Zusammenfassung:
Der Bid-Ask-Spread ist die Differenz zwischen dem höchsten Bid-Preis und dem niedrigsten Ask-Preis eines Orderbuchs.
Slippage ist die Differenz zwischen dem erwarteten Preis eines Trades und dem Preis, zu dem der Trade effektiv ausgeführt wird.
Ein geringer Bid-Ask-Spread und geringe Slippage sind in der Regel Anzeichen für einen gesunden, liquiden Markt. Beide Konzepte sind unerlässlich, um die tatsächlichen Handelskosten zu verstehen, einschließlich der versteckten oder indirekten Kosten.
Einführung
Wenn du Assets an einer Kryptobörse kaufst und verkaufst, sind die Marktpreise direkt mit Angebot und Nachfrage verbunden. Neben dem Preis sind weitere wichtige Faktoren, wie das Handelsvolumen, die Marktliquidität und die Ordertypen zu berücksichtigen. Abhängig von den Marktbedingungen und den von dir verwendeten Ordertypen wirst du nicht immer den gewünschten Preis für einen Handel erhalten.
Es findet eine ständige „Preisverhandlung“ zwischen Käufern und Verkäufern statt, die eine Spanne zwischen den beiden Seiten erzeugt (den Bid-Ask-Spread). Je nach Menge des zu handelnden Assets und seiner Volatilität kann außerdem Slippage auftreten (mehr dazu später). Um also Überraschungen zu vermeiden, ist ein Grundverständnis des Orderbuchs einer Börse wichtig.
Was ist der Bid-Ask-Spread?
Der Bid-Ask-Spread ist die Differenz zwischen dem höchsten Bid-Preis (Kaufgebot) und dem niedrigsten Ask-Preis (Verkaufsangebot) im Orderbuch. An traditionellen Finanzmärkten entsteht dieser Spread häufig durch Market-Maker oder Broker, die als Liquiditätsanbieter agieren. An den Kryptomärkten ergibt sich der Spread aus der Preisdifferenz zwischen Limit-Orders von Käufern und Verkäufern.
Wenn du eine Order sofort zum Marktpreis ausführen möchtest, musst du beim Kauf den niedrigsten Ask-Preis eines Verkäufers akzeptieren. Beim Verkauf nimmst du den höchsten Bid-Preis eines Käufers an.
Liquidere Märkte wie der Devisenmarkt haben in der Regel engere Bid-Ask-Spreads, was auf eine hohe Anzahl von Orders im Orderbuch zurückzuführen ist. Dadurch können Orders mit geringerem Einfluss auf den Preis des jeweiligen Vermögenswerts ausgeführt werden. Bei einem größeren Bid-Ask-Spread hingegen können Orders mit hohem Volumen stärkere Preisschwankungen auslösen.
Market-Maker und Bid-Ask-Spread
Das Konzept der Liquidität ist an den Finanzmärkten wesentlich. Wenn du versuchst, an einem Markt mit geringer Liquidität zu handeln, kann es passieren, dass du lange warten musst, bis ein anderer Trader eine passende Gegen-Order platziert.
Nicht alle Märkte erhalten ausreichend Liquidität allein durch Einzeltrader. In traditionellen Märkten stellen Broker und Market-Maker Liquidität bereit, um Arbitragegewinne zu realisieren.
Ein Market-Maker kann den Bid-Ask-Spread ausnutzen, indem er ein Asset gleichzeitig kauft und verkauft. Er verkauft zum höheren Ask-Preis und kauft zum niedrigeren Bid-Preis und erzielt so den Spread als Arbitragegewinn. Selbst ein kleiner Spread kann bei großem Handelsvolumen über den Tag hinweg erhebliche Gewinne bringen. Stark nachgefragte Assets haben in der Regel engere Spreads, da Market-Maker miteinander konkurrieren und dadurch die Spanne zwischen Kauf- und Verkaufspreis verringert wird.
Beispiel: Ein Market-Maker kann gleichzeitig anbieten, BNB für 800 USD zu kaufen und für 801 USD zu verkaufen, wodurch ein Spread von 1 USD entsteht. Wer sofort handeln will, muss diese Preise akzeptieren. Der Spread stellt dabei den Arbitragegewinn des Market-Makers dar, der verkauft, was andere kaufen, und kauft, was sie verkaufen.
