Was sind Smart Contracts und wie funktionieren sie?
Startseite
Artikel
Was sind Smart Contracts und wie funktionieren sie?

Was sind Smart Contracts und wie funktionieren sie?

Mittel
Veröffentlicht Sep 16, 2019Aktualisiert Feb 13, 2025
9m

Zusammenfassung:

  • Smart Contracts sind selbstausführende digitale Kontrakte auf Blockchains wie Ethereum und der BNB Smart Chain, die Vertragsbedingungen automatisch durchsetzen.

  • Durch Smart Contracts können Transparenz, Sicherheit, Dezentralisierung und Effizienz gewährleistet und gleichzeitig die Abhängigkeit von Vermittlern verringert werden.

  • Smart Contracts können Transaktionen und Prozesse in einer Vielzahl von Bereichen optimieren und die Effizienz steigern.

Was ist ein Smart Contract?

Smart Contracts sind selbstausführende digitale Kontrakte, deren Bedingungen in Computercode geschrieben sind und die auf einer Blockchain gespeichert werden. Sie funktionieren ohne Vermittler, nutzen die Blockchain-Technologie für mehr Sicherheit und Transparenz und bieten eine neue Möglichkeit zur Durchsetzung von Vereinbarungen und zur Rationalisierung verschiedener Prozesse.

Smart Contracts sind besonders nützlich, wenn zwei Parteien direkt miteinander Transaktionen durchführen wollen, ohne dass eine dritte Partei die Vereinbarung durchsetzen muss. Nehmen wir einmal an, du möchtest ein digitales Kunstwerk kaufen. In der Regel würde bei einer solchen Transaktion eine Kunstgalerie als Vermittler auftreten. 

Anstatt dich auf einen Vermittler zu verlassen, nutzt du einen Smart Contract, der Computercode einsetzt, um die Bedingungen der Vereinbarung auszuführen und durchzusetzen. Der Computercode folgt einer „Wenn-Dann“-Funktion. Wenn der Käufer den vereinbarten Geldbetrag sendet, dann wird der Smart Contract ausgeführt und das Eigentum an dem digitalen Kunstwerk vom Verkäufer auf den Käufer übertragen.

Wofür können Smart Contracts eingesetzt werden?

Die Einsatzmöglichkeiten von Smart Contracts gehen über einfache Transaktionen hinaus. Sie können völlig neue Anwendungsfälle ermöglichen, die herkömmliche Systeme nicht bieten, und so zu einer breiten Akzeptanz der Blockchain-Technologie beitragen. Zu den Anwendungsbereichen gehören unter anderem:

Finanztransaktionen

Wie erwähnt, können Smart Contracts im Kryptobereich für automatisierte und sichere Finanztransaktionen eingesetzt werden, z. B. für die Übertragung von Kryptowährungen, Zahlungen und die Ausführung komplexer Finanzgeschäfte auf Peer-to-Peer-Basis. 

dApps

Smart Contracts bilden die Grundlage vieler dezentraler Anwendungen (dApps). dApps bieten häufig eine Vielzahl von Anwendungen, darunter DeFi-Dienste, Kreditvergabe und -aufnahme, Handel sowie Games mit virtuellen Spielgegenständen und digitalen Sammlerstücken in Form von nicht-fungiblen Tokens (NFTs).

NFT-Plattformen können programmierbare, sichere Smart Contracts nutzen, um die Erstellung, den Besitz und den Handel von einzigartigen digitalen Vermögenswerten zu ermöglichen.

Versicherungswesen

Im Versicherungswesen können Smart Contracts dazu verwendet werden, die Bearbeitung von Schadensfällen, die Überprüfung von Genehmigungen sowie Auszahlungen auf Grundlage von vordefinierten Bedingungen zu automatisieren. Auf diese Weise kann der administrative Aufwand verringert, die Effizienz gesteigert und die Transparenz erhöht werden.

Supply Chain Management

Smart Contracts können zur Erfassung und Überwachung von Waren in der gesamten Lieferkette verwendet werden, um Transparenz und Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten und Betrug zu verhindern. Prozesse des Lieferkettenmanagements wie Auftragsabwicklung, Zahlungsabwicklung und Qualitätskontrolle können automatisiert werden.

