TL;DR
Hedging ist eine Risikomanagementstrategie zum Ausgleich potenzieller Verluste, die einer Person oder einer Organisation entstehen können.
Zu den gängigen Hedging-Methoden zählen Futures- und Optionskontrakte, Differenzkontrakte (CFDs) und Perpetual-Swap-Kontrakte.
Hedging-Strategien sind mit spezifischen Risiken und Kosten verbunden. Bevor du eine Hedging-Strategie einsetzt, musst du dir die verschiedenen Risiken vor Augen führen, wie z. B. das Gegenparteirisiko und regulatorische Risiken.
Was ist Hedging?
Hedging ist eine Risikomanagementstrategie, die von Personen und Institutionen eingesetzt wird, um potenzielle Verluste bei einer Anlage auszugleichen.
Das Konzept dahinter ist mit dem Abschluss einer Versicherung vergleichbar. Wenn du ein Haus in einem überschwemmungsgefährdeten Gebiet besitzt, möchtest du dieses Asset durch den Abschluss einer Hochwasserversicherung vor dem Risiko einer Überschwemmung schützen. Das Hedging auf Finanz- und Kryptomärkten funktioniert auf ähnliche Weise. Es handelt sich dabei um eine Anlage, die zum Ziel hat, das Risiko nachteiliger Preisbewegungen eines Assets zu verringern.
Wie funktioniert Hedging?
Es gibt viele verschiedene Hedging-Methoden. In der Regel umfasst es jedoch die folgenden Schritte:
Schritt 1: Festlegen einer Primärposition
Du hast eine bestehende Position in einem bestimmten Asset, beispielsweise in Bitcoin oder Ether. Entweder besitzt du die Kryptowährung oder du bist durch eine Anlage in dem Asset ein Engagement in Bezug auf den jeweiligen Preis eingegangen.
Schritt 2: Identifizieren der Risiken
Der nächste Schritt besteht darin, die mit der Primärposition verbundenen Risiken zu identifizieren. Beispielsweise kann das Risiko des Besitzes von Bitcoin dadurch gegeben sein, dass der Preis sinken könnte.
Schritt 3: Eingehen einer Gegenposition
Du kannst eine Risikoabsicherung erreichen, indem du eine Position in einem verbundenen Finanzinstrument eingehst, bei dem eine Entwicklung in die dem identifizierten Risiko entgegengesetzte Richtung erwartet wird.
Beim Hedging geht es nicht darum, Gewinne zu erzielen, sondern sich gegen Verluste abzusichern. Die Gewinne aus der Hedging-Position sollten die Verluste aus der Primärposition ausgleichen. Man muss sich bewusst sein, dass es nur selten einen optimalen Hedge gibt. Darüber hinaus fallen dadurch häufig Kosten an, weshalb man auch die Kosteneffizienz der Hedging-Strategie berücksichtigen muss.
Wie funktioniert das Hedging beim Kryptohandel?
Das Hedging beim Kryptohandel folgt demselben Prinzip wie beim Handel auf den traditionellen Finanzmärkten. Du gehst dabei eine Position in einem verbundenen Asset ein, von dem erwartet wird, dass es sich gegenläufig zur Primärposition entwickeln wird.
Im Folgenden findest du sieben Möglichkeiten, wie man als Anleger auf den Kryptomärkten Hedging betreiben kann. Einige oder alle dieser Möglichkeiten sind in bestimmten Ländern möglicherweise nicht verfügbar. Du musst daher sicherstellen, dass die von dir eingesetzten Hedging-Strategien den örtlichen Vorschriften entsprechen.
Jede dieser Strategien birgt spezifische Risiken und Kosten. Daher ist es wichtig, diese zu verstehen, bevor du fortfährst.
Futures-Kontrakte
Krypto-Futures ermöglichen es Anlegern, eine Kryptowährung zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft zu einem vorher festgelegten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. Diese Futures können als Absicherung gegen potenzielle Preisänderungen eingesetzt werden. Wenn du beispielsweise Bitcoin besitzt und befürchtest, dass der Preis fallen könnte, kannst du einen Bitcoin-Futures-Kontrakt verkaufen. Falls der Preis von Bitcoin fällt, gleichen die Gewinne aus dem Futures-Kontrakt den Verlust bei deinen Bitcoin-Beständen aus.
Optionen
Krypto-Optionen geben dem Inhaber das Recht, ohne ihn dazu zu verpflichten, die Krypto-Basiswährung innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu einem festgelegten Preis zu kaufen (Call-Option) oder zu verkaufen (Put-Option). Wenn du Bitcoin besitzt und dir Sorgen um einen Preisverfall machst, kannst du eine Put-Option kaufen. Bei einem Rückgang des Bitcoin-Preises würde die Wertsteigerung der Put-Option den Wertverlust bei den Bitcoin kompensieren.
Differenzkontrakte (CFDs)
CFDs können als Sicherungsinstrumente bei einem Engagement in Kryptowährungen verwendet werden. Ein CFD ist ein Derivatprodukt, mit dem du auf die Preisbewegungen eines Basiswerts spekulieren kannst, ohne dieses Asset tatsächlich zu besitzen. Normalerweise gehst du mit einem Broker einen Kontrakt über den Austausch der Preisdifferenz des Assets zwischen dem Zeitpunkt des Geschäftsabschlusses bis zum Erfüllungstag ein.
