Unbeständiger Verlust erklärt

Unbeständiger Verlust erklärt

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Veröffentlicht Oct 19, 2020Aktualisiert Aug 12, 2025
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Zusammenfassung:

  • Ein unbeständiger Verlust entsteht, wenn du zwei Tokens in einen Liquiditätspool einzahlst und sich deren Preisverhältnis danach ändert.

  • Je stärker diese Preisänderung ausfällt, desto größer ist der potenzielle Verlust im Vergleich zum einfachen Halten der Tokens (HODLing).

  • Dies bedeutet, dass du Geld verlieren kannst, wenn du einem DeFi-Pool Liquidität zur Verfügung stellst. Der Grund dafür liegt im inhärenten Design eines speziellen Marktmechanismus, dem sogenannten Automated Market Maker (AMM).

  • Das Bereitstellen von Liquidität in solchen Pools kann zwar profitabel sein, jedoch solltest du das Konzept des unbeständigen Verlusts verstehen, um die Risiken besser einschätzen zu können.

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Einführung

Dezentrale Finanzprotokolle (DeFi) verzeichnen rasant wachsende Handelsvolumina und Liquidität. Sie ermöglichen es praktisch jedem, als Market-Maker aufzutreten und durch Handelsgebühren Einnahmen zu erzielen. Die Demokratisierung des Market-Makings hat zu einer starken Zunahme der wirtschaftlichen Aktivitäten im Kryptobereich geführt.

Was solltest du also wissen, bevor du auf diesen Plattformen Liquidität bereitstellst? Eines der wichtigsten Konzepte ist der unbeständige Verlust, auf den wir in diesem Artikel eingehen werden.

Was ist unbeständiger Verlust?

Ein unbeständiger Verlust, auch als impermanenter Verlust bezeichnet,entsteht, wenn du Liquidität in einen Liquiditätspool einzahlst und sich das Verhältnis der Preise der bereitgestellten Assets nach dem Zeitpunkt der Einzahlung ändert. 

Je stärker diese Preisänderung ausfällt, desto größer ist dein möglicher unbeständiger Verlust. Dies bedeutet, dass der Dollarwert der Assets, die du bei der Auszahlung zurückerhältst, niedriger sein kann, als wenn du sie einfach gehalten hättest.

Liquiditätspools mit Assets, deren Preisverhältnis relativ stabil ist – etwa zwei Stablecoins, die an dieselbe Fiatwährung gekoppelt sind, oder verschiedene Wrapped-Versionen eines Coins – weisen tendenziell ein geringeres Risiko für unbeständige Verluste auf. Selbst bei Stablecoins kann es jedoch zu sogenannten Depeg-Ereignissen kommen, die das Risiko zeitweise erhöhen.

Warum nehmen Liquiditätsanbieter dieses Risiko trotzdem in Kauf? Weil sie während der Liquiditätsbereitstellung Handelsgebühren verdienen und damit unbeständige Verluste oft ausgleichen oder übertreffen können.

Beispielsweise erhebt Uniswap für jeden Trade eine Gebühr, die direkt an die Liquiditätsanbieter geht. Bei hohen Handelsvolumina kann die Bereitstellung von Liquidität daher selbst bei Pools, die unbeständige Verluste aufweisen, profitabel sein. Ob sich das Bereitstellen von Liquidität lohnt, hängt von mehreren Faktoren ab: dem Protokoll, dem konkreten Liquiditätspool, den enthaltenen Assets sowie den allgemeinen Marktbedingungen.

Wie kommt es zu unbeständigen Verlusten?

Schauen wir uns ein Beispiel an, um zu verstehen, wie ein unbeständiger Verlust für einen Liquiditätsanbieter entsteht:

Alice zahlt 1 ETH und 100 USDC in einen Liquiditätspool eines AMM ein. Bei diesem spezifischen AMM müssen die zwei eingezahlten Assets zum Zeitpunkt der Einzahlung den gleichen Dollarwert aufweisen. Da der Preis von 1 ETH derzeit bei 100 USDC liegt, stellt Alice also insgesamt Liquidität im Wert von 200 USD bereit.

Im Pool befinden sich insgesamt 10 ETH und 1.000 USDC, die von verschiedenen Liquiditätsanbietern wie Alice bereitgestellt wurden. Alice besitzt damit 10 % der Poolanteile, und die Gesamtliquidität im Pool beträgt 10.000 USD.

Nun steigt der Marktpreis von ETH auf 400 USDC. Arbitrageure werden nun so lange USDC in den Pool einzahlen und ETH entnehmen, bis das neue Verhältnis im Pool den externen Marktpreis widerspiegelt. Wichtig: AMMs nutzen kein Orderbuch. Die Preise ergeben sich ausschließlich aus dem Verhältnis der Tokens im Pool.