Geistiges Eigentum

Smart Contracts können Rechte an geistigem Eigentum wie Musik, Kunst oder Inhalten verwalten, häufig unter Verwendung von NFTs. Die Kontrakte ermöglichen es Urhebern, Lizenzbedingungen festzulegen, die Zahlung von Lizenzgebühren zu automatisieren und eine gerechte Aufteilung digitaler Güter sicherzustellen.

Abstimmungssysteme

Smart Contracts können sichere und transparente Abstimmungssysteme ermöglichen, indem sie die Integrität der Stimmen garantieren, Betrug verhindern und die sofortige Auswertung der Ergebnisse gewährleisten. Auf diese Weise können sie zu größerem Vertrauen in demokratische Prozesse und zu mehr Transparenz beitragen.

Wie funktionieren Smart Contracts?

Die reibungslose Ausführung von Smart Contracts ist das Ergebnis der Kombination aus Blockchain-Technologie, präziser Codeausführung und dezentralem Konsens. Vereinfacht erklärt, funktionieren Smart Contracts folgendermaßen: 

1. Erstellung und Implementierung

Ein Smart-Contract-Entwickler erstellt einen Smart Contract in einer Programmiersprache, die mit der Blockchain-Plattform kompatibel ist (z. B. Solidity für Ethereum und Rust für Solana). Der Kontrakt wird dann in einem Blockchain-Netzwerk bereitgestellt und wird Teil des dezentralen Ökosystems der Blockchain. 

2. Code und Bedingungen

Der Smart Contract enthält Code, der die Bedingungen, Regeln und Konditionen einer bestimmten Vereinbarung, eines Programms oder einer Transaktion festlegt. Dabei kann es sich um etwas so Einfaches wie eine einzige Zahlung handeln oder um etwas so Komplexes wie einen mehrstufigen Prozess mit vielen Beteiligten und Datenpunktanforderungen.

3. Aktivierung des Smart Contracts

Nachdem der Smart Contract implementiert wurde, kann ihn jeder, der Zugang zur Blockchain hat, aktivieren. Dabei werden in der Regel bestimmte Funktionen des Smart Contracts aufgerufen und die erforderlichen Eingaben getätigt.

Wenn Nutzer über Kryptowallets wie MetaMask oder Phantom mit DeFi-Diensten und dApps interagieren, erfolgen die meisten ihrer Interaktionen auf Basis von Smart Contracts.

4. Validierung und Ausführung

Nach der Aktivierung eines Smart Contract wird die entsprechende Transaktion durch das Blockchain-Netzwerk verifiziert und validiert. Sind die im Smart Contract festgelegten Bedingungen erfüllt, wird die Aufgabe automatisch ausgeführt.

5. Unveränderliche Aufzeichnung

Sobald die Erfüllung der Bedingungen validiert und die Transaktion bestätigt wurde, wird sie als unveränderlicher Eintrag in der Blockchain-Datenbank gespeichert. Dieser enthält in der Regel alle relevanten Transaktionsdetails, sodass die Transaktion transparent, nachvollziehbar und überprüfbar ist.

6. Finalität

Die Ausführung eines Smart Contracts ist endgültig und kann nicht rückgängig gemacht werden, da die Transaktion in einer dezentralen und manipulationssicheren Datenbank (dem Blockchain-Ledger) gespeichert wird. Dadurch wird die Integrität und Sicherheit der Transaktion gewährleistet und das Risiko von Betrug oder nicht autorisierten Änderungen verringert.

Beliebte Smart-Contract-Plattformen

  • Ethereum (ETH): Ethereum hat als erstes Smart Contracts eingesetzt und ist nach wie vor die dominierende Plattform mit der größten Entwickler-Community. Allerdings sind die Transaktionsgebühren hoch. 

  • BNB Smart Chain (BSC): Die Programmiersprache der BSC ähnelt der von Ethereum, weshalb die Blockchain bei Entwicklern beliebt ist, die ihre Projekte von einer Plattform auf eine andere migrieren möchten. Die Gebühren des Netzwerks sind vergleichsweise niedrig.

  • Solana (SOL): Solana ist für seine hohe Transaktionsgeschwindigkeit und niedrigen Gebühren bekannt und hat sich zu einer der beliebtesten Smart-Contract-Plattformen entwickelt.

  • Cardano (ADA): Das Design von Cardano basiert auf wissenschaftlich validierter Forschung, wobei Sicherheit und wirtschaftliche Tragfähigkeit im Vordergrund stehen.

