Decentralized Autonomous Organizations (DAOs) erklärt
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Decentralized Autonomous Organizations (DAOs) erklärt

Decentralized Autonomous Organizations (DAOs) erklärt

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Veröffentlicht Apr 6, 2020Aktualisiert Jan 31, 2023
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Einführung

Blockchains verändern bereits jetzt schon unser Finanzsystem radikal. Eigenschaften wie Vertrauenswürdigkeit und Unveränderlichkeit sind jedoch nicht nur im monetären Bereich nützlich.

Ein weiterer potenzieller Kandidat, der reif ist durch diese Technologie gestört zu werden, ist die Governance. Blockchains könnten völlig neue Arten von Organisationen ermöglichen, die autonom und ohne jede notwendige Koordination durch eine zentrale Stelle arbeiten können. Dieser Artikel wird eine Einführung dazu geben, wie diese Organisationen aussehen könnten. 


Was ist eine DAO und wie funktioniert sie?

Das Akronym DAO steht für Decentralized Autonomous Organization. Vereinfacht ausgedrückt ist eine DAO eine Organisation, die durch Computercode und Programme gesteuert wird. Als solche ist sie in der Lage, autonom zu funktionieren, ohne die Notwendigkeit einer zentralen Behörde.

Durch den Einsatz von Smart-Contracts kann eine DAO mit externen Informationen arbeiten und darauf basierende Befehle ausführen – all dies ohne jegliches menschliches Eingreifen. Eine DAO wird in der Regel von einer Gemeinschaft von Interessenvertretern betrieben, die durch eine Art Token-Mechanismus einen Anreiz erhalten. 

Die Regeln und Transaktionsaufzeichnungen einer DAO werden transparent in der Blockchain gespeichert. Über die Regeln wird in der Regel durch die Abstimmung der Interessenvertreter entschieden. Typischerweise werden Entscheidungen innerhalb einer DAO durch Vorschläge getroffen. Wenn ein Vorschlag von der Mehrheit der Interessenvertreter abgestimmt wurde (oder eine andere Regel aus den Konsens-Regeln des Netzwerks erfüllt), wird er dann umgesetzt.   

In gewisser Weise funktioniert eine DAO ähnlich wie eine Körperschaft oder ein Nationalstaat, aber in einer eher dezentralisierten Form. Während traditionelle Organisationen mit einer hierarchischen Struktur und vielen Schichten der Bürokratie arbeiten, haben DAOs keine Hierarchie. Stattdessen nutzen DAOs wirtschaftliche Mechanismen, um die Interessen der Organisation mit den Interessen ihrer Mitglieder in Einklang zu bringen, in der Regel durch die Verwendung von Spieltheorie.

Die Mitglieder einer DAO sind nicht durch einen formellen Vertrag gebunden. Sie sind vielmehr durch ein gemeinsames Ziel und an die Konsensregeln gebundene Netzwerkanreize miteinander verbunden. Diese Regeln sind völlig transparent und in der Open-Source-Software festgelegt, die die Organisation regelt. Da DAOs ohne Grenzen operieren, können sie unterschiedlichen rechtlichen Gesetzgebungen unterworfen sein.

Wie der Name schon sagt, ist eine DAO dezentralisiert und autonom. Sie ist dezentralisiert, weil keine einzige Instanz die Autorität hat, Entscheidungen zu treffen und durchzusetzen. Sie ist autonom, weil sie selbstständig arbeiten kann.

Wenn eine DAO einmal eingerichtet ist, kann sie nicht von einer einzigen Partei kontrolliert werden, sondern wird von einer Gemeinschaft von Teilnehmern regiert. Wenn die im Protokoll definierten Steuerungsregeln gut gestaltet sind, sollten sie die Akteure zum vorteilhaftesten Resultat für das Netzwerk lenken.

