TradingView für Einsteiger
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TradingView für Einsteiger

TradingView für Einsteiger

Anfänger
Veröffentlicht Jun 4, 2021Aktualisiert Nov 11, 2022
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TL;DR

TradingView ist eine browserbasierte Charting-Plattform und ein Screener für Kryptowährungen und andere Finanzinstrumente. Die Charting-Tools können auch nativ in der Trading-Benutzeroberfläche von Binance verwendet werden. Neben dem Charting kannst du außerdem deine Trading-Strategien teilen und deine Analysen live streamen.

Wenn es um kostenlose Optionen geht, ist TradingView ein leistungsstarkes Tool für alle Erfahrungsstufen. Die Grundfunktionen sollten für die meisten Trader ausreichen. Sei jedoch vorsichtig, wenn du dir die Ideen und Streams anderer User anschaust. Es ist wichtig, die Informationen herauszufiltern, die einen Mehrwert für deine Strategie darstellen, anstatt anderen blindlings zu folgen.


Einführung

Für Trader, die die technische Analyse lieben, sind robuste Charting-Tools unerlässlich. TradingView ist eine Option für Amateure und erfahrene Trader gleichermaßen. Es bietet zahlreiche Trading- und Charting-Tools und auch eine kostenlose Mitgliedschaftsoption. Seien wir ehrlich: nicht jeder hat das Geld oder den Bedarf für ein Bloomberg-Terminal-Abonnement.

Wenn du auf Binance getradet hast, dann hast du vielleicht bereits die Tools von TradingView bemerkt, die auf der Börse verfügbar sind. Aber ohne sie zu verstehen, können sie etwas einschüchternd wirken. Es gibt eine ganze Menge auszuprobieren, aber wo fängt man am besten an? In unserem Leitfaden für Einsteiger wirst du lernen, was TradingView zu bieten hat.


Was ist TradingView?

TradingView ist eine Plattform, mit der du technische Indikatoren anpassen, Charts erstellen und Finanzwerte analysieren kannst. Diese Indikatoren sind Muster, Linien und Formen, die Millionen von Tradern täglich nutzen. TradingView ist vollständig browserbasiert, du musst also keine Software herunterladen. Du kannst auch eine App für iOS und Android herunterladen, wenn du die Plattform lieber auf dem Mobiltelefon nutzen willst.
Das Unternehmen TradingView wurde 2011 in Westerville, Ohio, gegründet und verfügt heute über eine große Userbasis: Allein im Jahr 2020 wurden acht Millionen Konten angelegt. Die User können verschiedene Aktien, Rohstoffe und Kryptowährungen wie Bitcoin entweder mit einem kostenlosen oder kostenpflichtigen Konto darstellen und analysieren. Sobald du Strategien und Vorlagen erstellt hast, kannst du deine Ergebnisse in der Community veröffentlichen. Auf diese Weise kannst du deine Fähigkeiten mit dem Feedback von anderen TradingView-Mitgliedern verbessern.


TradingView auf Binance

Binance verfügt über integrierte TradingView-Tools in der Benutzeroberfläche der Börse, mit denen die User Charts erstellen und gleichzeitig traden können. Die Tools, die du auf der linken Seite siehst, sind nur eine kleine Auswahl dessen, was verfügbar ist, und bieten eine ähnliche Erfahrung wie die TradingView-Website.

Eine kurze Übersicht über die Benutzeroberfläche findest du unter So verwendest du das Binance Web TradingView-Tool


Was kostet TradingView?

Wie wir bereits erwähnt haben, ist TradingView für jedermann kostenlos nutzbar. Außerdem gibt es kostenpflichtige Abonnements, die die Anzahl der Indikatoren und Charts erhöhen, die du gleichzeitig anzeigen kannst. Für Einsteiger ist ein kostenloses Konto mit einem Chart und drei Indikatoren ein guter Anfang. Du wirst auch Werbung in Kauf nehmen müssen, aber sie ist nicht zu aufdringlich. Unten siehst du weitere Details zu den Unterschieden in den verschiedenen Paketen:


Was ist das soziale Netzwerk von TradingView?

TradingView bietet Instagram-ähnliche Funktionen zum Teilen und Präsentieren von Trading-Strategien. Auf den Seiten „Ideas“ und „Streams“ der Website kannst du Tipps bekommen oder Feedback einholen. Wenn du auf die Seite „Ideas“ gehst, siehst du Charts, Videos und Kommentare von anderen Usern. Die Community-Mitglieder können sich auch an Diskussionen und Chaträumen beteiligen. Aber denke daran, dass jeder User Ideen erstellen und teilen kann, sei also vorsichtig damit. Jeder Trader hat einen anderen Stil und eine andere Strategie, daher solltest du diese Ideen nicht als Finanzberatung auffassen.


