Was ist Fiatgeld?
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Was ist Fiatgeld?

Was ist Fiatgeld?

Anfänger
Veröffentlicht Jan 3, 2019Aktualisiert Dec 12, 2022
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Was ist Fiatgeld?

Kurz gesagt, Fiatgeld ist ein gesetzlich anerkanntes Zahlungsmittel, das seinen Wert von seiner ausgebenden Regierung und nicht von einem physischen Gut oder einer Ware bezieht. Die Macht der Regierung, die den Wert des Papiergeldes festlegt, ist hierbei der entscheidende Faktor. Die meisten Länder auf der Welt nutzen ein Fiatgeldsystem, um Waren und Dienstleistungen zu kaufen, zu investieren und zu sparen. Fiatgeld ersetzte den Goldstandard und andere warenbasierte Systeme bei der Ermittlung des Wertes von gesetzlichen Zahlungsmitteln.


Der Aufstieg des Fiatgeldes

Fiatgeld entstand vor mehreren Jahrhunderten in China. Die Provinz Szechuan begann im 11. Jahrhundert mit der Ausgabe von Papiergeld. Zunächst konnte man es gegen Seide, Gold oder Silber eintauschen. Aber schließlich kam Kublai Khan an die Macht und etablierte im 13. Jahrhundert ein Fiatgeldsystem. Historiker behaupten, dass dieses Geld für den Untergang des mongolischen Reiches ausschlaggebend war, da es zu übermäßigen Ausgaben und Hyperinflation führte.

Fiatgeld wurde im 17. Jahrhundert auch in Europa verwendet und von Spanien, Schweden und den Niederlanden übernommen. Das System war in Schweden ein Misserfolg und die Regierung hat es schließlich für den Silberstandard aufgegeben. In den nächsten zwei Jahrhunderten experimentierte Neufrankreich in Kanada, die amerikanischen Kolonien und dann die US-Regierung mit Papiergeld, allerdings mit unterschiedlichen Ergebnissen.

Im 20. Jahrhundert waren die USA wieder dazu übergegangen eine güterbasierte Währung auch wenn auf einer etwas begrenzten Basis zu verwenden. 1933 beendete die Regierung die Praxis des Tausches von Papiergeld zu Gold. Bis 1972, unter Präsident Nixon, gaben die USA den Goldstandard ganz auf, schlossen seinen Untergang auf internationaler Ebene ab und wechselten zum Fiatgeldsystem. Dies führte zur Verwendung von Fiatgeld auf der ganzen Welt.


Fiatgeld vs. Goldstandard

Das System des Goldstandards erlaubte die Umwandlung von Papierrechnungen in Gold. Tatsächlich wurde das gesamte Papiergeld durch eine endliche Menge an Gold gedeckt, die von der Regierung gehalten wurde. Im Rahmen eines rohstoffbasierten Währungssystems konnten Regierungen und Banken nur dann neue Währungen in das System einführen, wenn sie einen gleich hohen Wert an Goldvorräten hielten. Dieses System schränkte die Fähigkeit der Regierung ein, Geld zu schaffen und den Wert ihrer Währung ausschließlich basierend auf ökonomischen Faktoren zu erhöhen.

Andererseits darf nach dem Fiatgeldsystem Geld nicht in etwas Anderes umgewandelt werden. Mit Fiatgeld können Behörden den Wert ihrer Währung direkt beeinflussen und an ökonomische Bedingungen binden. Die Regierungen und Zentralbanken der jeweiligen Länder haben eine weitaus bessere Kontrolle über die Währungssysteme, und sie können auf unterschiedliche Finanzgeschehnisse und Krisen mit verschiedenen Instrumenten reagieren, wie z.B. der Schaffung von Mindestreserven für Banken und die Einführung von quantitativen Lockerungen.

Befürworter des Goldstandards argumentieren, dass ein rohstoffbasiertes Währungssystem stabiler ist, weil es durch etwas unterstützt wird, das physisch und wertvoll ist. Fiatgeldanhänger kontern, dass die Goldpreise alles andere als stabil waren. Daher unterliegen sowohl rohstoffbasierte Währungen als auch Fiatgeld Wertschwankungen. Mit einem Fiatgeldsystem hat die Regierung tatsächlich mehr Flexibilität, um bei wirtschaftlichen Notsituationen zügig Gegenmaßnahmen zu ergreifen.


