Was versteht man unter Kaufkraftparität (KKP)?
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Was versteht man unter Kaufkraftparität (KKP)?

Was versteht man unter Kaufkraftparität (KKP)?

Anfänger
Aktualisiert Sep 11, 2024
7m

Zusammenfassung:

  • KKP geben an, wie viele Währungseinheiten eine bestimmte Menge von Waren in anderen Ländern kostet. Sie geben Auskunft darüber, in welchen Ländern man eine hohe Kaufkraft hat.

  • KKP werden berechnet, um makroökonomische Größen wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in eine einheitliche Währung umzurechnen und so die wirtschaftliche Lage und den Lebensstandard in verschiedenen Ländern besser vergleichen zu können.

  • Insbesondere für Menschen in Ländern mit einer schwachen Landeswährung stellen Kryptowährungen und Stablecoins eine Möglichkeit dar, ihre Kaufkraft zu schützen.

Einführung

Hast du dich jemals gefragt, warum etwas, das in den USA 10 USD kostet, in einem anderen Land viel günstiger ist? Hier setzt das Konzept der Kaufkraftparität (KKP) an, das von Ökonomen angewendet wird, um die Kaufkraft von Währungen verschiedener Länder zu vergleichen.

Einfach ausgedrückt, gibt die KKP an, wie viel wir mit unserem Geld an verschiedenen Orten kaufen können. Ob wir nun eine Tasse Kaffee in Brasilien oder ein Paar Turnschuhe in Deutschland betrachten, die KKP ermöglicht uns aussagekräftige Preisvergleiche für verschiedene Länder.

Was die KKP ist und warum sie für die Analyse der Weltwirtschaft so wichtig ist, wollen wir im Folgenden näher beleuchten.

Wann liegt eine Kaufkraftparität vor?

Die Idee hinter der KKP basiert auf dem sogenannten „Gesetz des einheitlichen Preises“. Dieses besagt, dass unter der Voraussetzung der Abwesenheit von Handelshemmnissen identische Güter, die an unterschiedlichen Orten verkauft werden, die gleichen Preise aufweisen müssen, wenn sie in derselben Währung ausgedrückt werden. 

Stell dir vor, du kaufst dir ein neues Handy. Wenn das gleiche Gerät in den USA 500 USD und in Japan 55.000 Yen kostet, dann sollte der Wechselkurs 110 betragen. Simpel, oder?

Ganz so einfach ist die Sache natürlich nicht, denn es gibt Faktoren wie Steuern, Transportkosten und die lokale Nachfrage, die dazu führen, dass Waren an einem Ort teurer und an einem anderen günstiger sind. Anstatt also nur einen einzigen Artikel zu betrachten, ziehen Ökonomen einen Warenkorb heran – eine Zusammenstellung von Produkten wie Lebensmitteln, Kleidung, Wohnraum und Energie, die die Menschen in verschiedenen Ländern für gewöhnlich kaufen. Durch den Vergleich der Preise dieses Korbes können sie die relative Stärke der verschiedenen Währungen ermitteln.

Warum sind Kaufkraftparitäten wichtig?

KKP sind keineswegs nur für Ökonomen von Interesse, sondern auch von praktischer Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf die Messung der Wirtschaftskraft eines Landes und der Lebenshaltungskosten. Beim Vergleich des Bruttoinlandsprodukts (BIP), d. h. der Produktionsleistung eines Landes, werden häufig KKP verwendet, um unterschiedlichen Preisniveaus in verschiedenen Ländern Rechnung zu tragen. Auf diese Weise erhalten wir eine bessere Vorstellung davon, wie viel die Menschen tatsächlich verdienen und ausgeben.

Nehmen wir zum Beispiel Indien, dessen Pro-Kopf-BIP unter Verwendung des Wechselkurses niedrig erscheinen mag. Wenn wir jedoch die KKP berücksichtigen, die den niedrigeren Lebenshaltungskosten Rechnung trägt, ändert sich das Bild. Wir können nun das Durchschnittseinkommen viel besser mit dem in anderen Ländern vergleichen und bekommen ein besseres Gefühl für den allgemeinen Lebensstandard.

Organisationen wie der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank verwenden das kaufkraftbereinigte BIP, um ein klareres Bild der globalen Vermögensverteilung zu erhalten.

Vergleiche der Lebensstandards

Einer der wichtigsten Vorteile der KKP ist, dass sie Vergleiche der Lebensstandards in verschiedenen Ländern erleichtert. So erhältst du eine bessere Vorstellung davon, was du dir mit deinem Gehalt in einem anderen Land leisten kannst. 50.000 USD im Jahr können dir an einem Ort einen komfortablen Lebensstil ermöglichen, reichen an einem anderen jedoch kaum aus, um über die Runden zu kommen.

