Blockchain-Anwendungsfälle: Gesundheitswesen
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Blockchain-Anwendungsfälle: Gesundheitswesen

Blockchain-Anwendungsfälle: Gesundheitswesen

Anfänger
Veröffentlicht Mar 11, 2019Aktualisiert Feb 13, 2024
8m

TL;DR

  • Blockchain-Technologie hat das Potenzial, das Gesundheitswesen durch sicheres Datenmanagement und mehr Transparenz zu revolutionieren.

  • Die Integration von Blockchain-Technologie in das Gesundheitswesen ist mit verschiedenen Herausforderungen verbunden, darunter hohe Implementierungskosten, die Notwendigkeit von Skalierbarkeit und Standardisierung sowie die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften.

  • Aufgrund der Vorteile der Dezentralisierung und Datenverteilung ermöglichen Blockchains sichere und synchronisierte Patientenakten.

  • Durch die Implementierung von Blockchain-Technologie kann die Interoperabilität zwischen Gesundheitsdienstleistern verbessert und eine leicht zugängliche und transparente Patientenversorgung sichergestellt werden.

Einführung

Obwohl Blockchains in der Regel mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen in Verbindung gebracht werden, wird ihr Potenzial auch im Hinblick auf die Datenspeicherung und -sicherheit in einer Vielzahl von Bereichen untersucht. Neben gemeinnützigen Einrichtungen und Lieferketten gehört das Gesundheitswesen zu den am häufigsten diskutierten Anwendungsbereichen. Aber welche Aspekte der Blockchain machen sie für das Gesundheitswesen geeignet?

Vorteile der Nutzung von Blockchain-Technologie im Gesundheitswesen

Dank einiger der Eigenschaften, die Kryptowährungs-Blockchains zu einem sicheren Speichermedium für Finanztransaktionen machen, eignen sie sich auch für die Aufbewahrung medizinischer Daten. Da die meisten Blockchains als verteilte Systeme konzipiert sind, die Dateien mit kryptografischen Methoden aufzeichnen und schützen, ist es äußerst schwierig, die Daten ohne die Zustimmung aller Teilnehmer des Netzwerkes zu ändern oder zu löschen. Die Unveränderlichkeit der Daten ist eine der herausragenden Eigenschaften der Blockchain, die die Schaffung zuverlässiger Datenbanken für medizinische Zwecke ermöglichen.

Darüber hinaus erlaubt die Peer-to-Peer- Architektur von Blockchains, dass alle Kopien der Patientenakten bei Aktualisierungen miteinander synchronisiert werden können, auch wenn sie auf verschiedenen Computern gespeichert sind. So verfügt jeder Netzwerkknoten über eine Kopie der gesamten Kette und kommuniziert regelmäßig mit den anderen Knoten, um sicherzustellen, dass die Daten aktuell und authentisch sind. Dezentralisierung und Datenverteilung sind also ebenfalls wichtige Vorteile.

Es sei darauf hingewiesen, dass Blockchains verteilt, aber nicht immer dezentral sind (im Hinblick auf die Governance). Dezentralisierung ist keine binäre Angelegenheit. Je nachdem, wie die Knoten verteilt sind und wie die Gesamtarchitektur aussieht, können verteilte Systeme unterschiedliche Grade der Dezentralisierung aufweisen. Für Anwendungen im Gesundheitswesen werden Blockchains in der Regel als private Netzwerke eingerichtet, im Gegensatz zu den öffentlichen Netzwerken, die üblicherweise als Krypto-Ledger verwendet werden. Während bei einer öffentlichen Blockchain jeder mitmachen und zur Entwicklung beitragen kann, sind private Blockchains genehmigungsbasiert und werden von einer kleineren Anzahl von Knoten verwaltet.

Mögliche Anwendungsfälle

Die Möglichkeiten der Blockchain gehen über das Finanzwesen hinaus und erstrecken sich insbesondere auch auf wichtige Bereiche des Gesundheitswesens, von der Sicherung von Patientendaten bis hin zur Gewährleistung der Echtheit von Arzneimitteln. Hier sind einige mögliche Anwendungsfälle, die zeigen, wie Blockchain-Technologie das Gesundheitswesen revolutionieren kann.

