Was ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)?

Was ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)?

Anfänger
Aktualisiert Apr 25, 2025
6m

Zusammenfassung:

  • Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist eine zentrale Kennzahl in der Aktienanalyse. Es zeigt, wie viel die Anleger bereit sind, für einen Euro des Unternehmensgewinns zu zahlen, und hilft bei der Beurteilung, ob eine Aktie über- oder unterbewertet ist.

  • Es gibt verschiedene KGV-Arten, wie das historische, erwartete, absolute oder relative KGV. Für eine korrekte Interpretation ist der Kontext entscheidend, etwa die Branche, in der das Unternehmen tätig ist, oder dessen Wachstumspotenzial.

  • Die Kennzahl eignet sich nicht zur Bewertung von Kryptowährungen, da diese keine Gewinne aus einer Geschäftstätigkeit erwirtschaften. Allerdings werden in einigen Bereichen des dezentralen Finanzwesens (DeFi) bereits vergleichbare Bewertungsmethoden erprobt.

KGV – CTA

Einführung

Wenn du dich schon einmal mit dem Kauf von Aktien beschäftigt hast, bist du vermutlich dem Begriff KGV begegnet – dem Kurs-Gewinn-Verhältnis. Es gehört zu den bekanntesten Kennzahlen für eine fundamentale Bewertung von Aktien und hilft Anlegern einzuschätzen, ob ein Titel unter- oder überbewertet ist. Doch wie wird das KGV berechnet, und wann ist es besonders nützlich?

Berechnung des KGV

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist das Verhältnis zwischen dem Aktienkurs eines Unternehmens und seinem Gewinn. Zur Berechnung wird der aktuelle Kurs durch den Gewinn pro Aktie (Earnings per Share, EPS) geteilt. Die Kennzahl gibt Aufschluss darüber, ob eine Aktie potenziell überbewertet, unterbewertet oder fair bewertet ist. 

Das KGV zeigt an, wie viel die Anleger bereit sind, für jeden Euro des Unternehmensgewinns zu zahlen.

KGV-Formel

KGV = Aktienkurs / Gewinn pro Aktie

Der Gewinn pro Aktie (EPS) wird berechnet, indem der Gesamtgewinn des Unternehmens (nach Steuern und Vorzugsdividenden) durch den gewichteten Durchschnitt der ausstehenden Stammaktien während eines bestimmten Zeitraums geteilt wird.

KGV-Arten

Es gibt verschiedene Varianten des KGV, die jeweils eine leicht unterschiedliche Perspektive bieten:

  • Historisches KGV: Das historische KGV, auch als Trailing-KGV bezeichnet, basiert auf den Gewinnen des Unternehmens der letzten zwölf Monate. Es ist das am häufigsten verwendete KGV und bezieht sich auf die tatsächliche Ertragslage.

  • Erwartetes KGV: Das erwartete KGV, auch Forward-KGV genannt, basiert auf den Gewinnprognosen für die nächsten zwölf Monate, die auf den Schätzungen und Erwartungen der Analysten beruhen.

  • Absolutes KGV: Dieses KGV basiert auf der oben genannten Formel: aktueller Aktienkurs geteilt durch den zuletzt gemeldeten Gewinn pro Aktie (EPS).

  • Relatives KGV: Diese Kennzahl vergleicht das aktuelle KGV mit einer Benchmark, wie dem historischen KGV des Unternehmens oder dem durchschnittlichen KGV der Branche.

Interpretation des KGV

Für eine korrekte Interpretation des KGV ist der Kontext entscheidend. Ein hoher Wert kann darauf hindeuten, dass Anleger in der Zukunft ein starkes Gewinnwachstum erwarten und bereit sind, einen Aufpreis für diese zukünftigen Gewinne zu zahlen. Ein niedrigeres KGV hingegen könnte darauf hinweisen, dass die Aktie unterbewertet ist oder das Unternehmen vor Herausforderungen steht.

Was als hohes KGV gilt, hängt vom Sektor oder der Branche ab. So weisen beispielsweise Technologieunternehmen aufgrund ihres größeren Wachstumspotenzials in der Regel höhere KGVs auf als Versorgungsunternehmen.

Wann das KGV besonders hilfreich ist

Anhand des KGV lässt sich schnell beurteilen, ob eine Aktie über- oder unterbewertet ist, insbesondere im Vergleich mit anderen Titeln derselben Branche. Wenn ein Unternehmen ein deutlich höheres KGV aufweist als ein anderes Unternehmen derselben Branche, fragen sich die Anleger, ob der Preisaufschlag durch höhere Wachstumserwartungen oder andere Faktoren gerechtfertigt ist.