  • Polkadot (DOT): Polkadot ist für seine Interoperabilität bekannt. Die Plattform ermöglicht es verschiedenen Blockchains, sich miteinander zu verbinden, damit sie kommunizieren und Informationen austauschen können. 

Was sind Nachteile und Risiken von Smart Contracts?

Neben zahlreichen Vorteilen weisen Smart Contracts auch gewisse Nachteile und Risiken auf. Dies sind einige der wichtigsten:

1. Abhängigkeit von externen Daten

Smart Contracts beziehen Informationen aus der Außenwelt in der Regel von externen Datenquellen, sogenannten Orakeln. Während Smart Contracts selbst fälschungssicher sind, können diese Orakel Schwachstellen aufweisen oder fehlerhafte Daten liefern, da sie zentralisiert und manchmal anfällig für Manipulationen und Ausfälle sind.

2. Schwachstellen im Code

Der Code von Smart Contracts kann, wie jede Software, Schwachstellen oder Fehler enthalten, die von böswilligen Akteuren ausgenutzt werden können. Fehler bei der Implementierung oder dem Design von Code können zu Sicherheitslücken führen, die finanzielle Verluste oder andere unerwünschte Auswirkungen zur Folge haben. Smart Contracts müssen vor ihrer Einführung strengen Tests unterzogen werden, um potenzielle Gefahren für die Nutzer zu vermeiden.

3. Geringe Skalierbarkeit 

Mit zunehmender Größe und Nutzung von Blockchain-Netzwerken können Skalierbarkeits- und Leistungsprobleme auftreten. Die Limitationen von Blockchain-Netzwerken können die Geschwindigkeit und Effizienz von Smart Contracts beeinträchtigen, insbesondere wenn die Nachfrage hoch ist.

4. Unveränderlichkeit

Die Unveränderlichkeit von Smart Contracts ist ein zweischneidiges Schwert. Ein implementierter Smart Contract kann nicht mehr geändert und seine Ausführung nicht mehr rückgängig gemacht werden. Diese Unveränderlichkeit trägt zwar zur Sicherheit bei, kann aber problematisch sein, wenn der Code Fehler enthält oder der Smart Contract aufgrund neuer Gegebenheiten angepasst werden muss.

Wie werden die Probleme angegangen?

Die Krypto-Community ist sich der Nachteile und Risiken von Smart Contracts bewusst und arbeitet aktiv daran, diese unter anderem durch folgende Maßnahmen zu beseitigen:

Bug-Bounty-Programme

Viele Krypto-Plattformen implementieren Bug-Bounty-Programme mit hohen Belohnungen, um White-Hat-Hacker, Entwickler und Forscher zu motivieren, Schwachstellen im Code von Smart Contracts zu identifizieren und zu melden, bevor sie ausgenutzt werden. Durch solche Programme können Schwachstellen gezielt aufgedeckt und damit die Sicherheit von Smart Contracts verbessert werden.

Smart-Contract-Audits

Es gibt auch auf Smart-Contract-Audits spezialisierte Firmen, die gründliche Sicherheitsprüfungen durchführen, um Schwachstellen in Smart Contracts zu ermitteln und zu beheben. So soll sichergestellt werden, dass Best Practices befolgt und sichere Codierungsstandards angewendet werden, darunter umfassende Tests, Codeüberprüfungen und formale Smart-Contract-Verifizierungstechniken.

Standards und Frameworks

Entwickler arbeiten gemeinsam an der Entwicklung von Tools, Frameworks und Standards, um die Entwicklungsmethoden für Smart Contracts zu verbessern und zu vereinheitlichen. Ziel ist es, gemeinsame Schnittstellen, Protokolle und Formate für Smart Contracts zu schaffen. 

Ansätze wie die ERC-Standards von Ethereum (ERC steht für Ethereum Request for Comments) zielen darauf ab, allgemein akzeptierte Schnittstellen für Smart Contracts zu etablieren und damit die Interoperabilität zwischen verschiedenen Blockchain-Plattformen zu fördern, um die Integration von Smart Contracts in andere Protokolle zu erleichtern und nahtlose Interaktionen zu ermöglichen.