So wie du vielleicht einen Twitch-Stream deines Lieblings-Gamers verfolgst, kannst du auch mit TradingView-Streams andere Trader bei der Erstellung von Charts in Echtzeit beobachten. Es ist eine unterhaltsame Zusatzfunktion, aber immer noch in der Beta-Phase, daher ist die Menge an Inhalten relativ gering.


Wie die TradingView-Benutzeroberfläche funktioniert

Wenn du noch nie mit einem Charting-Tools gearbeitet hast, kann TradingView durchaus ein wenig verwirrend aussehen. Wie werden es daher Schritt für Schritt erklären.

Symbolleiste 1

Diese Symbolleiste enthält alle Charting- und Zeichen-Tools, die direkt im Charting-Bereich verwendet werden können. Von einfachen Linien bis hin zu Long- und Short-Positionen gibt es viel zu entdecken. Du kannst auch mit der rechten Maustaste auf die einzelnen Tools klicken, um eine erweiterte Auswahl anzuzeigen. Manche Tools sind etwas komplexer als andere, aber die Standardauswahl enthält genug Grundfunktionen für den Einstieg.

Symbolleiste 2

Hier findest du Optionen, um die Darstellung des Charts zu ändern. Du kannst unter anderem zwischen Kerzen-, Linien- und Flächendiagrammen wählen. Es gibt auch eine Suchleiste auf der linken Seite, um das angezeigte Asset zu wechseln. Ein weiteres erwähnenswertes Tool ist die Schaltfläche [Indicators & Strategies], um vorgefertigte Analysemuster wie gleitende Durchschnitte einzufügen.

Symbolleiste 3

TradingView bietet keinen Brokerage-Service an, du kannst aber über das [Trading Panel] auf der Website traden. Du findest eine Liste der Partner, mit denen du traden kannst, wenn du dort bereits ein Konto eröffnet hast. Du kannst deine Strategien auch mit der Funktion [Strategy Tester] backtesten. 

Symbolleiste 4

Dieser Bereich umfasst hauptsächlich Nachrichten und die sozialen Elemente von TradingView. Du kannst deine Watchlist anpassen, anderen Usern private Nachrichten senden, Ideen und Streams erkunden und auf einen personalisierten Kalender zugreifen. Wenn du Daten, Listen oder Informationen benötigst, ist dies der richtige Bereich für dich.

Chartbereich

Wenn du das betrachtete Asset wechselst, Tools verwendest oder Indikatoren platzierst, werden diese im Chart-Hauptbereich angezeigt. Du kannst auch fast alles, was du siehst, anpassen, was wir im nächsten Abschnitt behandeln werden.


Personalisierung deiner TradingView-Charts

Jeder hat seine Vorlieben, wenn es um das Chart-Layout geht. Das Anpassen von Farben, Linien und Achsen erleichtert das schnelle Lesen und Verstehen deiner Charts. Du findest alle gewünschten Optionen, indem du mit der rechten Maustaste auf den Chart-Bereich klickst und [Settings...] auswählst.

Du kannst deinen Chart auch zurücksetzen, wenn es unübersichtlich wird, und benutzerdefinierte E-Mail-Kurswarnungen über das Menü [Settings...] einstellen.


Nachdem du auf [Settings...] geklickt hast, befindest du dich im Fenster [Chart settings], wo du einige Optionen ausprobieren kannst. Gehen wir die wichtigsten Funktionen schnell durch.


1. Unter [Symbol] kannst du das Aussehen deiner Candlestick-Charts ändern. Jeden Teil der Candlesticks kannst du farblich je nach Wunsch festlegen. 

2. Unter [Status line] kannst du die Informationen ändern, die oben links im Chart angezeigt werden, z.B. OHLC-Daten (Eröffnungs-, Höchst-, Tiefst- und Schlusskurs) sowie Schaltflächen für das Kaufen und Verkaufen. Das rote Feld zeigt den niedrigsten Briefpreis (38,345.96) und die blaue Box den höchsten Geldpreis (38,345.97) an. Dazwischen haben wir die Geld-Brief-Spanne (0.01).


3. Unter [Scales] findest du Optionen zum Ändern der Tracker, die du auf der rechten Achse sehen kannst. Du kannst z. B. den Höchst- und Tiefstpreis des Tages oder die Option „Countdown To Bar Close“ hinzufügen.


4. Unter [Appearance] kannst du die Gitterlinien, die Hintergrundfarbe, die Achsen und andere Eigenschaften in der Darstellung ändern.