Wenn du beispielsweise Bitcoin besitzt und diese gegen Preisrückgänge absichern möchtest, würdest du eine Short-Position (Verkaufsposition) in dem Bitcoin-CFD eröffnen. Der Gewinn, den du mit der CFD-Position erzielst, sollte bei einem Preisrückgang den Verlust aus deinen Bitcoin-Beständen ausgleichen.
Perpetual-Swap-Kontrakte
Perpetual-Swap-Kontrakte bilden den Preis eines Basiswerts wie Bitcoin ab mit dem Ziel, eine fortlaufende Handelsmöglichkeit ohne Ablaufdatum zu bieten. Sie nutzen in der Regel einen Hebel, der es Tradern ermöglicht, größere Positionen mit geringeren Initial-Margin-Anforderungen zu eröffnen.
Erwartest du beispielsweise einen potenziellen Preisrückgang bei Bitcoin, kannst du eine Short-Position im Bitcoin-Perpetual-Swap-Kontrakt eröffnen. Falls der Preis von Bitcoin fällt, gleichen die Gewinne aus dem Perpetual-Swap-Kontrakt die Verluste bei deinen Bitcoin-Beständen aus.
Leerverkäufe
Einige Plattformen ermöglichen Leerverkäufe, bei denen du eine Kryptowährung ausleihen, verkaufen und später zurückkaufen kannst, um sie zurückzuzahlen. Wenn der Preis wie erwartet sinkt, erzielst du einen Gewinn, der Verluste bei anderen Anlagen ausgleichen kann.
Stablecoins
Stablecoins sind Kryptowährungen, deren Preis an eine Vermögensreserve, in der Regel eine Fiatwährung, gekoppelt ist. Wenn du von einem Marktabschwung ausgehst, könntest du einige deiner volatilen Krypto-Assets in Stablecoins umtauschen. Obwohl du in diesem Fall nicht von einem Marktaufschwung profitieren würdest, wärst du bei einem Marktabschwung geschützt.
Diversifikation
Auch das Halten verschiedener Kryptowährungen oder eine Diversifizierung kann als Absicherung dienen. Verschiedene Kryptowährungen können unterschiedlich auf Marktveränderungen reagieren. Wenn eine Währung an Wert verliert, kann eine andere an Wert gewinnen und so diesen Verlust ausgleichen.
Ein Beispiel für das Hedging einer Bitcoin-Position
Nehmen wir einmal an, du besitzt BTC im Wert von 10.000 USD und möchtest diese gegen einen möglichen Preisverfall absichern. Für das Hedging deiner Position kannst du die folgenden Optionen in Betracht ziehen.
Nehmen wir einmal an, der Preis von Bitcoin beträgt derzeit 50.000 USD. Du könntest eine Put-Option kaufen, die dir das Recht gibt, deine Bitcoin zu einem späteren Zeitpunkt für 50.000 USD zu verkaufen. Nehmen wir weiter an, du zahlst für diese Option eine Prämie von 500 USD (die tatsächlichen Preise hängen von den Marktbedingungen ab).
Wenn der Bitcoin-Preis auf 40.000 USD fällt, kannst du die Option ausüben und deine Bitcoin für 50.000 USD verkaufen, wodurch deine Verluste deutlich reduziert werden. Die Kosten für diesen Hedge entsprächen der Prämie, die du für die Option bezahlt hast. In diesem Beispiel würdest du 0,2 BTC benötigen, um dein Portfolio abzudecken. Die Kosten würden 0,01 BTC (500 USD/50.000 USD) betragen.
Alternativ kannst du einen Futures-Kontrakt für Bitcoin verkaufen. Nehmen wir an, du verkaufst einen Futures-Kontrakt für 0,2 BTC und erklärst dich damit einverstanden, innerhalb eines Monats Bitcoin für 50.000 USD zu verkaufen. Wenn der Bitcoin-Preis auf 40.000 USD fällt, könntest du 0,2 BTC zum niedrigeren Preis kaufen, um den Kontrakt zu erfüllen. Das würde bedeuten, dass du deine BTC effektiv für 50.000 USD verkaufst und die Verluste in deinem Portfolio ausgleichst. Wenn jedoch der Preis von Bitcoin steigt, wärst du dennoch weiterhin verpflichtet, für 50.000 USD zu verkaufen, wodurch dir möglicherweise Kursgewinne entgehen.
Risiken des Hedgings beim Kryptohandel
Hedging-Strategien sind im Allgemeinen mit Risiken und Kosten verbunden. Optionsprämien können teuer sein, Futures können deine potenziellen Gewinne begrenzen und Stablecoins hängen von der Zahlungsfähigkeit des jeweiligen Emittenten ab. Eine Diversifizierung kann zur Risikostreuung beitragen, verhindert jedoch nicht unbedingt Verluste.
