TL;DR
Die Krypto-Realrendite als Metrik vergleicht die angebotene Rendite eines Projekts mit seinen Einnahmen. Wenn die Staking-Erträge real größer sind als die angebotenen Zinsen, sind die Emissionen verwässernd. Das bedeutet, dass ihre Rendite nicht nachhaltig bzw. nicht „real“ ist. Eine Realrendite ist nicht zwangsläufig besser als eine Verwässerungsrendite, die oft zu Marketingzwecken verwendet wird. Dieser Indikator kann jedoch ein nützliches Instrument sein, um die langfristigen Ertragsaussichten eines Projekts zu beurteilen.
Einführung
Die beträchtlichen APYs, die oft in der Welt des dezentralen Finanzwesens (DeFi) angeboten werden, sind sicherlich für viele Anleger faszinierend. Wenn du jedoch jemals auf 100% oder sogar 1.000% Rendite bei einer Staking-Möglichkeit gestoßen bist, fragst du dich zurecht, ob das nicht zu gut ist, um wahr zu sein. Eine beliebte Methode zur Bewertung der versprochenen Renditen ist die Berechnung der realen Rendite eines Projekts. Diese einfache, schnelle und relativ effektive Berechnung kann dir helfen, die Versprechen eines Projekts auf einen Blick zu beurteilen und abzuschätzen, wie „real“ seine Rendite tatsächlich ist.
Was ist DeFi-Yield-Farming?
Yield-Farming ermöglicht es Nutzern, Krypto-Belohnungen zu verdienen, wenn sie ihre Assets in ertragsstarken Pools einzahlen. Es gibt verschiedene Yield-Farming-Möglichkeiten, darunter Liquiditätspools, natives Netzwerk-Staking und Ausleihprotokolle. Ihnen allen gemeinsam ist, dass sie eine Rendite für den Nutzer generieren, im Austausch dafür, dass sie seine Mittel verwenden. Es ist üblich, dass Yield-Farmer Protokolle nutzen, die ihre Erträge maximieren – sogenannte Yield-Optimizer. Auf der Suche nach den besten Renditen bewegen Yield-Farmer häufig ihre Mittel zwischen verschiedenen Protokollen, die auf dem Markt erhältlich sind.
Da DeFi immer beliebter wurde, begannen viele Protokolle, höhere Belohnungen als Anreiz für Staker anzubieten. Dies führte jedoch oft zu unnatürlich hohen und nicht nachhaltigen APYs von teilweise mehr als 1.000%. Sobald diese APYs aufgrund der schwindenden Liquiditätsreserven des Projekts fielen, stürzten die Token-Preise oft ab, da die Nutzer sich beeilten, die gefarmten Tokens zu verkaufen. Es stellte sich heraus, dass die Nachfrage nach solchen Tokens eher durch die Emissionen als durch ihren praktischen Nutzen gestützt wurde.
Wie kann man angesichts der hohen APYs im DeFi-Bereich den wahren Wert von Projekten und ihr Zinspotenzial einschätzen? Eine Möglichkeit ist die Betrachtung der Krypto-Realrendite eines Projekts.
Reale und nachhaltige Rendite vs. Verwässerungsemissionen
Wenn wir die Rendite als „real“ bezeichnen, sprechen wir von ihrer Nachhaltigkeit. Wenn die Einnahmen des Projekts die Menge der an die Staker verteilten Tokens abdecken, werden die eigenen Mittel nicht aufgezehrt. Theoretisch könnte das Projekt bei gleichbleibenden Einnahmen die gleiche Realrendite auf unbestimmte Zeit beibehalten.
Es kommt jedoch auch häufig zu Verwässerungsemissionen – ein Szenario, bei dem ein Projekt den APY auf eine Art und Weise auszahlt, die auf lange Sicht nicht nachhaltig ist, meist durch Erschöpfung der Liquiditätsreserven. Sollten die Einnahmen des Projekts nicht steigen, ist es unmöglich, das gleiche Niveau an APY aufrechtzuerhalten. Ein solcher APY wird häufig in Form von projekteigenen Tokens ausgeschüttet, da ein großer Teil davon leicht verfügbar ist.
Staker könnten diese Tokens auch farmen und auf dem freien Markt verkaufen, wodurch ihr Preis sinkt. Dies kann zu einem Teufelskreis führen, bei dem mehr native Tokens ausgegeben werden müssen, um den gleichen APY zu bieten, was die Liquitätsreserven noch schneller erschöpft.
Beachte, dass „Realrendite“ zwar vorzugsweise in Blue-Chip-Tokens ausgegeben wird, ein Projekt, das seinen eigenen Token vertreibt, dies aber auch auf nachhaltige Weise tun könnte.
Was ist die Krypto-Realrendite als Metrik?
Die Krypto-Realrendite ist eine einfach anzuwendende Metrik, um die angebotene Rendite eines Projekts im Verhältnis zu seinen Einnahmen zu bewerten. Dies ermöglicht es dir zu sehen, wie viel der Belohnungen des Projekts verwässernd sind oder hauptsächlich durch Token-Emissionen statt durch Einnahmen finanziert werden. Schauen wir uns ein Beispiel an.
