TL;DR
Mittlerweile kann man davon ausgehen, dass sich die Blockchain-Welt hin zu Multi-Chain-Strukturen bewegt. Statt einer marktbeherrschenden Blockchain wird wahrscheinlich eine Vielzahl von miteinander verbundenen Netzwerken entstehen, jedes mit einzigartigen Eigenschaften, Vertrauensanforderungen, Leistungen und Sicherheitsstandards.
Einführung
Die lang erwartete Skalierungs-Roadmap von Ethereum kommt endlich in Gang, und das Polygon-Projekt ist Teil dieser Bemühungen.
Polygon hat eine ähnliche Vision, aber diese ist direkt auf das Ethereum-Ökosystem zugeschnitten. Die Idee ist, dass Entwickler ganz einfach ihre Ethereum-kompatiblen Skalierungslösungen oder sogar eigenständige Blockchains lancieren können.
Was ist Polygon (MATIC)?
Polygon ist ein Framework zur Erstellung von Ethereum-kompatiblen Blockchain-Netzwerken und Skalierungslösungen. Polygon ist eher ein Protokoll als eine Einzellösung. Eines der Hauptangebote des Ökosystems ist das Polygon-SDK, mit dem Entwickler die Ethereum-kompatiblen Netzwerke erstellen können.
Sidechains können mehrere Vorteile bieten, insbesondere einen hohen Transaktionsdurchsatz und niedrige Gebühren. Wenn du das Polygon-Netzwerk bereits verwendest, weißt du, dass es unglaublich schnell und im Vergleich zu Ethereum sehr kostengünstig ist. Dennoch müssen für diese Leistung einige Abstriche in Kauf genommen werden. Auf diese gehen wir unten noch ein.
Da Polygon die Ethereum Virtual Machine (EVM) unterstützt, können bestehende Anwendungen relativ einfach darauf migriert werden. Dadurch wird Usern eine mit Ethereum vergleichbare Erfahrung ermöglicht, nur mit dem bereits erwähnten hohen Transaktionsdurchsatz und den niedrigen Gebühren.
Das Polygon-Projekt wird von seinen Gründern geleitet: Jaynti Kanani, Sandeep Nailwal, Anurag Arjun und Mihailo Bjelic.
Wie funktioniert Polygon?
Das Polygon-Framework unterstützt zwei Haupttypen von Ethereum-kompatiblen Netzwerken: Secured Chains und Stand-Alone-Chains. Ein Beispiel für eine Secured Chain ist ein Rollup, und ein Beispiel für eine Stand-Alone-Chain ist eine Sidechain.
Secured Chains greifen auf die Infrastruktur der Blockchain zu, an die sie angeschlossen sind, sodass sie kein eigenes Sicherheitsmodell anwenden müssen. Im Gegensatz dazu müssen sich Stand-Alone-Chains ihr eigenes Sicherheitssystem aufbauen. Das bedeutet, dass Secured Chains tendenziell ein höheres Maß an Sicherheit bieten, während auf Stand-Alone-Chains besser spezifische Anforderungen umgesetzt werden können.
Und was ist mit dem Polygon Network? Die Polygon-Sidechain wird durch eine Reihe von Validatoren (Validator-Pool) gesichert und muss von Zeit zu Zeit Checkpoints an Ethereum übermitteln. Aus diesem Grund wird teilweise gesagt, dass Sidechains keine „reine“ Layer 2-Lösung sind. Sie müssen ihr eigenes Sicherheitsmodell anwenden, anstatt das von Ethereum zu nutzen. Dies kann ein entscheidender Unterschied sein, worauf wir später im Abschnitt zu Rollups noch etwas genauer eingehen werden.
MATIC-Token – Anwendungsbereiche
Polygon Bridge
Sobald das Projekt jedoch fertiggestellt ist, wirst von von den niedrigen Gebühren und dem hohen Transaktionsdurchsatz von Polygon profitieren. Als Alternative dazu bieten gewisse zentralisierte Börsen (CEX) direkte Auszahlungen an das Polygon-Netzwerk an.
Sidechains vs. Rollups
Generell besteht kein Konsens darüber, ob Sidechains wie Rollups als Layer 2-Lösungen bezeichnet werden können. Diese Unterscheidung ist wichtig zu verstehen, wenn du dich in der Multi-Chain-Welt zurechtfinden und die verschiedenen Vor- und Nachteile beurteilen möchtest.
Alle diese Netzwerke bieten unterschiedliche Vertrauensanforderungen, Sicherheitsstandards, Leistungen sowie User- und Entwicklererfahrungen. Als Secured Chains sind Rollups eine der vielversprechendsten Layer 2-Skalierungslösungen, da ihr Sicherheitskonzept auf demjenigen von Ethereum aufbaut.
Bei anderen Lösungen wie der Polygon-Sidechain ist dies jedoch nicht der Fall. Das heißt nicht, dass sie nicht sicher ist, aber wenn sich böswillige Akteure zusammentun würden, könnten sie – zumindest theoretisch – die Kontrolle über das Netzwerk übernehmen. Es gibt jedoch nicht den geringsten Hinweis auf solche Absichten, dennoch muss es an dieser Stelle erwähnt werden. Bei der Verwendung einer Sidechain spielt Vertrauen eine wichtige Rolle, und zwar nicht nur hinsichtlich der Netzwerk-Validatoren, sondern auch im Hinblick auf die Überbrückung der Ketten.
Es lohnt sich auch, über andere Vor- und Nachteile nachzudenken. Wenn du das ETH-Mainnet nutzt, zahlst du höhere Transaktionsgebühren und hast langsamere Transaktionszeiten, aber du kannst dafür auf das stärkste Sicherheitssystem zählen, bei dem nur das geringste Maß an Vertrauen in irgendeine Partei erforderlich ist.
Verwendest du hingegen ein Rollup, zahlst du weniger Gebühren und hast gleichzeitig ein vergleichbares Maß an Sicherheit sowie schnellere Transaktionszeiten. Wenn du eine Sidechain verwendest, zahlst du nur einen Bruchteil dessen, was du bei einem Rollup zahlen würdest, gehst aber einen Kompromiss bei der Sicherheit ein.
Welches Netzwerk ist also das beste? Darauf gibt es keine einfache Antwort. Alle können für bestimmte Anwendungsfälle geeignet sein und sich gegenseitig so ergänzen, dass ein Ökosystem von großem Nutzen entsteht.
Eine Social-Media-Plattform benötigt möglicherweise einen sehr hohen Transaktionsdurchsatz, extrem niedrige Gebühren, aber vielleicht nicht unbedingt den höchsten Sicherheitsstandard, da es sich um keine unverzichtbare Infrastruktur handelt. In diesem Fall kann es sich lohnen, für mehr Leistung auf Sicherheit zu verzichten.
Im Gegensatz dazu erfordert die Hinterlegung von Staatsmitteln auf einer Blockchain das höchstmögliche Maß an Sicherheit, wofür es sich lohnt, mehr zu zahlen, gerade, wenn kein Bedarf an blitzschnellen Transaktionen besteht.
Zusammenfassung
Polygon zielt darauf ab, in Zukunft weitere Skalierungslösungen anzubieten, darunter zk-Rollups, optimistische Rollups und Stand-Alone-Blockchains, die dazu beitragen sollen, ein dynamischeres und besser vernetztes Layer 2-Ökosystem für Ethereum zu schaffen.