Zusammenfassung:
Rug Pull bezeichnet eine Betrugsmethode im Kryptobereich, bei der sich die Entwickler eines Projekts mit den Mitteln der Anleger aus dem Staub machen. Infolgedessen wird das Projekt inaktiv, und sein Token verliert an Wert.
In der Regel wird dabei Kapital von Liquiditätspools abgezogen, eine Schwachstelle in Smart Contracts ausgenutzt oder das Projekt unerwartet aufgegeben.
Typische Warnsignale sind nicht geprüfter Code, anonyme Teams, überzogene Versprechungen und leicht abziehbare Liquidität.
Rug Pulls erinnern uns daran, dass wir bei Investitionen in Kryptoprojekte stets eigene Recherchen anstellen (DYOR) und Vorsicht walten lassen sollten.
Einführung
Wenn du dich schon länger für Kryptowährungen interessierst, dürfte dir dieses Muster bekannt vorkommen: Ein neuer Token wird eingeführt, ein Hype entsteht, der Kurs schießt in die Höhe – und dann bricht plötzlich alles zusammen. Die Website ist verschwunden, die Social-Media-Kanäle verstummen, und viele Anleger fragen sich, was passiert ist.
Diese Form des Exit-Scams heißt Rug Pull und hat im Kryptobereich bereits Millionenverluste verursacht. Schauen wir uns an, wie Rug Pulls ablaufen und wie du dich davor schützen kannst.
Was ist ein Rug Pull?
Ein Rug Pull ist eine Betrugsmethode im Kryptobereich, bei der die Gründer eines Projekts plötzlich Liquidität abziehen oder das Projekt aufgeben, sodass die Anleger auf wertlosen Tokens sitzen bleiben. Es ist, als würdest du zu einem gemeinsamen Essen eingeladen, sollst die Rechnung im Voraus bezahlen – und der Gastgeber verschwindet, bevor das Essen kommt.
Rug Pulls ähneln klassischen Pump-and-Dump-Strategien, beinhalten jedoch oft ausgefeiltere Methoden, wie die Manipulation von Smart-Contracts oder die Entnahme von Liquidität aus Liquiditätspools. Solche Betrugsfälle traten während des DeFi-Booms im Jahr 2020 häufiger auf, als die Einführung von Tokens auf dezentralen Börsen (DEXes) schnell und einfach möglich war und weitgehend unreguliert blieb. Wegen mangelnder Kontrollen konnten Kriminelle das System ausnutzen und ahnungslose Anleger betrügen.
Wie funktionieren Rug Pulls?
Rug Pulls können auf verschiedene Arten ablaufen. Dabei gibt es technische (z. B. bösartiger Smart-Contract-Code) und nicht-technische Varianten (z. B. soziale Manipulation oder zentralisierte Kontrolle). Manchmal handelt es sich auch um eine Kombination aus beidem.
1. Kapitalentnahme aus Liquiditätspools
Dezentrale Börsen (z. B. Uniswap oder PancakeSwap) arbeiten mit Liquiditätspools, über die Nutzer Tokens direkt ohne Intermediäre tauschen können.
Hier läuft ein typischer Rug Pull folgendermaßen ab:
Ein Team bringt einen neuen Token auf den Markt und fügt einem Liquiditätspool Liquidität hinzu, in der Regel durch Einzahlung des neuen Tokens und eines zweiten Assets wie ETH oder USDT.
Frühe Käufer steigen ein, der Preis steigt und der Pool wächst.
Mit zunehmendem Interesse enthält der Pool erhebliche Mengen an wertvollen Kryptowährungen.
Plötzlich ziehen die Entwickler ohne Vorwarnung die ursprünglich bereitgestellte Liquidität ganz oder größtenteils ab.
Da kaum noch Liquidität im Pool ist, bricht der Markt ein und der Preis des neuen Tokens fällt rapide gegen Null.
Diese Form des Rug Pull ist die häufigste und kann innerhalb von Stunden oder Tagen nach dem Token-Launch erfolgen.
2. Manipulation von Smart-Contracts
Manchmal ist der Betrug von Anfang an geplant und im Code verankert. Anstelle eines spontanen Mittelabzugs ist bereits im Projektcode eine Hintertür eingebaut. Entwickler können im Smart-Contract Funktionen integrieren, die es ihnen beispielsweise erlauben:
unbegrenzt Tokens auszugeben, wodurch der Markt mit Tokens überschwemmt wird und der Preis einbricht.
Token-Verkäufe der Nutzer zu blockieren (sog. Honeypot-Contracts), wodurch die Tokens wertlos werden.
Tokens direkt aus den Wallets der Nutzer ohne deren Zustimmung zu übertragen.
Solche Betrügereien sind schwer zu erkennen, wenn kein seriöses Code-Audit vorliegt. Manchmal sind Honeypots sogar als „verifiziert“ gekennzeichnet, um sie vertrauenswürdig erscheinen zu lassen. Häufig ist bösartiger Code tief in komplexer Programmierlogik versteckt und wird erst aktiv, nachdem viele Nutzer investiert haben.
3. Soziale Manipulation
Nicht jeder Rug Pull erfordert komplexen Code. Manche Betrugsfälle basieren allein auf Vertrauen, und gerade das macht sie so wirkungsvoll. Solche Projekte erzeugen gezielt einen Hype in sozialen Medien, bauen eine (scheinbar) engagierte Community auf und erhalten Unterstützung von Influencern. Alles wirkt legitim. Ein eigener Token oder NFT wird eingeführt, um das Interesse von Anlegern zu wecken.
