Was ist Frontrunning?
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Was ist Frontrunning?

Was ist Frontrunning?

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Aktualisiert Jan 29, 2025
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Dieser Artikel dient nur zu Bildungszwecken. Die von Binance bereitgestellten Informationen stellen keine Anlageberatung oder -empfehlung dar. Binance übernimmt keine Verantwortung für deine Anlageentscheidungen. Bitte lass dich von Experten beraten, bevor du finanzielle Risiken eingehst. Möglicherweise sind bestimmte Produkte, auf die in diesem Artikel verwiesen wird, in deiner Region nicht verfügbar.

Zusammenfassung:

  • Unter Frontrunning versteht man im Börsenhandel das Ausnutzen von Insiderwissen über eine große anstehende Transaktion, die den Kurs eines bestimmten Vermögenswerts beeinflussen wird.

  • Im Kryptobereich ist Frontrunning an dezentralen Börsen (DEXes) weit verbreitet, wo Trader oder Bots die hohe Sichtbarkeit von Transaktionen und hohe Slippage-Toleranzen ausnutzen können.

  • Um sich vor Frontrunning zu schützen, können DeFi-Trader die Slippage-Toleranz senken, private Transaktionen nutzen und MEV-Schutzmechanismen wie MEV-Blocker einsetzen.

Einführung

Frontrunning ist ein Begriff aus der Finanzwelt, der eine illegale und unethische Handelspraxis beschreibt, bei der nicht-öffentliche Informationen über eine bevorstehende Transaktion zum persönlichen Vorteil ausgenutzt werden. In diesem Artikel wird erklärt, was Frontrunning ist, wie es an den traditionellen Finanzmärkten und im Kryptobereich funktioniert und welche Auswirkungen es hat.

Was ist Frontrunning?

Bei Frontrunning nutzt ein Broker, Trader oder Finanzdienstleister Insiderwissen, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Frontrunner versuchen, ihre eigenen Orders vor einer anstehenden großen Transaktion zu platzieren, in der Erwartung, dass sich der Markt nach Ausführung der großen Transaktion zu ihren Gunsten entwickeln wird. Dieses Verhalten untergräbt die Integrität eines Finanzmarktes, da vertrauliche Kundeninformationen zum persönlichen Vorteil ausgenutzt werden.

An den traditionellen Finanzmärkten erfolgt Frontrunning in der Regel in Erwartung eines großen Handels. Frontrunning kommt auch in der Kryptowelt vor, insbesondere an Märkten mit geringer Liquidität (z. B. beim Handel mit Meme-Coins an dezentralen Börsen).

Was sind die Hauptmerkmale von Frontrunning?

Frontrunning am traditionellen Finanzmarkt weist typischerweise folgende Merkmale auf:

1. Zugang zu Insiderinformationen

An Frontrunning ist in der Regel ein Broker oder Händler beteiligt, der Informationen über einen großen Trade verfügt. Beispielsweise könnte ein Kunde eine Order zum Kauf oder Verkauf einer großen Anzahl von Aktien, Anleihen oder anderen Vermögenswerten aufgegeben haben.

2. Orders auf eigene Rechnung

Wenn der Broker weiß, dass die Transaktion den Preis des Vermögenswerts beeinflussen könnte, kauft oder verkauft er denselben Vermögenswert selbst, bevor er die Order des Kunden ausführt. Möchte ein Kunde beispielsweise eine große Anzahl von Aktien kaufen, könnte der Broker die Aktien zum aktuellen Kurs kaufen, da er davon ausgeht, dass die große Kauforder des Kunden wahrscheinlich zu einem Kursanstieg führen wird.

3. Gewinn infolge der erwarteten Kursbewegung

Sobald die Transaktion des Kunden ausgeführt ist und sich der Kurs wie erwartet entwickelt, verkauft der Broker seine Aktien (oder schließt seine Position) mit Gewinn. Die große Order des Kunden führt zu einer Marktreaktion, von der der Broker profitiert, da er dank seines Insiderwissens seine Order ja bereits vor den anderen Marktteilnehmern platziert hat.

Beispiel für Frontrunning am traditionellen Finanzmarkt

Dieses Beispiel soll veranschaulichen, wie Frontrunning ablaufen kann:

  • Ein großer institutioneller Anleger beschließt, eine Million Aktien eines Unternehmens zu kaufen.

  • Der Anleger gibt diese Order über seinen Broker auf.