Da ein AMM auf einer konstanten Formel basiert (x * y = k), passen sich die Token-Mengen im Pool automatisch entsprechend der Marktpreisänderung an. Nach der Arbitrageaktivität befinden sich ungefähr 5 ETH und 2.000 USDC im Pool.

Wenn Alice ihren Anteil von 10 % auszahlt, erhält sie 0,5 ETH und 200 USDC, was derzeit einem Gesamtwert von 400 USD entspricht. Das ist eine Verdopplung ihres ursprünglichen Einsatzes von 200 USD. Klingt gut, oder? Hätte Alice jedoch einfach 1 ETH und 100 USDC gehalten, wären ihre Bestände jetzt 500 USD wert.

Du siehst also, dass Alice durch reines HODLing mehr profitiert hätte. Die Differenz von 100 USD bezeichnet man als unbeständigen Verlust. Der Verlust ist „unbeständig“, weil er verschwindet, falls das Preisverhältnis wieder zum ursprünglichen Stand zurückkehrt.

Wichtig: In diesem Beispiel wurden keine Handelsgebühren berücksichtigt. Die Gebühren, die Alice während der Bereitstellung von Liquidität verdient hat, könnten den unbeständigen Verlust ausgleichen oder übersteigen und die Liquiditätsbereitstellung damit insgesamt profitabel machen. Allerdings kann unbeständiger Verlust in ungünstigen Marktphasen auch zu erheblichen Einbußen führen und im Extremfall sogar einen signifikanten Teil des ursprünglich eingesetzten Kapitals auffressen.

Schätzung des unbeständigen Verlusts

Unbeständiger Verlust tritt also auf, wenn sich der Preis der Assets im Pool ändert. Aber wie hoch ist er genau? Man kann das in einem Diagramm darstellen (Handelsgebühren werden nicht berücksichtigt).

Diagramm zur Schätzung des unbeständigen Verlusts

Hier eine Zusammenfassung dessen, was uns das Diagramm über die Verluste im Vergleich zum HODLing zeigt:

  • 1,25-fache Preisänderung = ~0,6 % Verlust

  • 1,50-fache Preisänderung = ~2,0 % Verlust

  • 1,75-fache Preisänderung = ~3,8% Verlust

  • 2-fache Preisänderung = ~5,7% Verlust

  • 3-fache Preisänderung = ~13,4 % Verlust

  • 4-fache Preisänderung = ~20,0 % Verlust

  • 5-fache Preisänderung = 25,5 % Verlust

Beachte, dass der unbeständige Verlust unabhängig davon auftritt, ob der Preis steigt oder fällt. Entscheidend ist nur das Preisverhältnis im Vergleich zum Zeitpunkt der Einzahlung.

Risiken verstehen und vermeiden

Der Begriff „unbeständiger Verlust“ kann irreführend sein. Unbeständig bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Verlust unrealisert bleibt, solange du deine Tokens im Pool belässt. Kehrt das Preisverhältnis zu seinem ursprünglichen Stand zurück, verschwindet auch der Verlust. Sobald du jedoch deine Assets entnimmst, wird der Verlust real und damit dauerhaft.

Die während der Liquiditätsbereitstellung verdienten Handelsgebühren können diese Verluste ausgleichen oder übertreffen. Trotzdem ist es entscheidend, die Risiken im Vorfeld zu verstehen. Setze zu Beginn nur kleinere Beträge ein, um das Verhältnis von Rendite und Risiko besser einschätzen zu können.

Berücksichtige außerdem die Volatilität der Assets in einem Pool. Bei Assets mit starken Preisschwankungen besteht grundsätzlich ein höheres Risiko für unbeständige Verluste.

Zudem solltest du nur etablierte AMMs nutzen. Da DeFi-Protokolle leicht kopiert oder modifiziert werden können, bergen neue oder ungeprüfte AMMs mitunter Sicherheitslücken oder Schwachstellen, die dein Kapital gefährden können. Sei besonders vorsichtig bei Pools, die außergewöhnlich hohe Renditen versprechen – solche Angebote gehen oft mit einem erhöhten Risiko einher.

Risiken reduzieren

Moderne AMMs bieten fortschrittliche Funktionen wie konzentrierte Liquidität oder auf Stablecoins ausgelegte Pools. Diese helfen, das Risiko unbeständiger Verluste zu verringern. Außerdem gibt es zunehmend Optionen für eine einseitige Liquiditätsbereitstellung (Single-Sided Liquidity), bei denen du nur ein Asset einzahlst. Wer diese Alternativen nutzt, kann einige der typischen Risiken gezielt reduzieren.

Fazit

Der unbeständige Verlust ist eines der grundlegenden Konzepte, das jeder verstehen sollte, der Liquidität für AMMs bereitstellen möchte. Zusammenfassend kann ein Liquiditätsanbieter einem unbeständigen Verlust ausgesetzt sein, wenn sich das Preisverhältnis der bereitgestellten Assets nach der Einzahlung verändert.

Weiterführende Lektüre

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