Was sind dezentrale Derivate und wie funktionieren sie?
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Was sind dezentrale Derivate und wie funktionieren sie?

Was sind dezentrale Derivate und wie funktionieren sie?

Fortgeschritten
Veröffentlicht Apr 25, 2023Aktualisiert Dec 11, 2023
8m

TL;DR

  • Dezentrale Derivate sind Finanzinstrumente, die an dezentralen Kryptobörsen (DEXs) gehandelt werden. Sie werden im Bereich des dezentralen Finanzwesens (DeFi) immer beliebter.

  • Wie traditionelle Derivate leiten auch dezentrale Derivate ihren Wert von den zugrundeliegenden Assets ab, bei denen es sich in der Regel um Kryptowährungen handelt.

  • Sie basieren auf Smart Contracts, die die Kontraktbedingungen standardisieren und automatisch ausführen können.

Was sind Derivate? 

Derivate sind Finanzkontrakte, die ihren Wert von einem Basiswert ableiten, z. B. von einer Aktie, einer Kryptowährung, einer Fiatwährung oder einem Rohstoff. Man kann sich ein Derivat als einen Vertrag zwischen zwei Parteien vorstellen, dessen Preis vom erwarteten zukünftigen Preis oder Wert des Basiswerts abhängt.

Es gibt verschiedene Arten von Derivaten, darunter Optionen, Futures und Swaps. Sie haben jedoch alle das gleiche Grundprinzip: Sie ermöglichen es Anlegern, von den zukünftigen Preisbewegungen von Vermögenswerten zu profitieren, ohne diese tatsächlich besitzen zu müssen.

Derivate können Anlegern helfen, sich gegen potenzielle Risiken abzusichern und die Rendite durch einen Hebel zu potenzieren. So kann ein Trader beispielsweise mit einem geringen Kapitaleinsatz einen Futures-Kontrakt kaufen und überproportional stark von den Kursbewegungen des Basiswerts profitieren, sofern die erwartete Kursentwicklung eintritt. 

Manche Trader nutzen Derivate auch, um sich in verschiedenen Anlageklassen und Märkten zu engagieren und ihr Portfolio zu diversifizieren. Darüber hinaus können Derivate auch für Hedging eingesetzt werden, indem bei einer negativen Kursentwicklung einer bestimmten Anlage mit einem Derivat die Gegenposition eingenommen wird, um mögliche Verluste bei dieser Anlage auszugleichen.

Aufgrund ihrer Komplexität und der Möglichkeit des Einsatzes von Hebeln bergen Derivate jedoch auch Risiken, die im schlimmsten Fall zu Verlusten führen können, die die Verluste des Basiswerts um ein Vielfaches übersteigen. Daher ist es wichtig, die Risiken und potenziellen Folgen des Derivatehandels genau zu verstehen, bevor man sich daran beteiligt.

Was sind dezentrale Krypto-Derivate?

Dezentrale Krypto-Derivate leiten ihren Wert ebenfalls von Basiswerten ab, werden aber über Blockchain-basierte Protokolle gehandelt. Während im DeFi-Bereich die Basiswerte von Derivaten meist Kryptowährungen sind, gibt es auch dezentrale Derivate, die an andere Arten von Vermögenswerten, wie z. B. Aktien, gebunden sind. 

Krypto-Derivate ermöglichen es jedem Trader, von der erwarteten Preisentwicklung eines Assets zu profitieren oder seine Positionen innerhalb eines transparenten, vertrauenslosen Ökosystems abzusichern. Die Protokolle, die dezentrale Derivate bereitstellen, gewährleisten niedrige Einstiegshürden, da jeder, der eine Krypto-Wallet besitzt, Zugang zu ihnen hat.

Krypto-Derivate-Protokolle erlauben es den Nutzern in der Regel, die Kontrolle über ihre Assets und Schlüssel zu behalten, sodass diese nicht einer zentralisierten Plattform oder einem Drittverwahrer anvertraut werden müssen. Dies bedeutet auch, dass die Nutzer ihre Assets für ihre DeFi-Strategien problemlos zwischen verschiedenen Protokollen übertragen können, ohne langwierige Auszahlungsprozesse zu durchlaufen.

Wie funktionieren Derivative-DEXs?

Derivative-DEXs nutzen Blockchain-Technologie, um Transaktionen ganz ohne Intermediäre zu ermöglichen. Eine Blockchain ist ein unveränderliches, manipulationssicheres Hauptbuch, das alle Transaktionen und Kontraktausführungen dezentral aufzeichnet. Sobald eine Transaktion validiert und der Blockchain hinzugefügt wurde, kann sie nicht mehr geändert oder entfernt werden.