  • Der Broker ist sich bewusst, dass diese große Order wahrscheinlich zu einem Anstieg des Aktienkurses führen wird, und kauft daher 10.000 Aktien des Unternehmens für sich selbst, bevor er die Order des Kunden ausführt.

  • Sobald die Order des Kunden ausgeführt wurde, steigt der Aktienkurs wie erwartet. Der Broker verkauft dann seine 10.000 Aktien zu einem höheren Preis und macht einen schnellen Gewinn.

Warum ist Frontrunning illegal?

Frontrunning ist in vielen Ländern aus folgenden Gründen illegal:

  1. Ausnutzung vertraulicher Informationen: Finanzdienstleister müssen im besten Interesse ihrer Kunden handeln. Die Nutzung vertraulicher Informationen zur persönlichen Bereicherung verstößt gegen dieses Prinzip.

  2. Untergrabung der Marktintegrität: Frontrunning ist unfair, da diejenigen, die Zugang zu Insiderinformationen haben, einen Vorteil haben.

  3. Finanzieller Schaden für Anleger: Kunden von Finanzdienstleistern und andere Marktteilnehmer können aufgrund von Preisänderungen, die durch Frontrunning verursacht werden, finanzielle Verluste erleiden.

Um Frontrunning zu verhindern, setzen Regulierungsbehörden wie die Securities and Exchange Commission (SEC) in den Vereinigten Staaten strenge Vorschriften und Strafen durch.

Wo kommt Frontrunning häufig vor?

Frontrunning kann an verschiedenen Märkten vorkommen, darunter:

1. Aktienmarkt

Am Aktienmarkt kommt Frontrunning besonders häufig vor. Broker können ihr Wissen über große Kauf- oder Verkaufsorders nutzen, um eigene Trades zu tätigen.

2. Rohstoff- und Devisenmärkte

Auch an den Rohstoff- und Devisenmärkten können Trader Frontrunning nachgehen, wenn sie Zugang zu Informationen über große anstehende Transaktionen haben.

3. Kryptomarkt

Mit den zunehmenden Handelsaktivitäten wird Frontrunning auch am Kryptomarkt zum Problem, insbesondere auf dezentralen Handelsplattformen. Darauf gehen wir im nächsten Abschnitt ein.

Frontrunning am Kryptomarkt

Wie funktioniert Frontrunning im Kryptobereich?

In der Kryptowelt ist Frontrunning hauptsächlich auf dezentralen Finanzplattformen (DeFi) zu beobachten. Es kommt speziell bei dezentralen Börsen (DEXes) und Automated Market Maker-Protokollen (AAM) häufig vor, wo Transaktionen durch Smart Contracts abgewickelt werden und bereits vor der Bestätigung auf der Blockchain sichtbar sind.

In der Regel funktioniert Frontrunning im Kryptobereich folgendermaßen:

  1. Identifizierung großer ausstehender Transaktionen. In öffentlichen Blockchain-Netzwerken wie Ethereum, Solana und der BNB Chain sind die Transaktionen sichtbar, bevor sie bestätigt werden. Böswillige Trader oder Bots können gezielt nach großen anstehenden Transaktionen Ausschau halten.

  2. Platzierung einer vorrangigen Order. Auf Ethereum und der BNB Chain können Bots höhere Gasgebühren zahlen, damit ihre Transaktionen zuerst abgewickelt werden. Bei Solana erfolgt Frontrunning in der Regel über Prioritätsgebühren oder durch Validatoren mit privilegiertem Zugang zu Transaktionsdaten.

  3. Durch Zahlung einer höheren Gasgebühr kann der böswillige Trader sicherstellen, dass seine Transaktion vor der großen Transaktion verarbeitet wird. Auf diese Weise kann er von Preisänderungen profitieren, die durch die große Transaktion verursacht werden, nachdem diese bestätigt worden ist.

  4. Profitieren von Preisbewegungen. Wenn zum Beispiel eine Order zum Kauf einer großen Menge einer bestimmten Kryptowährung erteilt wird, kauft der Frontrunner diese Kryptowährung zuerst zum aktuellen Preis. Nachdem der Kurs infolge der großen Transaktion angestiegen ist, verkauft er seine Anteile mit Gewinn.

Frontrunner nehmen nicht nur große Trades ins Visier, sondern auch Transaktionen an Kryptomärkten mit geringer Liquidität und solche mit hoher Slippage-Toleranz, die auf DEXes wie Uniswap, PancakeSwap oder Raydium ausgeführt werden.

