Zusammenfassung:
Eine Rendite- oder Zinskurve ist die grafische Darstellung der Zinssätze (Renditen) von Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten.
Zu den vier Hauptarten von Renditekurven gehören normale, inverse, flache und steile Kurven, die jeweils unterschiedliche wirtschaftliche Erwartungen widerspiegeln.
Eine Versteilerung der Renditekurve liegt vor, wenn die Differenz zwischen kurz- und langfristigen Anleiherenditen im Laufe der Zeit zunimmt.
Eine Veränderung der Renditekurve kann sich sowohl auf die Aktien- als auch die Kryptomärkte auswirken, ist aber für zinssensitive Sektoren wie Banken, Immobilien und Energie besonders relevant.
Was ist eine Renditekurve?
Eine Rendite- oder Zinskurve ist die grafische Darstellung der Zinssätze (Renditen) von Anleihen mit unterschiedlichen Fälligkeiten. Sie zeigt die Zinssätze für Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten, wie z. B. US-Treasuries, in einer Linie.
Die Rendite einer Anleihe hängt u. a. von ihrer Fälligkeit ab, da die Anleger je nach Laufzeit einen anderen Zins erwarten. Weitere Faktoren, die die Anleihenrendite beeinflussen, sind die Inflationserwartungen, das Kreditrisiko des Emittenten und die allgemeinen wirtschaftlichen Bedingungen.
Die Form der Renditekurve sagt also etwas über die Erwartungen der Anleger aus und kann als eine Art finanzielle Wettervorhersage betrachtet werden. Die Renditekurve der US-Treasuries ist die bekannteste. Sie dient oft als Barometer für den Zustand der Wirtschaft und beeinflusst die Entscheidungen auf verschiedenen Märkten.
Arten von Renditekurven
Es gibt vier Hauptarten von Renditekurven, die sich in ihrer Form unterscheiden. Sie können den Anlegern Aufschluss über die wirtschaftlichen Bedingungen geben und sind daher häufig ein nützlicher Indikator für künftige Entwicklungen.
Die nachstehenden Beispiele dienen nur zur Veranschaulichung, mach dir also nicht allzu viele Gedanken über die Werte, sondern konzentriere dich einfach auf die verschiedenen Kurvenformen.
Normale Renditekurve
Die Kurve ist aufwärts geneigt, was bedeutet, dass Anleihen mit langen Laufzeiten höhere Renditen aufweisen als Anleihen mit kurzen Laufzeiten. Eine solche Form deutet darauf hin, dass die Anleger ein stabiles Wirtschaftswachstum erwarten. Langlaufende Anleihen bieten gute Renditen, während die Erwartung einer stabilen Wirtschaft günstig für Aktien, Kryptowährungen und andere wachstumsorientierte Anlagen ist.
Inverse Renditekurve
Die inverse Renditekurve ist abfallend, wobei die kurzfristigen Renditen höher sind als die langfristigen. In der Vergangenheit war dies ein Warnzeichen für eine Rezession. Diese Form kann ein Warnsignal für Aktienanleger sein, die möglicherweise eine Umschichtung ihrer Portfolios in sicherere Anlagen wie Anleihen in Betracht ziehen sollten.
Flache Renditekurve
Eine flache Renditekurve hat wenig bis gar keine Steigung, wobei sich die kurz- und langfristigen Renditen auf einem ähnlichen Niveau befinden. Eine solche Form kann wirtschaftliche Unsicherheit oder eine Übergangsphase signalisieren. Die Anleger sollten daher vorsichtig sein und ihre Investments über verschiedene Anlage- und Risikoklassen hinweg diversifizieren.
Steile Renditekurve
Bei einer steilen Renditekurve sind die langfristigen Renditen deutlich höher als die kurzfristigen, was häufig die Erwartung von Wirtschaftswachstum und steigender Inflation widerspiegelt. Eine steile Kurve wird aufgrund der Wachstumsaussichten von vielen Anlegern als grünes Licht für Investitionen in risikoreichere Vermögenswerte wie Kryptowährungen und Aktien angesehen.
Versteilerung der Renditekurve
Eine Versteilerung der Renditekurve liegt vor, wenn die Differenz zwischen kurz- und langfristigen Anleiherenditen wächst. Eine solche Verschiebung kann sich im Laufe der Zeit vollziehen, z. B. über mehrere Jahre hinweg.
Arten von Versteilerungen
Es gibt verschiedene Arten von Versteilerungen der Renditekurve. Die beiden wichtigsten sind als Bull Steepening und Bear Steepening bekannt.
Bull Steepening: Die Renditen kurzlaufender Anleihen fallen stärker die Renditen langlaufender Anleihen. Diese Situation kann eintreten, wenn die Zentralbank die kurzfristigen Zinssätze senkt, um die Wirtschaft anzukurbeln, die längerfristigen Zinssätze jedoch aufgrund der Wachstumserwartungen konstant bleiben. Die grüne Linie stellt die Renditekurve nach der Zinsanpassung dar.