1. Erhöhte Sicherheit

Wie bereits erwähnt, ist einer der wichtigsten Anwendungsfälle der Blockchain-Technologie im Gesundheitswesen ihre Verwendung zur Schaffung einer sicheren und einheitlichen (verteilten) Peer-to-Peer-Datenbank. Dank der Unveränderlichkeit von Blockchains sollte Datenkorruption kein Thema mehr sein. Mithilfe von Blockchain-Technologie können die medizinischen Daten von Tausenden von Patienten effektiv erfasst und nachvollzogen werden.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Datenbanken, die sich auf einen zentralen Server stützen, ermöglicht ein verteiltes System ein höheres Maß an Sicherheit beim Datenaustausch sowie geringere Verwaltungskosten als das derzeitige System. Der dezentrale Charakter von Blockchains macht sie auch weniger anfällig für technische Fehler und externe Angriffe, die nicht selten zum Verlust wertvoller Informationen führen. Die von Blockchain-Netzwerken gebotene Sicherheit kann besonders für Krankenhäuser interessant sein, die häufig Hackerangriffen und Ransomware-Angriffen ausgesetzt sind.

2. Verbesserte Interoperabilität

Ein weiterer Vorteil von Blockchain-basierten Patientenakten ist die höhere Interoperabilität zwischen Klinken, Krankenhäusern und Gesundheitsdienstleistern. Technologische Unterschiede bei den Datenspeichersystemen erschweren oft den Austausch von Patientendaten. 

Blockchains können dieses Problem lösen, indem sie autorisierten Parteien den Zugang zu einer einheitlichen Datenbank mit den Patientenakten oder sogar Medikamentenverschreibungsdaten ermöglichen. Anstatt also zu versuchen, die Datenspeichersysteme anderer Gesundheitsdienstleister zu integrieren, können alle Beteiligten auf ein einziges System zugreifen.

3. Besserer Zugang und mehr Transparenz

Neben der Vereinfachung des Datenaustausches können Blockchain-Systeme auch einen besseren Zugang zu den Gesundheitsdaten und mehr Transparenz für Patienten ermöglichen. In bestimmten Situationen könnte der Patient aufgefordert werden, Änderungen an seinen Patientenakten zu überprüfen, um sicherzustellen, dass sie korrekt sind. Bei richtiger Umsetzung wird so eine zusätzliche Sicherheitsebene gegen menschliche Fehler und vorsätzliche Manipulation geschaffen.

4. Zuverlässiges Lieferkettenmanagement

Mithilfe von Blockchain-Technologie lassen sich Medikamente über den gesamten Produktions- und Vertriebsprozess hinweg zuverlässig nachverfolgen, wodurch das weit verbreitete Problem der Medikamentenfälschung eindämmt werden kann. In Verbindung mit IoT-Geräten zur Messung von Einflussfaktoren wie z. B. der Temperatur könnte sie außerdem zur Überprüfung der korrekten Lager- und Lieferbedingungen oder zur Authentifizierung der Qualität von Medikamenten eingesetzt werden.

5. Bekämpfung von Versicherungsbetrug

Blockchain-Technologie könnte zur Bekämpfung von Versicherungsbetrug im Gesundheitswesen genutzt werden, der das US-Gesundheitssystem schätzungsweise jedes Jahr über 100 Mrd. USD kostet. Dank unveränderlicher Datensätze, die in Blockchains gespeichert und dem Krankenversicherer zur Verfügung gestellt werden, könnten einige der häufigsten Betrugsarten unterbunden werden, darunter die Inrechnungstellung von Behandlungen, die nie stattgefunden haben, und die Verrechnung unnötiger Leistungen.

6. Teilnehmerrekrutierung für klinische Studien

Blockchain-Technologie kann auch zur Qualität und Wirksamkeit klinischer Studien beitragen. Die Studienverantwortlichen könnten die in der Blockchain gespeicherten medizinischen Daten nutzen, um Patienten zu identifizieren, die von neuen Medikamenten profitieren würden. 

Ein solches Rekrutierungssystem könnte die Teilnahme an klinischen Studien erheblich erleichtern, da viele Patienten nie auf Arzneimittelstudien aufmerksam gemacht werden und daher auch nie die Möglichkeit erhalten, daran teilzunehmen. Darüber hinaus kann die Blockchain die Integrität der gesammelten Daten gewährleisten.