5. Unter [Trading] kannst du visuelle Elemente anpassen, wenn du dich mit einem Brokerkonto angemeldet hast.

6. Unter [Events] erhältst du Optionen zur Anzeige von Dividenden, Splits und anderen Ereignissen im Chartbereich.

Abgesehen von der Einstellung der Chartansicht möchtest du vielleicht auch die Intervalle deiner Candlesticks oder anderer Symbole ändern. Gehe dazu in die obere Leiste und klicke auf die Schaltfläche ganz links. Dort findest du eine lange Liste mit verschiedenen Intervallen, die von Sekunden bis zu Monaten reichen. Du kannst auch bestimmte Intervalle zu deinen Favoriten hinzufügen, so dass sie in deiner oberen Leiste angezeigt werden.


Sobald du mit der Anpassung deines Charts begonnen hast, musst du diesen nicht mehr manuell speichern. TradingView speichert alle deine Bearbeitungen in Echtzeit, so dass du dich abmelden und später an gleicher Stelle weiter arbeiten kannst.


Zeichnen von Trendlinien

Für deinen ersten Chart kannst du mit einer Trendlinie nichts falsch machen. Es ist eine einsteigerfreundliche Art, Preisentwicklungen zu modellieren, und eines der am häufigsten verwendeten Chartmuster für Day-Trading und Swing-Trading. 

1. Am Anfang des Tutorials wählst du das Line-Tool in der linken Werkzeugleiste aus.


2. Du kannst auch das Magnet-Tool aktivieren. Deine Linien werden dabei an allen nahegelegenen OHLC-Punkten „magnetisch“ fixiert, was für eine höhere Genauigkeit hilfreich ist.


3. Beginne für einen Abwärtstrend mit einem lokalen High Point (Punkt 1) vor einem Preisrücksetzer, der als lokales Hoch (Swing High) bezeichnet wird. Klicke auf die Stelle, an der die Linie beginnen soll, und versuche, so viele High Points wie möglich einzuschließen. Klicke erneut, wenn du deine Trendlinie abschließen möchtest.

Die Punkte 1, 2 und 3 zeigen Widerstandspunkte an. Es ist immer am besten, mindestens drei Punkte zu haben, die deine Trendlinie testen, da zwei Punkte zufällig sein könnten. Punkt 4 zeigt einen Trend-Ausbruch an, d. h. es ist am besten, eine neue Trendlinie zu zeichnen. 

Sobald du einen etablierten Abwärtstrend hast, besteht eine mögliche Strategie darin, zu verkaufen, wenn der Preis deine Linie trifft und testet. Wenn du eine Aufwärtstrendlinie zeichnest, stelle sicher, dass du diese mit einem niedrigen Preis beginnst, damit sich die Linie unter deinem Candlestick befindet.

Weitere Informationen hierzu findest du in dem Artikel Die Grundlagen von Unterstützung und Widerstand.


Zeichnen einer Pitchfork

Die sogenannte Pitchfork (deutsch: „Heugabel“) ist eine erweiterte Chartfunktion, die das Konzept der Trendlinie weiterführt. Dieser technische Indikator wurde von Alan Andrew, einem berühmten amerikanischen Investor und Pädagogen des 20. Jahrhunderts, entwickelt. Sie ist einfach zu zeichnen und bietet mehr Einblick als eine einfache Trendlinie, also gehen wir sie Schritt für Schritt durch.

1. Wähle zunächst das Pitchfork-Tool unterhalb des Line-Tools.


2. Wir erstellen unsere Pitchfork, indem wir drei Punkte zu Beginn und am Ende der Trends auswählen. 

3. Du kannst im Beispiel unten sehen, dass wir mit Punkt 1, dem lokalen Tief eines Abwärtstrends, begonnen haben. Wir haben dann Punkt 2 angeklickt, das lokale Hoch eines Aufwärtstrends, gefolgt von Punkt 3, dem lokalen Tief des nächsten Abwärtstrends.

4. Diese Punkte bilden eine heugabelähnliche Struktur, wobei die obere Linie, die von Punkt 2 ausgeht, das Widerstandsniveau und die untere Linie, die von Punkt 3 ausgeht, das Unterstützungsniveau anzeigt. Die mittlere Linie zeigt an, wohin der Preis voraussichtlich tendieren wird.

5. Ähnlich wie bei unserem Trendlinien-Beispiel zeigen die Unterstützung- und Widerstandslinie mögliche Bereiche zum Kaufen bzw. zum Verkaufen. Du könntest auch eine Stop-Loss-Order knapp unterhalb der unteren Trendlinie als Risikomanagement-Methode platzieren. Beachte, dass die Pitchfork wie jeder andere Indikator nicht immer wie erwartet funktioniert. Du kannst sie mit anderen Tools und Strategien kombinieren, um die Risiken zu reduzieren.