Bear Steepening: Hier steigen die langfristigen Renditen schneller als die kurzfristigen, oft weil die Anleger für die Zukunft ein stärkeres Wirtschaftswachstum oder eine höhere Inflation erwarten. Die rote Linie stellt die Renditekurve nach der Verschiebung dar.
Welche Informationen können Anleger aus der Renditekurve ziehen?
Die Renditekurve kann ein nützliches Instrument zur Vorhersage möglicher Zinsänderungen sein, die sich auf die Preise einer Vielzahl von Vermögenswerten auswirken können. Dreht sich beispielsweise die Kurve nach unten, könnte die Zentralbank die Zinssätze senken, um eine Konjunkturabschwächung zu verhindern, was häufig zu einem kurzfristigen Aufschwung an den Märkten führt. Trader und Anleger könnten die Gelegenheit nutzen, um in bestimmte Märkte ein- oder auszusteigen und ihre Anleihenbestände anzupassen.
Anleihemarkt
Da die Renditekurve direkt mit den Anleiherenditen zusammenhängt, kann jede Verschiebung zu Kursschwankungen bei Anleihen führen. Steigende Zinssätze (oft in Verbindung mit einer aufwärts gerichteten Renditekurve) führen in der Regel dazu, dass bestehende Anleihen an Wert verlieren, da die neu emittierten Anleihen höhere Renditen haben. Umgekehrt gewinnen die bestehenden höher verzinsten Anleihen an Wert, wenn die Zinssätze fallen.
Aktienmarkt
Die Renditekurve kann die Preise von allen Arten von Aktien beeinflussen, besonders in zinssensitiven Sektoren wie Banken, Immobilien und Energie. Wenn sich beispielsweise die Renditekurve umkehrt, was auf eine mögliche Konjunkturabschwächung hindeutet, könnten sich die Anleger von Aktien abwenden und sicherere Anlagen suchen. Auf der anderen Seite kann eine steile Renditekurve ein starkes Wirtschaftswachstum signalisieren, was das Vertrauen in den Aktienmarkt stärken kann.
Zinssätze
Die Anleiherenditen dienen häufig als Referenzwert für Hypothekenzinsen, Bankkreditzinsen und die Kosten anderer Kreditarten. Wenn sich die Renditekurve umkehrt, senkt die US-Notenbank in der Regel den Leitzins, um die Wirtschaft anzukurbeln, was sich entsprechend auf die Kreditkosten für Verbraucher und Unternehmen auswirkt.
Renditekurve und Kryptomärkte
Während die Renditekurve hauptsächlich mit traditionellen Finanzmärkten in Verbindung gebracht wird, bestehen mittlerweile interessante Korrelationen mit den Kryptomärkten, insbesondere da Kryptowährungen zunehmend von institutionellen Anlegern nachgefragt werden.
So gibt es eine wachsende Zahl von Anlegern und Vermögensverwaltern, die Bitcoin und andere Kryptowährungen in ihr Portfolio aufnehmen.
Es stimmt zwar, dass sich die Kryptomärkte aufgrund der zunehmenden Akzeptanz oft ähnlich wie Aktien verhalten, aber gewisse Anleger betrachten Bitcoin als eine Art digitales Gold – vor allem in Zeiten allgemeiner Unsicherheit. Wenn sich beispielsweise die Renditekurve umkehrt und die Angst vor einer Rezession zunimmt, könnten sich einige Anleger dazu entschließen, ihr Engagement in sicheren Anlagen wie Gold und Bitcoin zu erhöhen, die sich in der Vergangenheit als hervorragende Wertaufbewahrungsmittel erwiesen haben.
Darüber hinaus führen Leitzinsanhebungen als Reaktion auf die Renditekurve häufig zu mehr Liquidität im Finanzsystem, die unter anderem auch in die Kryptomärkte fließen kann. Diese zusätzliche Liquidität kann die Nachfrage nach Kryptowährungen ankurbeln und somit die Kryptopreise in die Höhe treiben.
Krypto-Anleger können bestimmte Erkenntnisse aus der Renditekurve gewinnen, allerdings nicht in demselben Maße wie bei traditionellen Anlagen. Kryptowährungen sind nach wie vor hochspekulativ und ihre Preise hängen von vielen anderen Faktoren ab, darunter den regulatorischen und technologischen Entwicklungen. Während die Renditekurve also Aufschluss über allgemeine Trends geben kann, nutzen erfahrene Krypto-Trader oft eine breitere Palette von Indikatoren.
Fazit
Unabhängig davon, ob du dich für traditionelle Anlagen, Kryptowährungen oder beides interessierst – die Renditekurve ist ein unverzichtbares Instrument, das du unbedingt auf dem Radar haben solltest. Sie liefert Hinweise auf die wirtschaftliche Entwicklung und kann daher für Anleger bei der Planung ihrer Strategien über alle Anlageklassen hinweg hilfreich sein.
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