Im Laufe eines Monats hat Projekt X 10.000 seiner Tokens zu einem Durchschnittspreis von 10 USD verteilt, wodurch sich der Gesamtemissionswert auf 100.000 USD beläuft. Im gleichen Zeitraum hat das Projekt 50.000 USD an Einnahmen erzielt. Mit nur 50.000 USD an Einnahmen, aber 100.000 USD an ausgezahlten Emissionen ergibt sich ein Realrenditedefizit von 50.000 USD. Es ist also klar, dass der angebotene APY in hohem Maße von verwässernden Emissionen und nicht von realem Wachstum abhängt. Unser einfaches Beispiel lässt die Betriebskosten unberücksichtigt, ist aber dennoch eine vernünftige grobe Schätzung für die Bewertung der Rendite.
Du hast vielleicht bemerkt, dass die Realrendite konzeptionell ähnlich ist wie die Dividende am Aktienmarkt. Ein Unternehmen, das Dividenden an seine Aktionäre ausschüttet, denen keine entsprechenden Einnahmen gegenüberstehen, wäre offensichtlich nicht nachhaltig. Bei Blockchain-Projekten stammen die Einnahmen hauptsächlich aus den Gebühren für eine angebotene Dienstleistung. Im Falle eines automatisierten Market-Makers (AMM) könnte dies eine Liquiditätspool-Transaktionsgebühr sein, während ein Yield-Optimierer seine Leistungsgebühr mit den Inhabern seines Governance-Tokens teilen kann.
Wie stellst du sicher, dass deine DeFi-Rendite real ist?
Zunächst musst du ein seriöses Projekt finden, das einen vertrauenswürdigen und bewährten Dienst anbietet. Damit hast du die beste Ausgangsbasis, um nachhaltige Erträge zu erzielen. Als Nächstes solltest du einen Blick auf das Ertragspotenzial des Projekts werfen und darauf, wie genau du dich beteiligst. Möglicherweise musst du einem Protokoll Liquidität verschaffen oder dessen Governance-Tokens in einen Pool einbringen. Auch das Sperren nativer Tokens ist ein gängiger Mechanismus.
Viele Anleger bevorzugen die Auszahlung von Renditen in Blue-Chip-Tokens, da diese Assets als weniger volatil gelten. Wenn du ein Projekt gefunden und seinen Mechanismus verstanden hast, denke daran, die Realrendite des Projekts anhand der obigen Formel zu überprüfen. Werfen wir einen Blick auf ein Renditemodell, bei dem die Realrendite in die Tokenomics integriert ist – und darauf, wie man sie mit unserer Metrik überprüfen kann.
Ein automatisiertes Market-Maker-Protokoll bietet zwei Arten von Renditen. Erstens für die Inhaber seines Governance-Tokens ABC und zweitens für die Inhaber seines Liquiditätsanbieter-Tokens XYZ. Zehn Prozent der Plattformeinnahmen werden für die Liquiditätsreserven einbehalten, und der Rest wird 50/50 zwischen den Inhabern der beiden Tokens in ihren jeweiligen Belohnungspools aufgeteilt und in BNB ausgezahlt.
Nach deinen Berechnungen erzielt das Projekt monatliche Einnahmen in Höhe von 200.000 USD. Gemäß den Tokenomics des Projekts werden 90.000 USD von BNB an Staker im ABC-Belohnungspool und 90.000 USD an Staker im XYZ-Belohnungspool verteilt. Wir können die Realrendite wie folgt berechnen:
200.000 USD – (90.000 USD x 2) = 20.000 USD
Unsere Berechnung zeigt, dass es einen Überschuss von 20.000 USD gibt und dass das Ertragsmodell nachhaltig ist. Das Tokenomics-Modell zur Ertragsverteilung garantiert, dass die Emissionen niemals höher sind als die Einnahmen. Die Wahl eines DeFi-Projekts mit einem nachhaltigen Auszahlungsmodell ist großartig, um echte Erträge zu erzielen, ohne selbst mit den Zahlen arbeiten zu müssen.
Wird DeFi besser, wenn man sich auf Realrenditen verlässt?
Kurz gesagt, nicht unbedingt. Einige Projekte haben in der Vergangenheit erfolgreich mit Emissionen gearbeitet, um Nutzer zu gewinnen. In der Regel nehmen diese Projekte ihre Emissionen schrittweise zurück und gehen zu nachhaltigeren Modellen über. Es wäre falsch zu sagen, dass das Streben nach echten Erträgen objektiv besser ist und dass der Rückgriff auf Emissionen völlig unhaltbar ist. Aber auf lange Sicht können nur solche DeFi-Projekte bestehen, die mit echten Anwendungsfällen Einnahmen generieren.
Fazit
Angesichts der Erfahrungen aus früheren DeFi-Zyklen wäre es für die Branche von Vorteil, wenn mehr Protokolle erfolgreich Funktionen implementieren würden, die die Akzeptanz und eine nachhaltige Umsatzgenerierung fördern. Auch bei den Emissionen ist die Botschaft klar: Die Nutzer täten gut daran, sie als das zu verstehen, was sie sind, sowie ihre Rolle bei der Erweiterung der Nutzerbasis von Projekten und dem Erreichen von Nachhaltigkeit.