Was ist ein Kreditspread?

Was ist ein Kreditspread?

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Aktualisiert Jun 3, 2025
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Zusammenfassung:

  • Im Anleihenhandel ist der Kreditspread die Renditedifferenz zwischen einer sicheren Anleihe wie einer US-Staatsanleihe und einer risikobehafteten Anleihe wie einer Unternehmensanleihe. Je größer der Kreditspread ist, desto höher ist das Risiko.

  • Enge Kreditspreads deuten auf Zuversicht der Anleger hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung hin, während weite Kreditspreads als Indikator für Unsicherheit oder eine mögliche Abschwächung der Konjunktur gelten.

  • Faktoren wie Bonität des Emittenten, Zinsniveau, Marktstimmung und Liquidität wirken sich auf den Kreditspread aus. Risikoreiche oder wenig liquide Anleihen haben in der Regel einen höheren Spread.

  • Im Optionshandel bezeichnet ein Credit Spread eine Strategie, bei der eine Option verkauft und gleichzeitig eine andere gekauft wird. Der mögliche Gewinn oder Verlust ist von vornherein begrenzt. Zwei gängige Credit-Spread-Strategien sind Bull Put Spread und Bear Call Spread.

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Einführung

Der Kreditspread (auch „Credit Spread“) ist ein zentrales Konzept sowohl im Anleihen- als auch im Optionshandel. Am Anleihenmarkt geben Kreditspreads Aufschluss darüber, wie risikobehaftet verschiedene Papiere sind, und dienen zugleich als Indikator für die wirtschaftliche Lage. In diesem Artikel erfährst du, was Kreditspreads im Anleihenkontext bedeuten, warum sie für Anleger eine wichtige Rolle spielen und welche Faktoren ihre Höhe beeinflussen. Darüber hinaus werfen wir einen Blick auf den Credit Spread als Strategie im Optionshandel.

Was sind Kreditspreads?

Im Zusammenhang mit Anleihen bezieht sich der Kreditspread auf die Renditedifferenz zwischen zwei Krediten oder Anleihen mit gleicher Laufzeit, aber unterschiedlichem Kreditrisiko bzw. Kreditrating.

In der Regel wird eine Anleihe eines als besonders sicher geltenden Emittenten, z. B. eines Industrielands, mit einer risikobehafteten Anleihe, z. B. einer Anleihe eines Schwellenlands oder eines Unternehmens, verglichen. 

Der Kreditspread gibt an, wie viel zusätzliche Rendite Anleger für das höhere Ausfallrisiko der risikobehafteten Anleihe erhalten. Ein weiter Kreditspread bedeutet, dass der Markt ein größeres Risiko einpreist, weshalb die Anleihe eine höhere Rendite als Ausgleich bietet.

Einflussfaktoren und Interpretation

Anleger vergleichen in der Regel die Rendite einer Unternehmensanleihe mit derjenigen einer Staatsanleihe, die als besonders sicher gilt, z. B. einer US-Staatsanleihe. Beträgt beispielsweise die Rendite der zehnjährigen US-Treasury 3 % und die Rendite einer Unternehmensanleihe mit derselben Laufzeit 5 %, so beläuft sich der Kreditspread auf 2 % oder 200 Basispunkte.

Viele Anleger nutzen Kreditspreads nicht nur zur Bewertung des Risikos einzelner Unternehmensanleihen, sondern auch als Stimmungsindikator für die Gesamtwirtschaft. Weite Spreads werden häufig als Hinweis auf wirtschaftliche Probleme interpretiert. Enge Spreads hingegen gelten als Ausdruck von Vertrauen in die Stabilität und Leistungsfähigkeit der Wirtschaft.

Welche Faktoren beeinflussen die Kreditspreads?

Zahlreiche Faktoren können dazu führen, dass sich Kreditspreads ausweiten oder verengen. Zu den wichtigsten Einflussgrößen zählen:

  • Kreditratings: Anleihen von Emittenten mit niedriger Bonität, wie High-Yield-Anleihen, weisen in der Regel höhere Renditen und dementsprechend größere Kreditspreads auf.

  • Zinsniveau: Steigende Leitzinsen führen häufig zu einer Vergrößerung der Spreads riskanter Anleihen.

  • Marktstimmung: Sinkt das Vertrauen der Anleger, können sich selbst die Kreditspreads von Anleihen solider Unternehmen ausweiten.

  • Liquidität: Schwer handelbare Anleihen gelten als risikoreicher, da sie schwieriger zu veräußern sind. Solche Titel zeigen tendenziell größere Spreads als liquide Papiere.

Beispiele

  • Enger Spread: Eine Unternehmensanleihe mit einem sehr guten Kreditrating bietet eine Rendite von 3,5 %, während eine sichere Staatsanleihe mit gleicher Laufzeit 3,2 % abwirft. Der Kreditspread beträgt somit 0,3 % bzw. 30 Basispunkte. Ein solch enger Spread signalisiert großes Anlegervertrauen in das Unternehmen.

