Was ist der Nachweis von Reserven, und wie wird er auf Binance erbracht?
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Was ist der Nachweis von Reserven, und wie wird er auf Binance erbracht?

Was ist der Nachweis von Reserven, und wie wird er auf Binance erbracht?

Mittel
Veröffentlicht Nov 30, 2022Aktualisiert Aug 7, 2023
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TL;DR

Anhand des PoR-Nachweises können Krypto-Verwahrer beweisen, dass sie in vollem Umfang über alle Kundeneinlagen verfügen. Binance führt hierzu interne Audits durch und veröffentlicht sie. Anschließend werden sie von externen Prüfern mit kryptografischen Techniken verifiziert, um nachzuweisen, dass die Mittel der Nutzer sicher von Binance verwahrt werden. Binance-Nutzer haben die Möglichkeit, selber zu überprüfen, ob ihre Kontoguthaben bei diesen Audits berücksichtigt wurden.

Einführung

Auf der Blockchain-Technologie basierende kryptografische Prüfungen ermöglichen Transparenz bei Finanztransaktionen an Kryptobörsen. Der Nachweis von Reserven erhöht diese Transparenz, indem er einen Rahmen für die Audits von Krypto-Verwahrern schafft.

Doch auch wenn der Nachweis von Reserven ein großer Schritt nach vorn ist, gibt es gewisses Verbesserungspotenzial, um das Vertrauen in die Kryptobranche weiter zu stärken.

Was ist der Nachweis von Reserven?

Mit PoR-Audits soll sichergestellt werden, dass Verwahrstellen stets im vollständigen Besitz der Vermögen ihrer Kunden sind. Krypto-Verwahrer nutzen PoR-Audits, um gegenüber den Einlegern und der Öffentlichkeit nachzuweisen, dass sie tatsächlich die Vermögenswerte halten, die auf den Kontoauszügen der Kunden erscheinen. Zur Verhinderung von Betrug werden diese Prüfungen von unabhängigen Dritten durchgeführt.

Der Nachweis von Reserven ist aus mehreren Gründen von enormer Bedeutung. Erstens können die Nutzer überprüfen, ob ihre Guthaben bei einer Verwahrstelle wie einer Kryptobörse in vollem Umfang durch Vermögenswerte gedeckt sind. Zweitens werden die Börsen zur Einhaltung von Transparenzstandards angehalten, was es ihnen erschwert, sich an fragwürdigen oder illegalen Finanzaktivitäten zu beteiligen. 

Von PoR-Nachweisen profitieren sowohl die Nutzer als auch die Kryptobörsen. Zum einen mindern sie das Risiko der Nutzer bei Kryptoanlagen und schützen diese vor bösartigen Akteuren. Zum anderen können Börsen dadurch ihre Vertrauenswürdigkeit erhöhen und so die Nutzer an sich binden.

Kryptobörsen-Audits sorgen für mehr Transparenz in der Branche. PoR-Nachweise verhindern beispielsweise, dass Kryptobörsen ähnlich wie Banken die eingezahlten Vermögenswerte an Dritte verleihen.

Ebenso können die Mittel der Kunden nicht für Investitionen in andere Projekte oder Unternehmen verwendet werden. Anders ausgedrückt mindern PoR-Nachweise das Risiko, dass Kryptobörsen die Kundenvermögen zur Maximierung ihrer eigenen Rendite nutzen, erheblich. 

Mit dem PoR-Nachweis kann jeder überprüfen, ob eine Kryptobörse über die gesamten Einlagen ihrer Nutzer verfügt. Dies schafft natürlich einen Anreiz für Kryptobörsen, mit den Guthaben der Nutzer verantwortungsvoll umzugehen, um ihr Vertrauen und ihre Loyalität nicht zu verlieren.

Wie läuft ein PoR-Audit ab?

Bei einem PoR-Audit überprüft der Prüfer mithilfe von kryptografischen Techniken, ob sich die Guthaben jedes Kontos tatsächlich in den von der Börse verwalteten Wallets befinden. Das Audit umfasst einige wichtige Schritte.

Zunächst nimmt der Prüfer einen Snapshot aller Kontostände vor. Mit diesen Daten wird dann ein Merkle-Baum erstellt, d.h. es werden große Datenmengen so strukturiert, dass sie einfacher verarbeitet werden können. 

Daten über Nutzerguthaben werden mittels Hashing zu einem „Blatt“ gruppiert. Eine Gruppe dieser „Blätter“ wird dann mittels Hashing zu einem „Zweig“ gruppiert, und zuletzt wird eine Gruppe von „Zweigen“ zur „Wurzel“ zusammengefasst.