Einfach ausgedrückt: DAOs bieten ein Betriebssystem für offene Zusammenarbeit. Dieses Betriebssystem ermöglicht es Einzelpersonen und Institutionen, zusammenzuarbeiten, ohne einander kennen oder vertrauen zu müssen.


DAOs und das Principal-Agent-Problem

Die DAOs gehen ein Problem in der Wirtschaft an, das als Principal-Agent-Dilemma bezeichnet wird. Es tritt auf, wenn eine Person oder Instanz (der “Agent”) die Fähigkeit hat, im Namen einer anderen Person oder Instanz (des “Principal”) Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen zu ergreifen. Wenn der Vertreter motiviert ist, in seinem eigenen Interesse zu handeln, kann er die Interessen des Auftraggebers missachten.

Diese Situation erlaubt es dem Agenten, im Namen des Auftraggebers Risiken einzugehen. Was das Problem noch verschärft, ist, dass es auch eine Informationsasymmetrie zwischen dem Auftraggeber und dem Agenten geben könnte. Der Auftraggeber könnte nie wissen, dass er ausgenutzt wird, und er hat keine Möglichkeit, sicherzustellen, dass der Agent in seinem besten Interesse handelt.

Häufige Beispiele für dieses Problem treten bei gewählten Beamten auf, die die Bürger vertreten, bei Maklern, die die Anleger vertreten, oder bei Managern, die die Aktionäre vertreten.

Gut konzipierte Anreizmodelle hinter den DAOs können durch ein höheres Maß an Transparenz, das durch Blockchains ermöglicht wird, Teile dieses Problems beseitigen. Die Anreize innerhalb der Organisation sind aufeinander abgestimmt, und es gibt nur eine sehr geringe (oder gar keine) Informationsasymmetrie. Da sämtliche Transaktionen auf einer Blockchain aufgezeichnet werden, ist die Arbeitsweise von DAOs völlig transparent und macht sie theoretisch unbestechlich.


DAO-Beispiele

Obgleich ein sehr primitives Netzwerk, kann das Bitcoin-Netzwerk als das erste Beispiel einer DAO betrachtet werden. Es arbeitet auf dezentralisierte Weise und wird durch ein Konsensprotokoll ohne Hierarchie zwischen den Teilnehmern koordiniert. 

Das Bitcoin-Protokoll definiert die Regeln der Organisation, während Bitcoins als Währung einen Anreiz für die Benutzer darstellen, das Netzwerk zu sichern. Dies stellt sicher, dass die verschiedenen Teilnehmer zusammenarbeiten können, um Bitcoin als dezentralisierte, autonome Organisation am Laufen zu halten.

Das gemeinsame Ziel im Falle von Bitcoin ist die Speicherung und Übertragung von Werten, ohne dass eine zentrale Einheit das System koordiniert. Aber wofür könnten DAOs noch verwendet werden?

Komplexere DAOs können in verschiedenen Anwendungsfällen eingesetzt werden, wie z. B. bei der Tokensteuerung, bei dezentralen Risikofonds oder bei Social Media Plattformen. DAOs könnten auch den Betrieb von Geräten koordinieren, die mit dem Internet der Dinge (IoT) verbunden sind.

Darüber hinaus führten diese Neuerungen eine Untergruppe von DAOs ein, die als Decentralized Autonomous Corporations (DACs) bezeichnet werden. Ein DAC kann ähnliche Dienstleistungen wie ein traditionelles Unternehmen anbieten, wie zum Beispiel einen Mitfahrservice. Der Unterschied besteht darin, dass sie ohne die Unternehmensführungsstruktur funktionieren, die man in traditionellen Unternehmen findet.

So könnte beispielsweise ein Auto, das sich selbst besitzt und als Teil eines DAC Fahrgemeinschaftsdienste anbietet, autonom arbeiten und Transaktionen mit Menschen und anderen Geräten durchführen. Durch den Einsatz von Blockchain-Orakeln könnte es sogar Smart Contracts auslösen und bestimmte Aufgaben selbstständig ausführen, wie zum Beispiel zum Mechaniker fahren.