Tiefen-Charts und Bid-Ask-Spread
Werfen wir nun einen Blick auf die Beziehung zwischen Handelsvolumen, Liquidität und Bid-Ask-Spread. Auf der Nutzeroberfläche der Binance-Börse kannst du den Bid-Ask-Spread ganz einfach sehen, indem du in die Chart-Ansicht [Tiefe] wechselst. Dieser Button befindet sich oben rechts im Chartbereich.
Die Tiefen-Ansicht zeigt eine grafische Darstellung des Orderbuchs. Du siehst die Menge und den Preis der Bids in grün sowie die Menge und den Preis der Asks in rot. Die Lücke zwischen diesen beiden Bereichen ist der Bid-Ask-Spread, den du berechnen kannst, indem du den roten Ask-Preis nimmst und den grünen Bid-Preis davon abziehst.
Wie bereits erwähnt, besteht ein impliziter Zusammenhang zwischen Liquidität und Bid-Ask-Spreads. Das Handelsvolumen ist ein häufig verwendeter Indikator für die Liquidität. Bei höherem Handelsvolumen erwarten wir in der Regel einen geringeren Bid-Ask-Spread. Bei stark gehandelten Kryptowährungen, Aktien und anderen Vermögenswerten gibt es mehr Wettbewerb zwischen Tradern, die den Bid-Ask-Spread ausnutzen wollen, was meist zu engeren Spreads führt.
Bid-Ask-Spread in Prozent
Um Bid-Ask-Spreads unterschiedlicher Assets vergleichbar zu machen, wertet man sie prozentual aus. Die Berechnung ist einfach:
(Ask-Preis – Bid-Preis) / Ask-Preis x 100 = Bid-Ask-Spread in Prozent
Beispiel: Der Memecoin Official Trump (TRUMP) hat zum Zeitpunkt der Betrachtung einen Ask-Preis von 9,44 USD und einen Bid-Preis von 9,43 USD. Die Differenz beträgt also 0,01 USD. 0,01 USD geteilt durch 9,44 USD multipliziert mit 100, ergibt einen Spread von ungefähr 0,106 %.
Nehmen wir nun an, dass Bitcoin einen Bid-Ask-Spread von 1 USD hat. Während der absolute Spread größer ist als bei TRUMP, ist der prozentuale Spread aufgrund des höheren Kurses von Bitcoin viel kleiner, nämlich etwa 0,000844 %. TRUMP hat zudem ein deutlich geringeres Handelsvolumen, was unsere Annahme stützt, dass weniger liquide Assets tendenziell größere Spreads aufweisen.
Der geringere Bid-Ask-Spread von Bitcoin lässt folgende Schlussfolgerung zu: Ein Asset mit einem geringeren prozentualen Bid-Ask-Spread ist wahrscheinlich deutlich liquider. Wenn du eine große Market-Order ausführen möchtest, ist in diesem Markt das Risiko geringer, einen unerwartet hohen Preis zu zahlen.
Was ist Slippage?
Slippage ist ein häufiges Phänomen in Märkten mit hoher Volatilität oder geringer Liquidität. Slippage tritt auf, wenn ein Trade zu einem anderen Preis als erwartet oder gewünscht abgerechnet wird.
Nehmen wir zum Beispiel an, du platzierst eine große Market-Kauforder bei 100 USD, aber der Markt bietet nicht genügend Liquidität auf diesem Preisniveau. In diesem Fall werden die nachfolgenden Orders im Orderbuch (über 100 USD) angenommen, bis deine Order vollständig ausgeführt ist. Das führt dazu, dass der durchschnittliche Kaufpreis über 100 USD liegt – dies bezeichnet man als Slippage.