Layer-2-Lösungen

Wie bereits erwähnt, stellen die Skalierbarkeit und die Transaktionskosten eine Herausforderung für Blockchain-Netzwerke dar. Optimistische Rollups und ZK-Rollups sind Layer-2-Lösungen, die solche Probleme lösen können. Layer-2-Lösungen bauen auf Layer-1-Blockchains wie Ethereum auf. Sie verarbeiten Transaktionen außerhalb der Haupt-Blockchain, wodurch Überlastungen reduziert und der Transaktionsdurchsatz erhöht werden. 

Können Smart Contracts auf der Bitcoin-Blockchain erstellt werden?

Die Skriptsprache von Bitcoin erlaubt die Erstellung einfacher Smart Contracts, deren Möglichkeiten jedoch begrenzter sind als die von programmierbaren Smart Contracts wie z. B. denen von Ethereum. Mit der Bitcoin-Programmiersprache Script können Nutzer Regeln und Bedingungen für die Verwendung ihrer Bitcoins festlegen, aber sie ist nicht für komplexere Smart-Contract-Funktionen ausgelegt. 

Bitcoin unterstützt jedoch Smart Contracts auf Layer-2-Protokollen und Sidechains, die auf dem Bitcoin-Netzwerk aufbauen. Zum Beispiel ist das Lightning Network eine Layer-2-Lösung, die schnellere und günstigere Transaktionen bietet, und Rootstock (RSK) ist eine Sidechain-Plattform, die fortgeschrittene Smart-Chain-Funktionen im Bitcoin-Netzwerk ermöglicht. 

Du fragst dich vielleicht, ob Bitcoin-NFTs und -Ordinals Smart Contracts nutzen. Die Antwort lautet nein. Sie verwenden keine Smart Contracts, sondern die Dateien werden direkt auf einzelne Satoshis geschrieben, die dann in die Blöcke der Bitcoin-Blockchain aufgenommen werden.

Fazit

Smart Contracts sind selbstausführende digitale Kontrakte, die Vertragsbedingungen automatisiert durchsetzen und so den Bedarf an Vermittlern verringern. Sie werden auf der Blockchain ausgeführt, wodurch Transparenz, Sicherheit und Effizienz gewährleistet ist. 

Das Potenzial von Smart Contracts zur Automatisierung von Prozessen und zur Verringerung der Abhängigkeit von Vermittlern ist unbestritten. Allerdings gibt es auch gewisse Herausforderungen in Bezug auf Sicherheit und Skalierbarkeit. Die Krypto-Community und die Teams hinter den einzelnen Protokollen arbeiten aktiv daran, diese durch kontinuierliche Tests, Sicherheitsmaßnahmen und ständige Weiterentwicklungen zu bewältigen. 

Angesichts des Potenzials von Smart Contracts wird es interessant sein zu sehen, wie sie das digitale Finanzwesen verändern werden.

Weiterführende Lektüre

Haftungsausschluss und Risikohinweis: Dieser Artikel dient nur zu Bildungszwecken. Der Inhalt wird dir ohne Zusicherung oder Gewährleistung jeglicher Art ausschließlich zu allgemeinen Informations- und Bildungszwecken zur Verfügung gestellt. Er ist weder als finanzielle, rechtliche oder sonstige fachliche Beratung noch als Empfehlung für den Kauf bestimmter Produkte oder Dienstleistungen zu verstehen. Du solltest dich von einem professionellen Berater beraten lassen. Möglicherweise sind bestimmte Produkte, auf die in diesem Artikel verwiesen wird, in deiner Region nicht verfügbar. Wenn der Artikel von einer Drittpartei verfasst wurde, beachte bitte, dass die zum Ausdruck gebrachten Ansichten diejenigen der Drittpartei sind und nicht unbedingt die der Binance Academy widerspiegeln. Bitte lies hier unseren vollständigen Haftungsausschluss für weiterführende Informationen. Die Preise von Kryptowerten sind volatil. Der Wert deiner Anlage kann steigen oder fallen, und es kann sein, dass du den investierten Betrag nicht zurückerhältst. Die Verantwortung für deine Anlageentscheidungen liegt allein bei dir. Die Binance Academy haftet nicht für etwaige Verluste, die dir entstehen. Die hier bereitgestellten Informationen stellen keine finanzielle, rechtliche oder sonstige fachliche Beratung dar. Weitere Informationen findest du in unseren Nutzungsbedingungen und unserem Risikohinweis.