Was ist der GENIUS Act und warum ist er für Stablecoin-Nutzer wichtig?

Was ist der GENIUS Act und warum ist er für Stablecoin-Nutzer wichtig?

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Aktualisiert Aug 28, 2025
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Zusammenfassung:

  • Der GENIUS Act (Guiding and Establishing National Innovation for U.S. Stablecoins Act) ist das erste US-Bundesgesetz zur Regulierung von Stablecoins.

  • Es schafft einen Rahmen für USD-gestützte Payment-Stablecoins und verlangt eine 1:1-Reservedeckung sowie strenge Transparenz.

  • Das Rahmenwerk stärkt den Verbraucherschutz und verlangt die Einhaltung der Anti-Geldwäsche-Bestimmungen sowie der KYC-Vorschriften (Know Your Customer).

  • Das Gesetz bietet lang erwartete regulatorische Klarheit für Fintech-Unternehmen, traditionelle Finanzinstitute und Blockchain-Plattformen.

Was ist der GENIUS Act?

Der Guiding and Establishing National Innovation for U.S. Stablecoins Act, auch bekannt als GENIUS Act, ist das erste US-Bundesgesetz zur Regulierung von Stablecoins. Das am 18.07.2025 in Kraft getretene Gesetz schafft einen Rahmen, der sicherstellt, dass Stablecoins transparent, vollständig gedeckt und sicher in das US-Finanzsystem integriert sind.

Stablecoins sind digitale Vermögenswerte, die entwickelt wurden, um einen stabilen Wert beizubehalten, indem sie an Reservewerte gekoppelt sind, typischerweise Fiatwährungen wie den US-Dollar. Sie werden häufig für globale Überweisungen und On-Chain-Abwicklungen verwendet, da sie die Programmierbarkeit der Blockchain-Technologie mit der Stabilität traditioneller Währungen verbinden. 

Der GENIUS Act zielt darauf ab, diesen Markt durch klare Regeln für Emittenten, die Einführung von Aufsichtsregeln und einen verbesserten Verbraucherschutz zu stärken. Das Gesetz spiegelt einen globalen Trend wider, da unter anderem auch die Europäische Union Stablecoin-Regulierungen wie MiCA eingeführt hat. 

Wichtige Bestandteile des GENIUS Act

Der GENIUS Act schafft einen umfassenden Rahmen für Stablecoin-Emittenten und führt Regeln ein, die sich auf Transparenz, Aufsicht und Verbraucherschutz im US-Markt konzentrieren.

Mindestreserveanforderungen

Stablecoins müssen 1:1 durch sichere und hochliquide Vermögenswerte wie den US-Dollar oder kurzfristige Schatzanweisungen (T-Bills) gedeckt sein. Diese Reserven können nicht für Kredit- oder Spekulationszwecke verwendet werden. Um Verantwortlichkeit zu gewährleisten, müssen Emittenten monatliche Berichte über ihre Reserven veröffentlichen, und große Emittenten mit einer Umlaufmenge von mehr als 50 Milliarden USD müssen sich zusätzlich jährlichen unabhängigen Prüfungen unterziehen.

Zinszahlungen

Emittenten dürfen keine Zinsen oder Erträge auf Stablecoin-Bestände zahlen. Diese Regel soll sicherstellen, dass Stablecoins sich auf Zahlungen und Wertübertragungen konzentrieren, anstatt wie Bankeinlagen oder Anlageprodukte zu fungieren.

Compliance-Pflichten

Sowohl Banken als auch andere Emittenten müssen Sanktionen sowie AML- und KYC-Vorschriften gemäß dem Bank Secrecy Act einhalten. Emittenten müssen zudem über die technischen Kapazitäten verfügen, Tokens auf Anordnung der Behörden einzufrieren, zu beschlagnahmen oder zu vernichten (Token Burn).

1. Verbraucherschutz 

Wenn ein Emittent insolvent wird, erhalten Stablecoin-Besitzer vorrangige Ansprüche auf die Reserven vor anderen Gläubigern. Das Gesetz legt darüber hinaus strenge Regeln für die Vermarktung von Stablecoins fest und verbietet es Emittenten, den Eindruck zu erwecken, dass diese staatlich garantiert oder abgesichert sind oder als gesetzliches Zahlungsmittel gelten.

Regulierungsaufsicht

Große Emittenten werden von Bundesaufsichtsbehörden wie dem Office of the Comptroller of the Currency (OCC) beaufsichtigt, während kleinere Emittenten weiterhin unter einzelstaatlicher Kontrolle arbeiten können. Die Koordination mit Behörden wie dem US-Finanzministerium, der Securities and Exchange Commission (SEC) und der Commodity Futures Trading Commission CFTC) gewährleistet eine einheitliche Aufsicht im gesamten Finanzsystem.

Auswirkungen des GENIUS Act

Der GENIUS Act wird voraussichtlich sowohl den Kryptomarkt als auch das breite Finanzsystem prägen, indem er klare Regeln für die Ausgabe und Nutzung von Stablecoins festlegt.

