allem für langfristige Anleger geeignet ist, liefert die TA wertvolle Erkenntnisse über kurzfristige Marktentwicklungen und kann damit für alle Trader und Anleger nützlich sein.

Weiterführende Lektüre

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