Herausforderungen bei der Integration

Die Implementierung von Blockchains im Gesundheitswesen ist zwar vielversprechend, birgt aber auch Herausforderungen. Schauen wir uns einige von an. 

1. Einhaltung gesetzlicher Vorschriften

In den USA müssen Unternehmen des Gesundheitswesens, die Blockchain-Technologie einführen wollen, bestehende Datenvorschriften wie den den Health Insurance Portability and Accountability Act von 1996 (HIPAA) einhalten. 

Der HIPAA legt Standards für die Speicherung, den Austausch und den Schutz von Daten im Gesundheitswesen fest. Um die Vorschriften vollständig zu erfüllen, müssten in den USA ansässige Unternehmen maßgeschneiderte Blockchain-Datensysteme mit verbesserten Datenschutzfunktionen und eingeschränktem Zugang umsetzen.

2. Hohe Implementierungskosten, geringe Geschwindigkeit

Auf der Anbieterseite sind Blockchain-Lösungen wahrscheinlich mit hohen Anfangsinvestitionen verbunden, was einer breiteren Akzeptanz im Wege steht. Außerdem sind verteilte Systeme in Bezug auf die Transaktionen pro Sekunde deutlich langsamer als zentralisierte Systeme. 

Ein großes Blockchain-Netzwerk mit zahlreichen Knoten würde im Vergleich zu zentralisierten Systemen wahrscheinlich mehr Zeit für die Übertragung und Synchronisierung von Daten benötigen. Dies ist besonders bei riesigen Datenbanken problematisch, in denen die Daten von Millionen von Patienten gespeichert und überwacht werden müssen. Noch kritischer ist die Situation bei großen Bilddateien wie Computertomographien oder MRI-Scans.

3. Schulungen und Weiterbildungen

Die Komplexität von Blockchain-Technologie stellt das Gesundheitswesen vor Herausforderungen pädagogischer Art. Ein mangelndes Verständnis der neuen Technologie kann zu einer unzureichenden Umsetzung oder Nutzung von Blockchain-Lösungen führen.

Kontinuierliche Schulungen und Weiterbildungen sind erforderlich, um medizinische Fachkräfte mit dem Wissen über potenzielle Anwendungsfälle und geeignete Umsetzungsstrategien auszustatten und sie für die sich ändernden Vorschriften und Cyber-Bedrohungen zu sensibilisieren.

3. Skalierbarkeit 

Die enorme Datenmenge, die im Gesundheitswesen produziert wird, stellt eine große Herausforderung für Blockchain-Netzwerke dar. Mit zunehmenden Datenvolumen steigen auch die Transaktionszeiten und die Betriebskosten einiger Blockchains.

Diese Einschränkung kann den Datenabruf und die Transaktionsverifizierung verzögern und somit die Effizienz des Systems und die Patientenversorgung beeinträchtigen. Solche Vorbehalte könnten Gesundheitsdienstleister davon abhalten, die Blockchain-Technologie einzuführen, und somit Innovation und Fortschritt in der Branche behindern.

5. Datenstandardisierung

Die Blockchain benötigt eine einheitliche Datenerfassung, um eine effiziente Kommunikation und Interoperabilität innerhalb des Netzwerks zu gewährleisten. Im Gesundheitswesen ist dies jedoch aufgrund der Vielzahl von Datentypen und -formaten eine besondere Herausforderung.

Ohne ein standardisiertes Datenprotokoll könnte der Informationsaustausch Fehler und Falschinterpretationen zur Folge haben und das System beeinträchtigen. Eine große Hürde für den Einsatz von Blockchain-Technologie im Gesundheitswesen liegt daher darin, Gesundheitsdaten zu standardisieren, ohne dass wichtige Informationen verlorengehen.

Fazit

Von der sicheren Verwaltung von Patientenakten bis hin zur Verbesserung von Datentransparenz und -sicherheit birgt Blockchain-Technologie großes Potenzial für das Gesundheitswesen. Allerdings gilt es auch eine Reihe von Herausforderungen zu bewältigen, darunter die Schulung des medizinischen Personals, das Problem der Skalierbarkeit und die Einhaltung der bestehenden Vorschriften. Um diese Komplexität mit den zahlreichen Vorteilen von Blockchain-Technologie in Einklang zu bringen, ist ein sorgfältig geplantes und koordiniertes Vorgehen aller Beteiligten erforderlich.

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