Mit anderen Worten: Wenn du eine Market-Order aufgibst, gleicht die Börse deinen Auftrag automatisch mit den vorhandenen Limit-Orders im Orderbuch ab. Dabei wird dir der aktuell beste verfügbare Preis zugewiesen. Reicht das Volumen auf diesem Preisniveau jedoch nicht aus, wird deine Order schrittweise zu höheren Preisen (beim Kauf) oder niedrigeren Preisen (beim Verkauf) ausgeführt. Dadurch kann es passieren, dass deine Order zu einem schlechteren Preis ausgeführt wird, als ursprünglich erwartet.
Bei Kryptowährungen tritt Slippage besonders häufig bei Automated Market Makern (AMMs) und dezentralen Börsen auf. In manchen Fällen – insbesondere bei volatilen oder illiquiden Altcoins – kann sie über 10 % des erwarteten Preises betragen.
Positive Slippage
Slippage bedeutet nicht unbedingt, dass du am Ende einen schlechteren Preis als erwartet erhältst. Positive Slippage kann auftreten, wenn der Preis fällt, während du deine Kauforder erteilst, oder steigt, wenn du eine Verkaufsorder erteilst. Obwohl dies ungewöhnlich ist, kann es in einigen sehr volatilen Märkten zu einer positiven Slippage kommen.
Slippage-Toleranz
An einigen Börsen kannst du manuell eine Toleranzschwelle für die Slippage einstellen, um mögliche Abweichungen vom erwarteten Preis zu begrenzen – etwa bei AMMs wie PancakeSwap oder Uniswap.
Damit gibst du dem System Folgendes vor: „Ich akzeptiere, dass mein Trade um maximal X % vom erwarteten Preis abweichen darf.“ Die gewählte Slippage-Toleranz beeinflusst die Ausführungszeit deiner Order: Ist sie niedrig eingestellt, kann es länger dauern, bis die Order ausgeführt wird – oder sie wird gar nicht ausgeführt. Wählst du hingegen eine zu hohe Toleranz, besteht das Risiko, dass andere Trader oder Bots deine offene Order erkennen und dir zuvorkommen. Dies wird als Front-Running bezeichnet.
Der Front-Runner zahlt eine höhere Gasgebühr, um das Asset vor dir zu erwerben und es dann zu deinem maximal akzeptierten Preis an dich weiterzuverkaufen.
Minimierung von negativer Slippage
Du kannst Slippage zwar nicht immer vermeiden, aber es gibt einige Strategien, mit denen du versuchen kannst, sie zu minimieren.
1. Große Orders aufteilen
Zerlege große Orders in kleinere Tranchen. Analysiere das Orderbuch und achte darauf, dass du keine Orders erteilst, die größer als das verfügbare Volumen sind.
2. Transaktionsgebühren beachten
Auf dezentralen Börsen solltest du stets die Transaktionsgebühren im Blick behalten. Je nach Auslastung der Blockchain können diese stark schwanken und unter Umständen deinen potenziellen Gewinn übersteigen.
3. Illiquide Assets meiden
Bei Assets mit geringer Liquidität oder kleinen Liquiditätspools kann dein Trade den Preis stark beeinflussen. Wähle nach Möglichkeit Märkte mit hoher Liquidität, um dieses Risiko zu minimieren.
4. Limit-Orders verwenden
Anders als Market-Orders werden Limit-Orders nur zu deinem gewünschten Preis oder besser ausgeführt. Zwar musst du unter Umständen länger auf die Ausführung warten, kannst dafür aber negative Slippage vermeiden.
Fazit
Wenn du mit Kryptowährungen handelst, solltest du beachten, dass der Bid-Ask-Spread und Slippage den endgültigen Ausführungspreis deiner Trades beeinflussen können. Beide Faktoren lassen sich nicht immer vermeiden, sollten aber bei deinen Handelsentscheidungen berücksichtigt werden. Bei kleineren Trades sind die Auswirkungen in der Regel gering. Bei größeren Orders hingegen kann der durchschnittliche Preis pro Einheit deutlich von deiner ursprünglichen Erwartung abweichen.
Für alle, die mit DeFi-Produkten experimentieren, ist das Verständnis von Slippage eine Grundvoraussetzung. Ohne dieses Basiswissen läufst du Gefahr, durch Front-Running oder übermäßige Slippage Geld zu verlieren.
Weiterführende Lektüre
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