Langfristige Wechselkursprognosen

Wechselkurse können aus allen möglichen Gründen schwanken, z. B. aufgrund politischer oder börsenbezogener Entwicklungen Im Laufe der Zeit nähern sie sich jedoch immer an die KKP an. Ökonomen nutzen daher die KKP, um langfristige Vorhersagen über Wechselkurse zu treffen.

Anzeichen für eine Beeinflussung des Wechselkurses

Manchmal nehmen Regierungen oder Zentralbanken Einfluss auf die offiziellen Wechselkurse, um ihre Währung stärker erscheinen zu lassen, als sie tatsächlich ist. Anhand der KKP lässt sich feststellen, ob der Wechselkurs einer Währung mit ihrem tatsächlichen Wert konform ist.

Praxisbeispiele: Big Macs und iPads

Vielleicht hast du schon vom Big-Mac-Index gehört. Dies ist ein leicht verständlicher Indikator, der vom Economist für den Kaufkraftvergleich von Ländern entwickelt wurde. Die Idee ist einfach: Da die Big Macs von McDonald's überall ziemlich gleich sind, kann man durch den Vergleich der Preise in verschiedenen Ländern schnell einen Überblick auf die Kaufkraft einzelner Währungen gewinnen. Wenn ein Big Mac in den USA 5 USD kostet, in Indien aber nur 3 USD, sagt das etwas über den Wert der jeweiligen Landeswährung aus.

Im Laufe der Jahre sind weitere Indizes hinzugekommen, wie der iPad-Index und der KFC-Index. Diese basieren auf gängigen Konsumgütern, um einfache Vergleiche der Kaufkraft im Alltag zu ermöglichen.

Limitationen

Die KKP sind zwar nützlich, aber nicht perfekt. Ein Problem ist die Bewertung der Produktqualität. So ist möglicherweise ein Produkt in einem Land teurer, da es von besserer Qualität ist, auch wenn es gleich aussieht. Man vergleicht also nicht immer Äpfel mit Äpfeln.

Eine weitere mögliche Limitation bezieht sich auf nicht-handelbare Güter. Einige Dinge, wie Immobilien oder lokale Dienstleistungen (z. B. Haarschnitt oder Stromversorgung), werden nicht importiert oder exportiert. Die Preise für diese Güter können daher je nach den örtlichen Gegebenheiten stark variieren.

Ein weiterer limitierender Faktor ist die Inflation. Bei der KKP wird davon ausgegangen, dass die Preise relativ stabil bleiben, aber wie wir alle wissen, kann das Geld durch die Inflation an Wert verlieren. Ein Preisvergleich von heute kann ein paar Monate später schon wieder überholt sein.

KKP und Kryptowährungen

Obwohl die KKP nicht direkt mit den Kryptomärkten in Verbindung steht, wie es bei den traditionellen Währungsmärkten der Fall ist, kann sie Aufschluss darüber geben, wie Menschen in verschiedenen Ländern Kryptowährungen wahrnehmen und nutzen.

Bitcoin und andere Kryptowährungen sind globale Vermögenswerte, das heißt, sie werden nicht von einem Staat kontrolliert. Insbesondere für Menschen in Ländern mit einer schwachen Währung stellen die für sie vergleichsweise teuren Kryptowährungen eine potenzielle Absicherung gegen eine Abwertung der Landeswährung dar. Vor allem in Ländern mit Hyperinflation sind Kryptowährungen eine beliebte Alternative.

Stablecoins können in Staaten mit einer schwachen Landeswährung oder hoher Inflation den Menschen eine Möglichkeit bieten, die Kaufkraft zu erhalten, weshalb sie in verschiedenen Regionen gerne als Zahlungsmittel eingesetzt werden. Die KKP können bei der Entscheidung über den Umtausch der Landeswährung in Stablecoins hilfreich sein. Denk aber daran, dass Stablecoins auch Risiken bergen.

Fazit

KKP können uns helfen, Preise, Einkommen und Wirtschaftsleistung in verschiedenen Ländern besser zu verstehen und miteinander zu vergleichen.

Ganz gleich, ob du ein Ökonom bist, der versucht, Wechselkurse vorherzusagen, ein Unternehmen, das Preisstrategien entwickelt, oder einfach ein neugieriger Reisender, der sich fragt, warum im Ausland alles günstiger oder teurer ist, liefert die KKP interessante Erkenntnisse.

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