Normale Nutzer

Das neue Regelwerk führt Schutzmaßnahmen ein, die die Zuverlässigkeit von Stablecoins in den Vereinigten Staaten verbessern sollen. Tokens, die unter die Regeln fallen, müssen vollständig durch sichere Vermögenswerte gedeckt sein. Emittenten müssen monatliche Reserveberichte veröffentlichen, und im Falle einer Insolvenz haben Tokeninhaber einen vorrangigen Anspruch auf diese Reserven. Zusammen sollen diese Maßnahmen die Transparenz verbessern und Vertrauen aufbauen.

Diese Schutzmaßnahmen sind besonders wichtig angesichts der Risiken, die mit nicht besicherten Stablecoins verbunden sind. Ein bemerkenswertes Beispiel war der Terra Luna-Crash im Jahr 2022. Terra war ein algorithmischer Stablecoin, der wie ein Kartenhaus zusammenstürzte, weil er nicht durch sichere Vermögenswerte gedeckt war. Als der Token seine USD-Bindung verlor, resultierte dies innerhalb weniger Tage in einer Wertvernichtung von mehr als 40 Milliarden US-Dollar.

Institutionen und Plattformen

Der GENIUS Act führt regulatorische Klarheit ein, die die institutionelle Nutzung von Stablecoins erweitern könnte. Für etablierte Emittenten wie Circle, die den USDC ausgeben, bietet die Gesetzgebung einen Rahmen, der Vertrauen schafft und eine breitere Akzeptanz durch Unternehmen und Finanzinstitute fördert.

Klarere Regeln könnten auch traditionelle Banken dazu ermutigen, ihre eigenen Stablecoins herauszugeben, was den Nutzern mehr Optionen bieten und gleichzeitig den Wettbewerb stärken würde. Fintech-Unternehmen und Zahlungsanbieter wie Stripe und PayPal könnten von der wachsenden Akzeptanz von Stablecoins profitieren. Regulierung erleichtert es diesen Plattformen, Stablecoin-Zahlungen zu unterstützen und Kunden mehr Transaktionsmöglichkeiten anzubieten.

Abwicklungsebenen

Blockchains wie Ethereum und Solana sowie Layer-2-Netzwerke könnten eine steigende Nachfrage erfahren, wenn die Nutzung von Stablecoins zunimmt. Jede On-Chain-Transaktion trägt zu einer höheren Netzwerkaktivität bei und steigert die Nachfrage nach Blockspace. Mit der Zeit könnte dies die Rolle dieser Netzwerke als kritische Infrastruktur für die Verarbeitung und Abwicklung von Stablecoin-Transaktionen stärken.

US-Dollar

Die Gesetzgebung könnte die Rolle des US-Dollars auf den globalen Märkten beeinflussen. Da Stablecoins künftig durch US-Dollar und T-Bills gedeckt sein müssen, könnte das Gesetz die Nachfrage nach Staatsanleihen erhöhen und gleichzeitig die Position des US-Dollars als weitverbreitete Reservewährung sowohl in der traditionellen als auch in der digitalen Finanzwelt stärken.

Was sind die Einschränkungen des GENIUS Act?

Während der GENIUS Act einen soliden Rahmen für die Regulierung von Stablecoins schafft, bleiben mehrere Lücken bestehen:

  • Rendite: Die Gesetzgebung verbietet Emittenten direkte Zinszahlungen an Stablecoin-Inhaber, wendet aber dieselbe Beschränkung nicht auf Kryptobörsen oder verbundene Unternehmen an. Das bedeutet, dass Renditen immer noch indirekt angeboten werden könnten, was die Regel schwächen und in Stressphasen zu Bedenken hinsichtlich der Stabilität führen könnte.

  • Ausländische Emittenten: Ausländische Stablecoin-Emittenten wie Tether, der Emittent des USDT, fallen nicht vollständig unter das Gesetz. Diese Stablecoins können in den USA weiterhin mit weniger Einschränkungen zirkulieren, vorausgesetzt, Transaktionen lassen sich auf Anordnung der Behörden einfrieren oder blockieren. Infolgedessen bleibt ein großer Teil des Stablecoin-Marktes außerhalb der direkten US-Aufsicht.

  • Ungleiche Regulierung: Stablecoin-Emittenten mit Sitz in den USA müssen strenge Auflagen für Reserven, Berichterstattung und Verbraucherschutz befolgen, während ausländische Emittenten davon nicht betroffen sind. Dieses ungleiche Spielfeld könnte US-Emittenten dazu bewegen, ins Ausland abzuwandern, wodurch Verbraucher mit verschiedenen Stablecoins konfrontiert werden, die unterschiedliche Schutzniveaus bieten.

Fazit

Der GENIUS Act stellt einen wichtigen Schritt zur Integration von Stablecoins in den regulatorischen Rahmen der Vereinigten Staaten dar. Durch die Festlegung klarer Regeln für Reserven, Transparenz und Verbraucherschutz zielt das Gesetz darauf ab, Stablecoins für Nutzer sicherer und ihre Integration in das breitere Finanzsystem einfacher zu machen. 

Allerdings zeigen ungelöste Probleme wie Offshore-Emittenten, eine uneinheitliche regulatorische Behandlung und potenzielle Rendite-Schlupflöcher, dass noch einiges an Regulierungsbedarf besteht. Die Umsetzung der bisherigen Vorschriften stellt einen wichtigen Meilenstein dar, aber es ist noch ein weiter Weg, bis ein regelkonformer, transparenter und nachhaltiger Stablecoin-Markt auf globaler Ebene entsteht.

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