Ethereum und "The DAO"

Eines der frühesten Beispiele für eine DAO war das treffend benannte “The DAO”. Es bestand aus komplexen Smart Contracts, die über die Ethereum-Blockchain liefen und als autonomer Riskiofond fungieren sollten.

Die DAO Token wurden in einem Initial Coin Offering (ICO) verkauft und stellten eine Eigentumsbeteiligung und Stimmrechte an diesem dezentralisierten Fonds bereit. Kurz nach der Einführung wurde jedoch etwa ein Drittel der Mittel in einem der größten Hacks in der Geschichte der Kryptowährungen aus diesem Fonds gestohlen.

Das Ergebnis dieses Ereignisses war, dass sich Ethereum nach einem Hard Fork in zwei Chains aufteilte. In der einen Chain wurden die betrügerischen Transaktionen effektiv rückgängig gemacht, so als ob der Hack nie stattgefunden hätte. Diese Chain ist das, was man heute die Ethereum-Blockchain nennt. Die andere Chain, die an dem Prinzip “code is law” festhielt, ließ die betrügerischen Transaktionen unangetastet, um die Unveränderlichkeit aufrecht zu erhalten. Diese Blockchain wird jetzt Ethereum Classic genannt.



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Mit welchen Problemen sind DAOs konfrontiert?

Rechtlich

Das regulatorische Umfeld der DAOs ist völlig unsicher. Es bleibt abzuwarten, wie die verschiedenen Jurisdiktionen den regulatorischen Rahmen um diese neuen Arten von Organisationen schaffen werden. Allerdings könnte eine ständig unsichere Regulierungslandschaft ein bedeutendes Hindernis für die Einführung von DAOs sein.


Koordinierte Angriffe

Die wünschenswerten Eigenschaften von DAOs (Dezentralisierung, Unveränderlichkeit, Vertrauenslosigkeit) sind von Natur aus mit erheblichen Leistungs- und Sicherheitsnachteilen verbunden. Während einige der potenziellen Organisationen, die als DAOs entstehen können, zweifellos aufregend sind, bringen sie viele Risiken mit sich, die in traditionellen Organisationen nicht vorhanden sind.


Punkte der Zentralisierung

Man kann argumentieren, dass Dezentralisierung kein Zustand ist, sondern ein Bereich, in dem jede Ebene für einen anderen Anwendungsfall geeignet ist. In manchen Fällen ist eine vollständige Autonomie oder Dezentralisierung vielleicht nicht einmal möglich oder sinnvoll.

DAOs mögen einem größeren Kreis von Teilnehmern die Zusammenarbeit ermöglichen als je zuvor, aber die im Protokoll festgelegten Governance-Regelungen werden immer ein Punkt der Zentralisierung sein. Man kann argumentieren, dass zentralisierte Organisationen mit einer viel höheren Effizienz arbeiten können – aber auf die Vorteile einer offenen Zusammenarbeit verzichten.


Fazit

DAOs ermöglichen es Organisationen, sich von der Abhängigkeit von traditionellen Institutionen zu lösen. Statt einer zentralen Einheit, die die Teilnehmer koordiniert, werden die Verwaltungsregeln automatisiert und lenken die Akteure zum vorteilhaftesten Ergebnis für das Netzwerk.

Das Bitcoin-Netzwerk kann als eine vereinfachte DAO betrachtet werden und derzeit sind andere Ausführungen kaum vorhanden. Der Schlüssel um eine gute DAO zu entwerfen, ist die Festlegung von effizienten Konsensregeln, die komplexe Teilnehmerkoordinierungsprobleme lösen. Die wirkliche Herausforderung bei der Implementierung von DAOs ist vielleicht nicht rein technologisch, sondern eher sozial.

Wenn Sie mehr über DAOs erfahren möchten, lesen Sie den Bericht von Binance Research: Theorie und Praxis der DAOs.