Die Protokolle für dezentrale Derivate können auf verschiedenen Blockchains wie Ethereum, der BNB Chain, Solana oder sogar Layer 2s aufgebaut werden. Die verschiedenen Blockchains weisen jedoch unterschiedliche Sicherheitsstandards, Skalierbarkeit und Transaktionskosten auf, was sich auf die Nutzererfahrung und die Gesamtperformance eines Derivateprotokolls auswirken kann.

Einige Derivate-DEXs sind darauf ausgerichtet, die Kompatibilität und Interoperabilität zwischen Blockchains zu gewährleisten, sodass die Nutzer Derivate über mehrere Blockchains hinweg handeln können.

Eine weitere Schlüsseltechnologie sind Smart Contracts, die Transaktionen ohne Intermediäre erlauben. Es handelt sich um selbstausführende Kontrakte, deren Bedingungen direkt in den Code geschrieben sind. Sie führen Transaktionen und andere mögliche Funktionen (z. B. Staking und Governance) automatisch aus, wenn gewisse vordefinierte Bedingungen erfüllt sind.

Protokolle setzen häufig Blockchain-Orakel ein, um ein exaktes Preis-Tracking sicherzustellen und die Verbindung zum Basiswert beizubehalten. Diese Orakel können unterschiedliche Grade der Dezentralisierung, der Datengenauigkeit und der Aktualisierungshäufigkeit aufweisen, die sich alle auf die allgemeine Zuverlässigkeit der Plattform auswirken.

Dezentrale Derivate-Protokolle basieren häufig auf dezentralen Governance-Modellen, die es den Nutzern gestatten, sich in unterschiedlichem Maße an Entscheidungen zu beteiligen. Während gewisse Protokolle dezentralere Governance-Strukturen haben, folgen die Entscheidungsprozesse in anderen Protokollen einer eher zentralisierten Struktur.

Native Tokens können auch bei dezentralen Derivate-Protokollen eine wichtige Rolle spielen. So ermöglichen einige Plattformen über ihre dezentralen autonomen Organisationen (DAOs) den Token-Inhabern, sich an ihrer Governance zu beteiligen und über Vorschläge für Protokoll-Upgrades und andere Änderungen abzustimmen.

Tokens können von Nutzern manchmal als Collateral für den Handel (als Alternative zu Stablecoins) oder von DEXs zur Schaffung von Anreizen für Market Maker verwendet werden. So könnte eine DEX zum Beispiel die Plattformgebühren an Market Maker weitergeben, die die Plattform mit Liquidität versorgen.

Arten von dezentralen Krypto-Derivaten

Futures-Kontrakte

Futures sind Finanzinstrumente, die es Tradern ermöglichen, von den zukünftigen Preisbewegungen des Basiswerts zu profitieren. Ein Futures-Kontrakt ist im Wesentlichen eine Vereinbarung über den Kauf oder Verkauf eines Vermögenswerts zu einem im Voraus festgelegten Preis und Datum in der Zukunft.

Im traditionellen Finanzwesen werden Futures in der Regel an zentralen Börsen (CEXs) gehandelt. Dank des Aufkommens von DeFi-Anwendungen können Trader Futures in einer dezentralen, genehmigungsfreien Umgebung nutzen und direkt über ein Blockchain-Netzwerk miteinander handeln, ohne auf Intermediäre wie z. B. eine Bank angewiesen zu sein.

Dezentrale Krypto-Futures können entweder unbefristet sein oder eine feste Laufzeit haben. Unbefristete Futures (auch Perpetual-Futures genannt) sind so konzipiert, dass sie sich wie traditionelle Futures verhalten, ohne aber jemals abzulaufen und abgerechnet zu werden. Sie sind die häufigste Art von DeFi-Derivatkontrakten.

Unbefristete Futures sollen flexibler und leichter zugänglich sein als reguläre Futures. Sie sind jedoch mit eigenen Risiken verbunden, darunter einer hohen Hebelwirkung und potenziell hohen Finanzierungsgebühren.

Optionen

Eine Option ist ein Finanzkontrakt, der dem Inhaber das Recht – aber nicht die Pflicht – gibt, einen Basiswert (darunter auch Kryptowährungen) zu einem bestimmten Preis bis zu einem bestimmten Datum (Verfallsdatum) zu kaufen oder zu verkaufen. Eine Option kann als Hedging-Instrument gegen Kursschwankungen eines digitalen Assets verwendet werden oder um von dessen erwarteten Preisbewegungen zu profitieren.