Die Kennzahl ist besonders nützlich in den folgenden Fällen:

  • Aktien-Screening: Zur Identifikation potenziell unterbewerteter Titel.

  • Analyse der KGV-Entwicklung: Zum Vergleich mit früheren KGVs desselben Unternehmens, um zu sehen, wie sich die Einschätzungen der Anleger im Laufe der Zeit verändert haben.

  • Branchen- und Marktvergleiche: Um einzuschätzen, ob eine Aktie im Vergleich zu den Wettbewerbern günstig oder teuer erscheint.

Grenzen des KGV

So nützlich die Kennzahl auch ist, sie hat ihre Grenzen und sollte daher nie isoliert betrachtet werden. Es gilt insbesondere folgende Punkte zu beachten:

  • Das KGV hat keine Aussagekraft bei Verlusten: Macht das Unternehmen Verluste, liefert das KGV keine verwertbaren Informationen.

  • Wachstumsunterschiede bleiben beim KGV unberücksichtigt: Die Kennzahl bezieht sich meist auf den aktuellen Gewinn und spiegelt nicht das zukünftige Wachstumspotenzial wider. Wie bereits erwähnt, ist der Kontext für die Interpretation entscheidend. Bei jungen, wachstumsstarken Unternehmen akzeptieren Anleger in der Regel ein höheres KGV, während von Unternehmen mit stabilen Erträgen ein niedrigerer Wert erwartet wird.

  • Das KGV kann verzerrt sein: Da sich das ausgewiesene Unternehmensergebnis durch bilanzielle Gestaltungsspielräume beeinflussen lässt, kann das KGV ein geschöntes Bild der tatsächlichen Ertragslage vermitteln.

  • Das KGV liefert kein vollständiges Bild: Andere für die Unternehmensbewertung relevante Faktoren, wie Verschuldungsgrad und Cashflow, werden im KGV nicht abgebildet.

Das KGV ist eine hilfreiche Kennzahl, sollte aber immer in Verbindung mit anderen Kennzahlen betrachtet werden. Umsatz, Gewinnmargen und Verschuldungsgrad müssen für eine fundierte Analyse ebenfalls berücksichtigt werden.

Branchenspezifische Unterschiede beim KGV

Das KGV variiert deutlich zwischen verschiedenen Branchen. Ein sinnvoller Vergleich ist daher nur innerhalb desselben Sektors möglich. So sind die KGVs von Technologieunternehmen im Allgemeinen wesentlich höher als die von Energieversorgern:

  • Technologieunternehmen haben oft höhere KGVs, da die Anleger starkes Wachstum erwarten.

  • Versorgungsunternehmen weisen aufgrund ihrer stetigen, vorhersehbaren Erträge meist niedrigere KGVs auf.

Ein Vergleich über Branchengrenzen hinweg kann daher zu falschen Einschätzungen führen.

KGV im Kryptokontext

Du fragst dich vielleicht, ob das KGV auch für die Analyse von Kryptowährungen wie Bitcoin geeignet ist. Die kurze Antwort lautet: nein. Im Gegensatz zu Unternehmen erwirtschaften Kryptowährungen keine Gewinne aus einer Geschäftstätigkeit und legen keine Jahresberichte vor. Entsprechend kann auch kein KGV berechnet werden. 

In bestimmten Segmenten des Kryptomarkts – etwa bei dezentralen Finanzplattformen (DeFi), die Gebühreneinnahmen erzielen – greifen Analysten gelegentlich auf vergleichbare Bewertungsansätze zurück. So kann beispielsweise der Preis eines Tokens ins Verhältnis zu den Einnahmen der zugrundeliegenden Plattform gesetzt werden. Solche Methoden befinden sich allerdings noch im experimentellen Stadium und haben sich bislang nicht etabliert. Dennoch zeigen sie, wie traditionelle Finanzkennzahlen auch im Kryptobereich erprobt werden.

Fazit

Das KGV, eine der wichtigsten Kennzahlen in der fundamentalen Analyse, setzt den Aktienkurs eines Unternehmens in Relation zu seinem Gewinn. Es hilft Anlegern einzuschätzen, ob der aktuelle Kurs im Verhältnis zur Ertragslage angemessen ist. Während der Indikator wertvolle Informationen liefert, weist er auch einige Limitationen auf und sollte daher nicht isoliert betrachtet werden.

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