  • Weiter Spread: Eine Anleihe eines Unternehmens mit niedriger Bonität bietet eine Rendite von 8 %, während eine sichere Staatsanleihe weiterhin 3,2 % abwirft. Der Kreditspread beträgt folglich 4,8 % bzw. 480 Basispunkte. Ein so weiter Spread deutet auf ein höheres Ausfallrisiko hin.

Was Kreditspreads über die Konjunktur verraten

Kreditspreads sind nicht nur ein Maß für Kreditrisiken, sondern auch ein Konjunkturindikator. In Phasen wirtschaftlicher Stabilität fällt der Renditeunterschied zwischen Staats- und Unternehmensanleihen meist gering aus. Anleger vertrauen darauf, dass die Unternehmen aufgrund der guten Wirtschaftslage ihre Schulden bedienen können, was enge Spreads zur Folge hat.

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder eines Abschwungs wollen die Anleger Risiken vermeiden. Sie flüchten in sichere Anlageklassen wie US-Staatsanleihen, wodurch deren Renditen sinken, während für riskantere Unternehmensanleihen höhere Renditen verlangt werden. Infolgedessen weiten sich die Spreads aus, was ein Anzeichen für einen Bärenmarkt oder eine Rezession sein kann.

Unterschied zwischen Kreditspread und Renditespread

Die beiden Begriffe werden oft verwechselt. Kreditspread bezeichnet die Renditedifferenz zwischen zwei Anleihen mit gleicher Laufzeit, aber unterschiedlichem Kreditrisiko. Renditespread, auch Yield-Spread genannt, ist weiter gefasst und kann sich auf jegliche Renditeunterschiede zwischen zwei Wertpapieren beziehen, die sich beispielsweise aufgrund unterschiedlicher Laufzeiten oder unterschiedlicher Zinsniveaus in verschiedenen Ländern ergeben können.

Credit Spreads im Optionshandel

Im Optionshandel bezeichnet ein Credit Spread eine Strategie, bei der eine Option verkauft und gleichzeitig eine Option mit gleichem Basiswert und Verfallsdatum, aber unterschiedlichem Ausübungspreis gekauft wird. Die vereinnahmte Prämie der verkauften Option übersteigt die gezahlte Prämie der gekauften Option – die Differenz ergibt den sogenannten „Credit“.

Die zwei gängigsten Credit-Spread-Strategien im Optionshandel sind:

  • Bull Put Spread: Diese Strategie basiert auf der Erwartung, dass der Preis des Basiswerts steigt oder zumindest nicht fällt. Dabei wird eine Put-Option mit höherem Ausübungspreis verkauft und gleichzeitig eine Put-Option mit niedrigerem Ausübungspreis gekauft.

  • Bear Call Spread: Hier liegt die Erwartung zugrunde, dass der Preis des Basiswerts fällt oder unter einem bestimmten Niveau bleibt. Es wird eine Call-Option mit niedrigerem Ausübungspreis verkauft und gleichzeitig eine Call-Option mit höherem Ausübungspreis gekauft

Beispiel: Bear Call Spread

Alice geht davon aus, dass der Kurs des Vermögenswerts XY nicht über 60 USD steigen wird. Daher wendet sie die folgende Optionsstrategie an:

  • Sie verkauft eine Call-Option mit einem Ausübungspreis von 55 USD für 4 USD (sie erhält 400 USD, da ein Optionskontrakt 100 Aktien abdeckt).

  • Sie kauft eine Call-Option mit einem Ausübungspreis von 60 USD für 1,50 USD (sie zahlt 150 USD).

Alice erzielt damit eine Nettoprämie (Credit) von 2,50 USD pro Aktie bzw. 250 USD insgesamt. Was am Verfallstermin passiert, hängt vom Kurs des Basiswerts XY ab:

  • Kurs ≤ 55 USD: Beide Optionen verfallen wertlos. Alice behält den gesamten Credit von 250 USD als Gewinn.

  • Kurs zwischen 55 USD und 60 USD: Die $55-Call-Option wird ausgeübt, die $60-Call-Option verfällt hingegen wertlos. Alice muss 100 Aktien zu 55 USD liefern und verliert daher zumindest einen Teil des Credits. Wie viel sie davon verliert, hängt vom Schlusskurs des Basiswerts am Verfallstag ab.

  • Kurs > 60 USD: Beide Optionen werden ausgeübt. Alice verkauft bei Ausübung 100 Aktien zu 55 USD und kauft 100 Aktien zu 60 USD. Das sind 500 USD Verlust, der mit den bereits eingenommenen 250 USD verrechnet wird. Ihr Nettoverlust beträgt also 250 USD.

Diese Trades werden als Credit Spreads bezeichnet, weil beim Eröffnen der Position eine Gutschrift („Credit“) auf dem Konto entsteht.

Fazit

Kreditspreads sind für Anleihenanleger ein zentraler Indikator. Sie geben an, welche zusätzliche Rendite Anleger für die Übernahme von mehr Risiko erwarten und geben darüber hinaus Aufschluss über die Marktstimmung. Wer die Kreditspreads genau im Blick behält, kann den Markt besser verstehen, fundiertere Anlageentscheidungen treffen und das Risiko gezielter steuern.

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