Denke daran, die folgenden Risiken zu berücksichtigen, bevor du mit dem Hedging startest.
Kosten
Hedging ist normalerweise mit Kosten verbunden. Beim Kauf von Optionen ist beispielsweise die Zahlung einer Prämie erforderlich, die je nach Marktbedingungen beträchtlich ausfallen kann. Auch bei Futures-Kontrakten können Makler- und andere Gebühren anfallen.
Begrenztes Aufwärtspotenzial
Hedging-Strategien begrenzen häufig die potenziellen Gewinne. Wenn du z. B. Futures-Kontrakte zur Absicherung gegen einen Preisrückgang einsetzt und der Preis stattdessen ansteigt, werden deine Gewinne nach oben hin auf den Futures-Kontrakt-Preis begrenzt.
Gegenparteirisiko
Das Gegenparteirisiko ist besonders hoch bei außerbörslich gehandelten Derivaten oder wenn Stablecoins als Hedging-Instrument eingesetzt werden. Hält die Gegenpartei ihren Teil der Vereinbarung nicht ein, kann dies zu Verlusten führen. Bei Stablecoins besteht das Risiko, dass der Emittent die Kopplung an den Basiswert nicht aufrechterhalten kann.
Ausführungsrisiko
Es besteht das Risiko, dass deine Hedging-Strategie aufgrund der Marktbedingungen nicht wie erwartet funktioniert. Beispielsweise bieten Optionen und Futures in ausgesprochen volatilen Märkten aufgrund extremer Preisschwankungen möglicherweise nicht den erwarteten Schutz.
Regulatorisches Risiko
Das regulatorische Umfeld für Kryptowährungen und damit verbundene Finanzinstrumente ist ständig im Wandel und hängt vom jeweiligen Rechtssystem ab. Änderungen der Vorschriften können sich auf den Wert und die Verfügbarkeit bestimmter Hedging-Instrumente auswirken. Du müsst dir der gesetzlichen Anforderungen in deinem Land in vollem Umfang bewusst sein und diese jederzeit einhalten.
Liquiditätsrisiko
Einige Hedging-Instrumente können illiquide sein, was bedeutet, dass sie nicht einfach gekauft oder verkauft werden können, ohne dass es zu einer erheblichen Preisänderung kommt. Das kann den Ein- oder Ausstieg in Positionen erschweren.
Komplexität
Schließlich können Hedging-Strategien komplex sein und erfordern ein tief gehendes Verständnis der Finanzmärkte, insbesondere beim Handel mit Hebel. Fehler oder Missverständnisse können zu erheblichen Verlusten führen.
Tipps für das Hedging im Kryptohandel
Hedging ist kompliziert und erfordert eine umfassende Kenntnis der Finanzmärkte. Es ist auf keinen Fall etwas für Anfänger, und selbst erfahrene Trader sollten beim Hedging Vorsicht mit Bedacht vorgehen. Hier sind einige Tipps rund um den Einsatz von Hedging-Strategien im Kryptohandel.
Mache dir die Risiken bewusst
Stelle vor dem Einsatz einer Hedging-Strategie sicher, dass du die damit verbundenen Risiken und potenziellen Nachteile vollständig verstehst. Jedes Finanzinstrument hat seine Vor- und Nachteile, und dasselbe gilt für Handelsstrategien. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, dass du weißt, worauf du dich einlässt, bevor du dich auf eine Option festlegst.
Setze auf Diversifizierung
Setze nicht alles auf eine Karte. Ziehe in Erwägung, Anlagen in verschiedenen Kryptowährungen zu tätigen und diese auf diverse Anlageklassen zu verteilen. Dies kann zum Schutz vor der Volatilität eines bestimmten Assets beitragen.
Der Prozess sollte nicht komplizierter sein als nötig
Es kann verlockend sein, komplexe Hedging-Strategien einzusetzen, um Gewinne zu maximieren oder Verluste zu minimieren. Allerdings bringt die erhöhte Komplexität oft zusätzliche Risiken mit sich. Wenn du kein erfahrener Anleger bist, sind weniger komplexere Strategien in der Regel besser geeignet.
Abschießende Gedanken
Hedging ist ein gutes Instrument zum Ausgleich potenzieller Verluste in deinem Portfolio, wenn es effektiv eingesetzt wird. Es erfordert aber fundierte Kenntnisse und ist nicht für jeden geeignet. Du solltest die Bedingungen, Margin-Anforderungen, Gebühren und Hebel gründlich studieren, wenn du Hedging-Strategien verwenden möchtest.
Stelle sicher, dass du über ein umfassendes Verständnis der damit verbundenen Risiken und potenziellen Kosten verfügst. Du musst die Marktbedingungen kontinuierlich im Auge behalten, dein Risiko steuern und gleichzeitig deine Positionen ständig entsprechend anpassen.
Außerdem solltest du Risikomanagement-Instrumente wie Stop-Loss-Orders nutzen, um potenzielle Verluste zu begrenzen oder Gewinne zu realisieren. Schließlich solltest du in Betracht ziehen, dich von einem Finanzberater beraten zu lassen, bevor du dich an dieser Art des Handels beteiligst.
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