Einige Vor- und Nachteile von Fiatgeld

Ökonomen und andere Finanzexperten sind sich nicht einig in ihrer Meinung zu Fiatgeld. Verteidiger und Gegner argumentieren leidenschaftlich über das Für und Wider dieses Währungssystems.

  • Knappheit: Fiatgeld wird nicht durch die Knappheit einer physischen Ware wie Gold beeinflusst und begrenzt.

  • Kosten: Fiatgeld ist erschwinglicher zu produzieren als rohstoffbasiertes Geld.

  • Reaktionsfähigkeit: Fiatgeld gibt Regierungen und ihren Zentralbanken die Flexibilität, Wirtschaftskrisen effektiver zu adressieren.

  • Internationaler Handel: Fiatgeld wird in allen Ländern der Welt verwendet, was sie zu einer akzeptablen Form der Währung für den internationalen Handel macht.

  • Bequemlichkeit: Im Gegensatz zu Gold ist Fiatgeld nicht auf physische Reserven angewiesen, die Lagerung, Schutz, Überwachung und andere kostspielige Ansprüche erforderlich machen.

  • Kein intrinsischer Wert: Fiatgeld hat keinen intrinsischen Wert. Dies ermöglicht es den Regierungen, Geld aus dem Nichts zu erschaffen, was zu einer Hyperinflation und zum Zusammenbruch ihres Wirtschaftssystems führen könnte.

  • Historisch risikoreich: In der Vergangenheit hat die Implementierung von Fiatgeldsystemen häufig zu massiven Finanzkrisen geführt, was darauf hindeutet, dass diese Systeme einige Risiken mit sich bringen.


Fiatgeld vs. Kryptowährungen

Fiatgeld und Kryptowährungen haben eine gewisse Gemeinsamkeit, da keiner von ihnen durch eine physische Ware unterstützt wird - aber dort endet die Ähnlichkeit dann auch. Während Papiergeld von Regierungen und Zentralbanken kontrolliert wird, sind Kryptowährungen im Wesentlichen dezentralisiert, was größtenteils auf ein verteiltes digitales Ledger namens Blockchain zurückzuführen ist.

Ein weiterer bemerkenswerter Unterschied zwischen diesen beiden Währungssystemen ist die Art und Weise, in der jede dieser Formen von Geld generiert werden. Bitcoin hat, wie die meisten Kryptowährungen, ein kontrolliertes und begrenztes Angebot - im Gegensatz zu Papiergeld, das Banken grundsätzlich aus dem Nichts erschaffen können, je nach Beurteilung der wirtschaftlichen Bedürfnisse einer Nation.

Als digitale Geldform haben Kryptowährungen kein physisches Gegenstück und sind grenzenlos, was sie für weltweite Transaktionen weniger restriktiv macht. Darüber hinaus sind die Transaktionen irreversibel und die Beschaffenheit von Kryptowährungen erschwert die Nachverfolgung im Vergleich zum Fiatgeldsystem erheblich.

Bemerkenswert ist, dass der Kryptowährungsmarkt viel kleiner und damit wesentlich volatiler ist als traditionelle Märkte. Dies ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum Kryptowährungen noch nicht allgemein akzeptiert sind, aber wenn die Kryptoökonomie wächst und reift, wird die Volatilität wahrscheinlich abnehmen.


Fazit

Die Zukunft dieser beiden Formen der Währung ist in keiner Weise sicher. Während Kryptowährungen noch einen langen Weg vor sich haben und mit Sicherheit vor noch viel mehr Herausforderungen stehen werden, zeigt die Geschichte des Fiatgeldes eine gewisse Verwundbarkeit dieser Form von Geld. Das ist ein wichtiger Grund, weshalb viele Menschen in Betracht ziehen für ihre Finanztransaktionen auf ein Kryptowährungssystem umzusteigen - zumindest in gewissem Umfang.

Eine der Hauptideen hinter der Entwicklung von Bitcoin und Kryptowährungen ist die Erforschung einer neuen Form von Geld, das auf einem verteilten Peer-to-Peer-Netzwerk basiert. Wahrscheinlich wurde Bitcoin nicht geschaffen, um das gesamte Fiatgeldsystem zu ersetzen, sondern eher um ein alternatives Wirtschaftsnetzwerk anzubieten, das sicherlich das Potenzial hat, ein besseres Finanzsystem für eine bessere Gesellschaft zu schaffen.