Doch sobald genügend Leute investiert haben, verschwindet das Team spurlos, die Social-Media-Kanäle des Projekts verstummen und die Website wird gelöscht. Wenn die Projektgründer die volle Kontrolle über die Token-Einführung haben, können solche Rug Pulls auch über unsichere Launchpads oder zentralisierte Plattformen erfolgen. Im Kern handelt es sich um soziale Manipulation – gestützt auf Vertrauen, Inszenierung und leere Versprechen.
Wie man einen möglichen Rug Pull erkennt
Nicht jedes Projekt mit einem der folgenden Merkmale muss betrügerisch sein, aber wenn mehrere dieser Anzeichen zutreffen, ist dies ein deutliches Warnsignal:
Anonyme Teams
Anonymität gehört zwar zur Kryptokultur, macht Projekte aber weniger rechenschaftspflichtig und erleichtert es Betrügern, sich mit den Mitteln der Anleger aus dem Staub zu machen.
Kein Smart Contract-Audit
Durch ein Audit oder eine formale Überprüfung können Bugs, Schwachstellen und unerwünschtes Verhalten im Code aufgedeckt werden. Ohne eine Prüfung durch eine seriöse Sicherheitsfirma können versteckte Risiken lauern – etwa Funktionen, die unbegrenztes Minting ermöglichen oder den Entwicklern die volle Kontrolle über den Smart-Contract geben. Bei Audits von unbekannten oder fragwürdigen Firmen ist jedoch Vorsicht geboten.
Keine Mittelbindung (Vesting)
Wenn ein Projekt keine Liquidität sperrt oder keine klar definierten Vesting-Perioden (Sperrfristen) für die Tokens der Teammitglieder vorsieht, besteht ein höheres Risiko, dass Mittel jederzeit abgezogen oder auf dem Markt abgestoßen werden.
Seriöse Projekte sperren oft Liquidität und legen Vesting-Perioden für Teammitglieder fest, die meist zwischen einem und vier Jahren liegen. Zwar ist das keine Garantie für ehrliches Verhalten, doch es gilt als positives Signal und weist auf ein Interesse am langfristigen Erfolg des Projekts hin.
Unrealistische Versprechen
Vorsicht ist auch bei Projekten geboten, die extrem hohe Renditen oder garantierte Gewinne versprechen. Gibt ein Projekt an, von bekannten Investoren, Unternehmen oder Influencern unterstützt zu werden, sollten diese Behauptungen durch glaubwürdige Beweise wie öffentliche Ankündigungen oder bestätigte Partnerschaften untermauert werden.
So kannst du dich schützen
Absolute Sicherheit gibt es nicht, aber du kannst das Risiko verringern, indem du die folgenden Tipps beachtest:
Stelle deine eigenen Nachforschungen an (DYOR)
Lass dich nicht von Schlagzeilen, Hypes oder Influencern beeinflussen, sondern prüfe das Projekt selber. Ein guter Anfang ist es, das Whitepaper des Projekts zu lesen, um seine Ziele, Technologie und Tokenomics zu verstehen. Nutze auch Blockchain-Explorer wie Etherscan oder SolScan, um die Token-Verteilung einzusehen, Transaktionshistorien auf verdächtige Aktivitäten zu kontrollieren und zu schauen, wer die Kontrolle über den Smart-Contract hat (sind es die Projektverantwortlichen?).
Kontrolliere, ob Liquidität gesperrt ist
Achte darauf, ob das Projekt Liquidität sperrt und über welchen Zeitraum. Seriöse Projekte beauftragen oft spezialisierte Dienstleister, die die gesperrte Liquidität verwalten. Das sorgt für mehr Transparenz und eine unabhängige Kontrolle.
Suche nach Audits
Überprüfe, ob ein Auditbericht öffentlich verfügbar ist und ob er aktuell ist. Ältere Audits berücksichtigen möglicherweise keine neueren Code-Änderungen. Ein Audit garantiert keine vollständige Sicherheit, kann jedoch gängige Fehler, Schwachstellen und potenziell bösartigen Code aufdecken.
Nutze seriöse Plattformen
Gerade wenn du in neue Tokens oder NFTs investieren möchtest, solltest du Plattformen mit einem guten Ruf und strengen Prüfverfahren wählen. Seriöse Plattformen wie Binance Launchpool setzen hohe Bewertungskriterien an und führen vor der Projektauswahl gründliche Due-Diligence-Prüfungen der Projektteams durch. Daher ist dort das Risiko geringer, auf betrügerische oder schlecht geführte Projekte zu stoßen.
Fazit
Rug Pulls sind leider kein seltenes Phänomen in der Kryptowelt, besonders in schnelllebigen Bereichen wie DeFi, wo täglich neue Projekte entstehen. Zwar gibt es viele seriöse Teams, jedoch fehlen oft ausreichende Regulierungen und Kontrollen, was Betrügern Tür und Tor öffnet.
Glücklicherweise erleichtern fortschrittliche Tools, Audits und bessere Bildungsangebote das Erkennen potenzieller Betrügereien. Trotzdem bleibt es wichtig, stets gründlich zu recherchieren und jedem neuen Projekt mit Vorsicht und kritischem Blick zu begegnen.
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