Ausnutzung hoher Slippage-Toleranzen an Märkten mit geringer Liquidität

Die Slippage-Toleranz gibt an, wie viel Preisabweichung ein Trader zu akzeptieren bereit ist, um zu verhindern, dass seine Transaktion scheitert. An Märkten mit geringer Liquidität und bei Trades mit hoher Slippage-Toleranz besteht ein höheres Frontrunning-Risiko.

Wenn Bob beispielsweise einen Meme-Coin mit geringer Liquidität auf einer DEX kaufen möchte, könnte er eine hohe Slippage-Toleranz festlegen, um sicherzustellen, dass ein Trade zustande kommt. Ein Frontrunning-Bot kann dies erkennen, eine höhere Gebühr zahlen, um zuerst eine große Menge des Tokens zu kaufen, und ihn dann zu einem höheren Preis an Bob weiterverkaufen.

Da Bobs Slippage-Toleranz einen höheren Ausführungspreis zulässt, zahlt er unwissentlich zu viel, während der Frontrunner einen Gewinn einfährt. Je größer die Order und die Slippage-Toleranz sind, desto stärker sind die Auswirkungen auf den Preis.

Diese Art von Frontrunning kann sogar an Märkten mit hoher Liquidität auftreten, wenn die Slippage-Toleranz zu hoch gewählt ist und Bots durch Kursbeeinflussung einen illegalen Gewinn erzielen können. 

MEV und Frontrunning auf Solana

Solana ist eine schnelle und skalierbare Blockchain, die ihre eigenen Probleme mit Frontrunning hat, was mit dem maximal extrahierbaren Wert (MEV) zusammenhängt. MEV bezieht sich auf den Gewinn, den Validatoren oder Bots durch die Änderung der Reihenfolge von Transaktionen innerhalb eines Blocks erzielen können. Auf Solana findet MEV-Frontrunning statt. Da die Transaktionen sichtbar sind, bevor sie abgeschlossen werden, können Trader dies zu ihrem Vorteil nutzen.

Im Gegensatz zu Ethereum, wo Transaktionen in Abhängigkeit von der Gasgebühr priorisiert werden, können Trader auf Solana eine zusätzliche Gebühr zahlen, damit ihre Transaktionen zuerst abgewickelt werden. Bots und Validatoren können also eine höhere Gebühr entrichten, um ihre Transaktionen vor anderen zu platzieren, genau wie bei normalem Frontrunning. Wenn ein MEV-Bot eine große Kauf- oder Verkaufsorder identifiziert, kann er schnell eine eigene Order übermitteln, um von der erwarteten Preisänderung zu profitieren.

Um MEV-Frontrunning in den Griff zu bekommen, arbeiten Entwickler an Lösungen wie nicht-öffentlichen Mempools, fairen Transaktionssystemen und MEV-Auktionen zur gerechten Verteilung von Gewinnen. Auch wenn das Risiko aufgrund der schnellen Abwicklungszeiten von Solana etwas geringer ist, stellt MEV-Frontrunning eine ständige Gefahr dar.

Verhinderung von Frontrunning im Kryptobereich

Ein großer Teil des Kryptohandels findet auf dezentralen Plattformen statt, was es schwieriger macht, Frontrunning zu verhindern und zu bestrafen. Es gibt jedoch einige Möglichkeiten, um zu vermeiden, von einem Frontrunner erfasst zu werden.

Um dich vor Frontrunning zu schützen, kannst du:

  • eine geringere Slippage-Toleranz wählen, um das Risiko zu verringern.

  • private Transaktionen nutzen, um deine Orders vor Bots zu verbergen.

  • große Transaktionen in kleinere aufteilen, um nicht in das Visier eines Frontrunner zu geraten.

  • MEV-Schutzmechanismen einsetzen, wie z. B. MEV-Blocker, Flashbots (Ethereum) oder private Mempools (Solana).

Wer versteht, wie Frontrunning im Kryptobereich funktioniert, kann sich besser davor schützen und unnötige Verluste vermeiden.

Fazit

Frontrunning ist eine unethische und in vielen Ländern illegale Handelspraxis, die sowohl an den traditionellen Finanzmärkten als auch an aufstrebenden Märkten wie dem Kryptomarkt gegen die Grundsätze der Fairness und Integrität verstößt. Wenn Trader, Anleger und Regulierungsbehörden verstehen, wie Frontrunning funktioniert, und entsprechende Schutzmaßnahmen umsetzen, können sie gemeinsam zu einem transparenteren und gerechteren Handelsumfeld beitragen.

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