Anschließend überprüft der Prüfer anhand verschiedener Methoden, wer der Inhaber einer bestimmten Nutzeradresse ist. Bei Binance hat er zum Beispiel drei Möglichkeiten, Kontoinhaber zu identifizieren. Werden die entsprechenden Informationen von der Börse selbst extrahiert, wird auch dieser Prozess vom Prüfer kontrolliert.

  • Kryptografische Signierung von Nachrichten: Der Prüfer sendet der Kryptobörse eine eindeutige Nachricht, die er mit einem privaten Schlüssel kryptografisch signiert. 

  • Angeordneter Mitteltransfer: Die Kryptobörse wird zu einem Mitteltransfer angewiesen, wobei das Management einen bestimmten Betrag von einem öffentlichen Schlüssel/einer öffentlichen Adresse zu einem bestimmten Zeitpunkt überweist und den Transaktions-Hash erhält, um die Transaktion in der jeweiligen Blockchain zu verifizieren.

  • Adress-Suche in einem Blockchain-Explorer: Der Prüfer kann auch die ETH-Adressen und (im Fall von Binance) BSC-Adressen auf Etherscan bzw. Bscan suchen, um zu überprüfen, dass die Adressen zur Kryptobörse gehören.

Werden bei dieser Prüfung keine Unstimmigkeiten festgestellt, sind die Reserven der Kryptobörse verifiziert, was bedeutet, dass die sie über die Gesamtheit der eingezahlten Mittel verfügt.

PoR-Limitationen und -Verbesserungspotenzial

Da die Nutzer ständig Kryptowährungen ein- und auszahlen, ändern sich entsprechend ihre Guthaben bei einer Kryptobörse. Eine Limitation von PoR-Nachweisen besteht darin, dass die Reserven nur zum Zeitpunkt der Prüfung nachgewiesen werden. Dies kann problematisch sein, da Unstimmigkeiten möglicherweise zu spät erkannt werden. Ein Krypto-Verwahrer könnte diesen Umstand sogar ausnutzen, um Tatsachen zu verschleiern.

Eine weitere Limitation ist, dass die Audits von externen Prüfern durchgeführt werden, d.h. die Prüfungsergebnisse hängen von der Kompetenz des einzelnen Prüfers ab und könnten darüber hinaus von externen Interessen beeinflusst werden.

Was kann also eine Kryptobörse tun, um diesen Limitationen entgegenzuwirken und so das Vertrauen der Nutzer zu stärken? Zum einen sollten die PoR-Audits so häufig wie möglich durchgeführt werden, um das Risiko unrechtmäßiger finanzieller Aktivitäten zu mindern. Zum anderen muss eine seriöse und völlig unabhängige Drittfirma mit dieser Aufgabe betraut werden.

Kryptobörsen nutzen den Nachweis von Reserven zur Schaffung von Transparenz, was gerade in turbulenten Zeiten am Kryptomarkt von entscheidender Bedeutung ist. Da PoR-Nachweise auf mathematischen und kryptografischen Methoden basieren und nicht auf dem Aufbau von Vertrauen, beispielsweise durch gute Kommunikation, wie im traditionellen Bankensystem, bietet die Blockchain-Technologie noch bessere Möglichkeiten zur Kontrolle des Finanzmarktes.

Selbständige Überprüfung

Jeder Binance-Nutzer kann selber überprüfen, ob sein Konto beim letzten PoR-Audit berücksichtigt wurde. Befolge hierzu einfach die untenstehenden Anweisungen.

  1. Logge dich in dein Binance-Konto ein, bewege den Mauszeiger über „Wallet“ und wähle „Audits“ aus.

  1. Dir werden nun alle Audits angezeigt, bei denen dein Kontoguthaben im Rahmen des PoR-Prozesses verifiziert wurde.

  1. Klicke auf ein bestimmtes Audit, für das du weitere Informationen wünschst. Dort kannst du auch den Merkle-Baum herunterladen.

Zusammenfassung

Jeder Nutzer kann auf PoR-Audits zugreifen und überprüfen, ob seine Kryptobörse seine Mittel und die aller anderen Nutzer tatsächlich in vollem Umfang verwahrt. Dies soll die Krypto-Verwahrer von unrechtmäßigem Umgang mit Kundenguthaben abhalten und mehr Transparenz in der Kryptobranche schaffen.

Der Nachweis von Reserven ist der erste Schritt, um das Vertrauen der Kryptonutzer zurückzugewinnen und zu stärken. Die höheren Anforderungen werden hoffentlich dazu führen, dass alle Kryptobörsen die Kundenvermögen auf vertrauenswürdige Weise verwalten und die Branche insgesamt sicherer und transparenter wird. 

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