Wenn du mehr erfahren möchtest, sieh dir den Artikel Wie man TA-Indikatoren auf TradingView erstellt an.


Vor- und Nachteile von TradingView

TradingView ist nur eine Option unter vielen, wenn es um Asset-Screener geht. Die meisten bieten ein ähnliches Sortiment an Charting- und Trading-Tools, aber hier werden wir aus Platzgründen nur auf TradingView eingehen. TradingView macht sicherlich einige Dinge sehr gut, aber es gibt auch Raum für Verbesserungen.

Vorteile

  • HTML5-Charting – Jedes Gerät mit einem Internet-Browser kann auf TradingView zugreifen. Du brauchst keine Software zu installieren und kannst deine Charts überall ansehen. 
  • Kostenlose Mitgliedschaft – Alle User können auf die meisten verfügbaren Funktionen zugreifen.
  • Serverseitiges Alarmsystem – Wenn du einen Alarm erstellst, verfolgt TradingView diesen auf seinen Servern. Du musst TradingView nicht geöffnet haben, um Alarm-Meldungen zu erhalten. 
  • Binance-Kompatibilität – Obwohl du nicht über die TradingView-Website auf Binance zugreifen kannst, ist es möglich, TradingView auf der Handelsoberfläche von Binance zu verwenden. Du kannst Kryptowährungen einfach auf Binance kaufen und verkaufen und auch im Handumdrehen Charts erstellen. 
  • Skripte – Fortgeschrittene User können eigene Indikatoren erstellen, die auf den Servern von TradingView gespeichert werden. Diese Funktion wird mit Pine Script betrieben, der benutzerdefinierten Programmiersprache von TradingView, die einfach zu erlernen ist.
  • Asset-Auswahl – Es gibt eine Vielzahl an Aktien, Wertpapieren, Rohstoffen und Forex-Daten, die für Charts zur Verfügung stehen. Wir sind hier also nicht nur auf Kryptowährungen beschränkt! 
  • Backtesting – Sobald du eine Strategie entwickelt hast, kannst du ganz einfach ein Backtesting mit der eingebauten Funktion durchführen.

Nachteile

  • Community-Probleme – Das Konzept der Registerkarten „Streams“ und „Ideas“ ist zwar interessant, aber die Qualität dessen, was man dort finden kann, ist sehr unterschiedlich. Viele Ratschläge, die gegeben werden, sind sehr spekulativ und für neue Benutzer nicht sehr hilfreich. Auch im Kommentarbereich gibt es gelegentliches Trolling.
  • Kunden-Support – Die TradingView-Community berichtet häufig über Probleme mit dem Support von TradingView. Nur zahlende Kunden können Probleme melden, kostenlose Benutzer erhalten keinen Support.
  • Brokerage-Integration – TradingView hat einige Broker und Handelsplattformen integriert, aber die Optionen sind noch immer ziemlich begrenzt.
  • Cboe BZX-Daten – Die Preise von TradingView für US-Aktien stammen nicht direkt von den zugehörigen Börsen. NASDAQ-Aktien beispielsweise erhalten ihren Preis von der Börse Cboe BZX, der leicht vom tatsächlichen Preis abweichen kann. Echtzeitdaten von einer Börse sind gegen eine Gebühr erhältlich.


Zusammenfassung

Für jeden, der nach einer kostenlosen Lösung mit einer beträchtlichen Menge an Tools sucht, ist TradingView eine solide Option zum Erkunden. Das auf der Plattform bereitgestellte Lehrmaterial ist frei zugänglich und deckt die Grundlagen des Charting und der technischen Indikatoren im Detail ab.

Der soziale Bereich ist jedoch nicht so stark entwickelt. Die Chaträume enthalten oft spekulative Ratschläge, die du vermeiden solltest. Dieser Faktor macht die sozialen Aspekte für Anfänger weniger wertvoll, da du gute und schlechte Ratschläge erst einmal aussortieren musst. 

Dennoch ist es den Versuch wert, TradingView allein schon wegen seiner Chart-Tools auszuprobieren, und die Backtest-Trading-Strategien zu nutzen. Die technische Analyse ist ein tiefgründiges Thema, und du wirst mit einem kostenlosen Konto mehr als genug zu erforschen haben.

Haftungsausschluss: Der hier dargestellte Inhalt dient zu Bildungszwecken. Dieser Artikel stellt keine Befürwortung oder Empfehlung dar, und die bereitgestellten Informationen sollten nicht als Finanzberatung angesehen werden. Alle Screenshots wurden der offiziellen TradingView-Website entnommen und entsprechen deren Nutzungsbedingungen.