Wenn ein Anleger beispielsweise ETH besitzt und über einen möglichen Preisverfall besorgt ist, könnte er eine Put-Option kaufen, die es ihm erlaubt, ETH zu einem vorher festgelegten Preis zu verkaufen (unabhängig vom Spot-Preis). Auf diese Weise kann er seinen Verlust begrenzen, wenn der ETH-Kurs tatsächlich unter den vorher festgelegten Preis fällt.

Andererseits können Optionen auch eingesetzt werden, um von einer zukünftigen Preissteigerung einer Kryptowährung zu profitieren. In diesem Fall würde der Anleger eine Call-Option kaufen, die ihm das Recht gibt, den Basiswert zu einem vorher festgelegten Ausübungspreis zu kaufen, wenn der Preis des Basiswerts über den Ausübungspreis steigt.

Synthetische Assets

Synthetische Assets – auch „Synths“ genannt – sind digitale Nachbildungen von Vermögenswerten, durch die Nutzer auf einfache Weise Engagements in diesen Vermögenswerten eingehen können. Es handelt sich im Wesentlichen um tokenisierte Derivate, die Blockchain-Technologie nutzen, um den Wert eines Basiswerts und sogar Wirtschaftsindikatoren wie die Inflation zu replizieren.

Synthetische Assets weisen zwar gewisse Ähnlichkeiten mit Stablecoins auf, sind aber vielseitiger, da sie eine breite Palette von Vermögenswerten repräsentieren können, darunter Aktien, Edelmetalle, Altcoins, Optionen und Futures. Sie zielen ebenfalls darauf ab, den Preis des Basiswerts genau abzubilden, sind aber nicht direkt durch diesen gedeckt.

Mit synthetischen Assets soll die Transparenz und Offenheit der Blockchain-Technologie genutzt werden, um Tradern und Anlegern von überall einfachen Zugang zu einer Vielzahl von Assets zu ermöglichen. Sie sind Teil eines neu entstehenden genehmigungsfreien Ökosystems für Anlagen mit Bezug zu traditionellen Vermögenswerten.

Was sind die Nachteile und Risiken von DeFi-Derivaten?

Es ist wichtig, die Risiken des Handels mit DeFi-Derivaten genau zu verstehen, bevor man in sie investiert. DeFi-Derivate sind komplexe und hochvolatile Finanzinstrumente, deren Handel in der Regel riskanter ist als der von gewöhnlichen Kryptowährungen. Dementsprechend können die Gewinne oder Verluste auch viel höher ausfallen.

Da es DEXs noch nicht allzu lange gibt und die Handelsvolumina auf den DEX-Märkten zum Teil noch gering sind, können Liquiditätsprobleme auftreten. Zudem sind DEXs noch nicht so nutzerfreundlich wie zentralisierte Kryptobörsen. Neulinge, die mit Non-Custodial-Wallets nicht vertraut sind, stehen oft vor Problemen, z. B. dass sie nicht wissen, wie sie ihre Wallets mit einer DEX verbinden können, dass sie ihre Passwörter vergessen oder dass sie ihre Seed-Phrase verlieren.

Ein weiterer Nachteil von DEXs ist, dass ein überlastetes Netzwerk in der Regel zu einem Anstieg der Gebühren führt. Im Gegensatz dazu bieten die meisten zentralisierten Plattformen einen Echtzeithandel an, der nicht von den Blockzeiten beeinflusst wird.

Auch die Sicherheit ist ein wichtiger Aspekt, den es beim Handel mit DeFi-Derivaten zu berücksichtigen gilt. DEXs sind nicht völlig immun gegen Hackerangriffe und haben ihre eigenen Schwachstellen. Da die DeFi-Protokolle von Smart Contracts gesteuert werden, kann ein einziger Fehler im Code dazu führen, dass ein Derivate-Kontrakt nicht funktioniert.

Es hat bereits zahlreiche Fälle gegeben, in denen DeFi-Plattformen aufgrund von Schwachstellen in den Smart Contracts erheblichen Schaden erlitten haben. Um dein Risiko zu minimieren, solltest du immer deine eigenen Nachforschungen zum Team hinter der Plattform, den angebotenen Derivate-Arten und der Sicherheit der Smart Contracts anstellen.

Fazit

Dank des Aufkommens von DeFi-Derivaten können Anleger innerhalb eines vertrauenslosen Ökosystems von den Preisbewegungen der Basiswerte profitieren. Mit der weiteren Entwicklung der Blockchain-Technologie ist zu erwarten, dass weitere Arten von DeFi-Derivaten auf den Markt kommen werden. Bevor man jedoch mit solchen oder anderen Finanzinstrumenten handelt, sollte man seine eigene Trading-Erfahrung und Risikobereitschaft sorgfältig abwägen und prüfen und den potenziellen Verlust abschätzen, den man problemlos verkraften kann.

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